Immer mehr Morde an Umweltschützern
Text: Gudrun Kaspareit
Fotos: Johannes Wagenknecht
09.05.2015
Allein im letzten Jahr, sind 116 Umweltschützer umgebracht worden. So viele wie nie zuvor. Damit haben sie den Journalisten den Rang abgelaufen und sind nun die am meisten gefährdetste Aktivistengruppe. Das läßt ahnen, dass Umweltschützer gewissen Leuten oder Gruppen zu nahe kommen, die lieber ungestört Umsätze auf Kosten der Natur und damit auf Kosten von uns allen machen wollen.
Schon zwischen 2007 und 2011 hatten sich die Morde verdreifacht. Die meisten Gewalttaten ereignen sich in Asien, sowie Mittel und Südamerika, ausgeübt von Paramilitärs, privaten Sicherheitsfirmen, Polizei und Militär; in Auftrag gegeben von Landbesitzern, Unternehmern und Politikern. Viele Fälle werden nie aufgeklärt. Am Schlimmsten betrifft es indigene Gruppen, die sich für den Erhalt ihrer Umwelt und Lebensgrundlage einsetzten.
Umweltschützer werden kriminalisiert, als Terroristen bezeichnet, des Widerstandes gegen den „Fortschritt“ beschuldigt und z.T. auf offener Straße erschossen, entführt, bedroht und beschuldigt, während die Hintermänner oft völlig unbehelligt bleiben. Menschenrechte werden mit Füßen getreten. Tierrechte gibt es nicht einmal. Die Natur dient nur dazu ausgebeutet zu werden.
Eine große Mitschuld an der Situation hat Europa und ganz speziell Deutschland, denn Deutschland ist einer der größten Abnehmer tropischer Produkte, wie Palmöl oder Soja für unser Viehfutter und so banaler Dinge, wie Papier. Der Tropenwald steckt auch im Papier und Deutschland ist der größte Abnehmer dafür.
Die EU importierte 2012 für sechs Milliarden Euro Palmöl, Soja, Rindfleisch und Papier aus illegal gerodetem Regenwald.
Trotz Verboten haben es deutsche Firmen nicht schwer Papier aus illegaler Rodung zu kaufen. Kontrollen sind leicht zu umgehen. Die Folgen sind Menschenrechtsverletzungen, Gewalt, Korruption, Klimaerwärmung,
Der größte Anteil des illegal geschlagenen Holzes kommt aus Brasilien und Indonesien. Aber andere Länder aus Lateinamerika und Asien folgen, sowie einige afrikanische Staaten. Kambodscha und Papua Neu Guinea sind im Kommen, Länder, die sich bisher durch ihre unberührte, paradiesische Natur ausgezeichnet haben.
Lässt sich dieser Trend der exzessiven Naturzerstörung stoppen? Die staatliche Gewalt ist offenbar korrumpiert und hat kein besonderes Interesse an einer Strafverfolgung. Fakt ist, Europa ist Schuld am Untergang der Tropen.
Wenn wir die Lunge der Welt retten wollen, sollte neben besseren Gesetzten und schärferen Kontrollen, mehr Verbraucher Verantwortung her. Das heißt, der Kunde sollte auf die Herkunft der Ware achten, Produkte aus Tropenholz ächten, Palmöl ächten (z.B. alle Produkte von Unilever), auf Recyclingprodukte zurückgreifen, bei Kaffee, Kakao und anderen Tropenfrüchten auf Nachhaltigkeit achten, um nur einiges zu nennen.
Es sollte uns sehr bewusst sein, dass der Regenwald für uns, den reichen europäischen Kunden stirbt. Die gute Nachricht aber ist, wir, die reichen, europäischen Kunden können durch unser Konsumverhalten den Markt steuern.
Also lasst uns die Werbelügen nicht glauben, auch nicht, dass wir mit unserem Konsum die aufstrebende Wirtschaft dieser Länder fördern. Es verdienen nur einige wenige gewissenlose und skrupellose Unternehmer, nicht aber die arbeitende Bevölkerung. Würden die Arbeiter ebenfalls verdienen, wären die Produkte sehr viel teurer.
