Nachdenken über Kaffee
Kaffee-Monokulturen funktionieren nur mit viel Chemie. Offensichtlich stört das aber nur sehr wenige Menschen. Die großen Kaffee-Firmen werben mit schönen Bildern von Monokulturen, auch
Medien finden Monokulturen vorbildhaft. Monokulturen, wohin man schaut: Lavazza, Melitta, Mondelēz, Neumann, Segafredo, Falstaff, Fraunhofer FCM.
Wenn man sich jetzt die Chemie vorstellt, die in diesen Landschaften versprüht wird, könnte einem die Lust auf Kaffee vergehen. Sollte man allerdings deshalb auf Kaffee verzichtet, steigen
die Bauern über kurz oder lang auf Rinderzucht um und das wäre noch schlimmer.
100m² Tropengarten für einen Jahresbedarf Kaffee
Kaffee-TrinkerInnen ist wahrscheinlich nicht bewusst, wie sich ihre Kaffeewahl auf die Biodiversität unserer Erde auswirkt. Naturnaher Kaffeeanbau hilft dabei, wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu schützen.
Drastischer Einfluss auf die Biodiversität
Ursprünglich ist Kaffee eine Schattenpflanze. “Traditionell wurde Kaffee daher im Schatten umstehender, großer Bäume angebaut. Bei dieser Methode bleibt ein Teil des natürlichen Lebensraumes erhalten, was mit einer deutlich höheren Artenvielfalt einher geht.” [1] Unter dem ständigen Preisdruck der Märkte wurden mittlerweile Sorten gezüchtet, die – bei reichlich Düngung – unter freiem Himmel wachsen. Damit kann auf Schattenbäume verzichtet werden, der Flächenertrag steigt, maschinelle Bearbeitung wird möglich und die Produktionskosten sinken. Heute kommt der Großteil des Kaffees aus Monokulturen. “Die vorhandenen Studien zeigen einen drastischen Effekt auf die Biodiversität. Unter anderem finden amerikanische Zugvögel in den baumfreien Plantagen keinen Unterschlupf mehr und die Balance aus Schädlingen und Nützlingen, die im traditionellen Kaffeeanbau beobachtet werden kann, versucht man durch den Einsatz von umweltschädlichen Pestiziden auszugleichen.” [2]
Naturnaher Kaffeeanbau schützt wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Noch gibt es ihn, den naturnahen Kaffeeanbau und es sind mehrere Siegel am Markt, die ihn
zertifizieren. Am Ende sind es aber die Kaffee-TrinkerInnen, die entscheiden, ob diese naturnahe Wirtschaftsweise zunimmt oder abnimmt. Derzeit z.B. bleiben die Bauern in
Kolumbien auf ihrem Rainforest-zertifizierten Kaffee sitzen, weil die Konsumenten lieber billigen Kaffee kaufen. Damit sind die großen Plantagen mit den totgespritzten Monokulturen im
Vorteil.
Dabei ist es einfach, den Lebensraum von Kolibris und anderen Tieren zu schützen. Um 7,5 kg Kaffee – den Jahresbedarf eines mäßigen Kaffeetrinkers – zu produzieren, sind 100 m² Fläche erforderlich. Fällt die Entscheidung auf einen Kaffee
- mit Frosch- oder Bio-Siegel oder
- mit genau bekannter Herkunft und Anbauweise,
dann sind diese 100 m² ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Linksammlung:
Linksammlung:
https://www.youtube.com/watch?v=QrwSlfRZgfo
http://nabu-leverkusen.de/aktiv-werden/einkaufen/
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=4816
http://www.lateinamerika-studien.at/content/natur/natur/natur-876.html
Eva Schmelzer (Mittwoch, 02 März 2016 11:52)
Ich hatte schon die Abhandlung von Johannes Wagenknecht gelesen, die mich tatsächlich nicht nur zum Nach- sondern auch zum Umdenken gebracht haben. Aber trotzdem war es gut, diese beiden Artikel noch mal zu lesen. Denn es war mir doch noch nicht so umfänglich bewusst geworden, wie umfänglich sich meine Kaffeewahl auf die Biodiversität unserer Erde auswirkt. Danke nochmal für die beiden Kaffee-Beiträge und auch für die weiterführenden Links.