Die Frage lautet: Sind wir bereit, diese Welt, wie wir sie kennen, für billiges Papier, billigen Kaffee, Palmöl oder billiges Fleisch zu opfern.
Es geht nicht mehr „nur“ darum den Lebensraum der indigenen Bevölkerung zu retten. Seltene Tierarten und einzigartige Natur zu schützen. Es geht ums Große Ganze. Es geht um nichts weniger als die Welt. Wenn wir die Lungen der Welt zerstören, was wird dann wohl passieren? Extreme Unwetterlagen? Klimawandel mit 7 Meilen Stiefeln? Massenaussterben? Wir machen aus dieser Welt einen Wüstenplaneten und wir sollten uns fragen, ob uns einige Billig-Produkte das wert sind.
Susanna Schmid (Montag, 01 Juni 2015 16:53)
Den "Preis",den alle auf diesem Planeten für diesen todbringenden Frevel werden zahlen müssen,ist schon unterwegs zu uns...z.B. in den Booten der Mittelmeerflüchtlinge.Vielleicht lässt sich noch eine Restnatur retten,aber das planetarische Oekosystem ist bereits so geschädigt,dass wir vermutlich den "Point of no return" bereits hinter uns gelassen haben,und da können auch die Anstrengungen einer kleinen Minderheit nichts mehr viel daran ändern,das ist meine Ueberzeugung.Seit 40 Jahren verzichte ich ohne eine Ausnahme aufs Autofahren,habe aber bisher kaum jemanden kennengelernt,der das auch täte - im Gegenteil: der Verkehr hat in unseren "zivilisierten"Ländern Ausmasse abgenommen,die lebensbedrohlich für alle werden,wenn auch nicht gleich in Statistiken messbar u.s.w.u.s.f.Ich stelle mich aufs Ueberleben ein,was die nächsten Jahre anbetrifft und hoffe,dass ich damit nicht allein bleibe!Ich möchte in diesem Zusammenhang auch an Bruno Manser erinnern,den leidenschaftlich Engagierten für den Schutz der Tropen,der im Jahre 2000 spurlos verschwand und trotz intensiver Suche unauffindbar blieb - es hat am Raubbau auf Sumatra und Borneo nichts geändert,so die traurige Tatsache - wir sollten uns keine falschen Hoffnungen machen,sondern den Fakten direkt ins Auge sehen - aber können wir das?
Eva Schmelzer (Montag, 01 Juni 2015 12:33)
Mein Gott, ist das traurig, dass Menschen, die zur Rettung der Welt beitragen wollen ermordet werden! Ich sehe auch keinen Ausweg auf Besserung, da die Mörder oder die Auftraggeber aus staatlichen Einrichtungen wie Polizei, Militär und sogar Politik kommen oder eben von den Landbesitzern, denen es ein leichtes sein dürfte, auf o.g. Einfluss zu nehmen zu ihren Gunsten.
Bleibt also nur, der europäischen Öffentlichkeit diese furchtbaren Zustände ganz deutlich vor Augen zu führen und ihr ebenso deutlich zu machen, was sie von hier aus durch ihr Kauf- und Konsumverhalten ändern könnten. Ich weiß aber gar nicht, wie hoch der Bevölkerungsanteil derer ist, die das wirklich interessiert. Ich kann das nicht einschätzen. Selbst wenn die Ausmaße des Schreckens für Menschenrechte, Natur- und Tierschutz jedem einzelnen Europäer bekannt wären – wie viele wären bereit, etwas für eine Veränderung zu tun? Und dabei leben wir zumindest in West- und Nordeuropa so, dass wir uns den Luxus leisten könnten, auch an die zu denken, auf deren Rücken wir unseren Wohlstand ausleben.
Danke auch an Johannes Wagenknecht für die Regenwald-Fotos hier und auf anderer Seite.
Martina Sparfeld (Montag, 01 Juni 2015 10:46)
Ich halte die mehrheit der Weltbevölkerung und speziell hier in der westlichen Welt für viel zu stumpf um Zusammenhänge in ihrem Konsumverhalten und was dieser anrichtet zu erfassen,zu reflektieren und dann vielleicht ihr Verhalten zu ändern.Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf,aber erleben werde ich es wohl nicht mehr.Leider!