Luana Kumaruara, eine Kämpferin für den Amazonas
Text und Fotos: Arne Salisch
27.11.2021
Luana da Silva Cardoso besser bekannt als Luana Kumaruara, ist eine Frau vom Volk der Kumaruara. Die Kumaruara leben in Brasilien im Regenwald des Amazonas und sind durch die Politik Bolsonaros und die dadurch resultierende Abholzung extrem gefährdet. Luana Kumaruara arbeitete als Kindermädchen, verkaufte Schmuck auf Märkten.
Mit 16 arbeitete Sie im Haus eines englischen Anthropologen und da begann ihr Interesse an Anthropologie. Sie lebte eine Weile mit der englischen Familie in Schottland und begann dann nach ihrer Rückkehr nach Brasilien ihr Studium der Anthropologie an der Universidad do Oeste Para.
Dieses absolvierte sie unter großen Schwierigkeiten, denn sie wurde Mutter von zwei Kindern und hatte neben dem Studium eine Familie zu versorgenhatte eine Familie zu versorgen. Aufgrund ihres Engagements für indigene Völker wurde sie schon während ihres Studiums Titularvertreterin des Kumaruara Territoriums.
Sie wird immer wieder Opfer von Anfeindungen aufgrund ihrer Arbeit für Indigene, und weil sie immer wieder für die Frauenrechte eintritt und so gegen den Machismo kämpft. Sie organisiert die Aktivitäten und den Widerstand indigener Frauen Amazoniens.
Rettet die Naturvölker e.V. kooperiert seit September 2021 mit den Kumaruara. Wir unterstützen die Demarkierung und Vermessung ihres Landes und den Bau einer Sprachenschule zum Erhalt der Stammessprache Neenghatu. Stirbt die Sprache, stirbt die Kultur
Hier nun ein Aufruf von Luana Kumaruara für das Dorf Mururay am Tapajos, in dem auch die Sprachenschule errichtet wird:
Unterstützung für Mururay
"Grüße an die Krieger des Amazonas!
Hier ein Dokument, das über die Lage des Dorfes Mururay berichtet und eine damit verbundene Bitte um finanzielle Unterstützung.
ZUSAMMENFASSUNG DER GESCHICHTE Mururays:
Muruarys Geschichte ist verbunden mit Rückeroberung:
Die ehemaligen Familien lebten im sogenannten Zentrum, hatten neben der Schutzpatronin Santa Luzia eine Anführerin namens Sofia sowie eine Fußballmannschaft namens "flamenguinho". Wegen eines Brandes in der Nähe der Quelle des Igarapé trocknete ebendiese aus und schnitt allen Familien den Zugang zu Mururay ab.
Bald zogen alle Familien von Mururay nach Solimoes, das zu dieser Zeit zwar noch keine Wasserleitungen hatte, hierfür jedoch sehr nah am Rio Tapajós liegt. Solimoes hatte den Spitznamen "Kolonie" und wie geschildert, war der Grund für den Umzug die Trockenheit sowie fehlende Schulen für die Kinder.
Heute sieht das alles anders aus. Das Holzhaus der verstorbenen Sofia Kumaruara blieb mehr als 100 Jahre erhalten und ihre Tochter Lídia Gama (heute 88 Jahre alt) und weitere Bewohner aus dieser Zeit lassen für uns die Geschichte ihres Ortes und ihrer Familien noch einmal Revue passieren.
Aufgrund der Pandemie wurde die Sehnsucht nach Mururay -unserem Land und unserer Erde- zurück zu ziehen immer stärker. Zu Beginn der Pandemie sind wir dann gleich umgezogen, um uns zu isolieren. Wir hatten Angst jemand könnte an der Krankheit sterben. Es hatte sich eine Bewegung der Rückbesinnung einiger Familien formiert. Viele erinnerten sich aber auch daran wie man damals an der harten Arbeit gelitten hatte.
Heute haben wir unsere Flussläufe wieder. Wir haben 7 Häuser wiederaufgebaut. In mindestens zweien lebt noch niemand, aber der Wandel hat begonnen.
Einige Familien sind bereits in die Arbeit der CEFA mit eingebunden. Unser Dorf Muruary wurde bereits bei der Sitzung des Führungsrats des Tapajós Arapiuns ausgewiesen und muss noch
bei der nächsten Volkszählung (jetzt im
Dezember) aus dem Dorf Solimões ausgegliedert werden. Es ist aber bereits legitimiert und unsere Anführer sind anerkannt.
Wir haben derzeit WI-FI-Internet von der Firma Viasat, dies bezahlen wir gemeinschaftlich.
Mindestens zwei Häuser haben Leitungswasser, die anderen nutzen direkt den Zufluss (Iguaparé)
Wir haben viele Träume und Projekte: Eine Schule, fließend Wasser und Solarenergie für alle sowie eine Einkommensquelle für Familien, die im Dorf Muruary leben.
Apropos Einkommensgenerierung, an dieser Stelle komme ich darauf zu sprechen, worüber wir uns unterhalten haben: alternative Möglichkeiten hier ein Einkommen zu erlangen und somit ein gutes Leben führen zu können.
Wir Mururay-Frauen arbeiten kollektiv für die Gemeinschaft. Wir arbeiten stets in der Maniok-Ernte, wie schon unsere Vorfahren, unser Zusammenschluss drehte sich immer um das Backen von Maniok-Mehl.
Egal ob alleinerziehende Mütter und verheiratete Frauen. Natürlich schließen wir auch junge Leute dabei nicht aus.
Im Gegenteil, wir binden sie mit ein, damit sie alles lernen können, dies wird als Vermittlung von traditionellem Wissen verstanden.
Wir schließen selbst Männer nicht aus, sie sind sehr nützlich. Z.B. können sie ein schweres Stück Holz tragen oder die Pfähle aus dem Boden nehmen, was sehr hart ist und großer Kraft bedarf. Jede/r hat ihre/seine grundlegende Rolle, aber Frauen sind die Hauptkrieger.
Wir haben derzeit Familien, die in der Landwirtschaft arbeiten und andere Neulinge in der Tourismusgruppe der Gemeinde.
Hier bei RESEX Tapajós Arapiuns, wo wir leben, haben viele
Dörfer und traditionelle Gemeinden in den Gemeindetourismus investiert, weil sich dies gut in unseren Alltag und unsere Lebensweise integrieren lässt. Es ist sehr gerecht die Mitarbeitenden sind die Verantwortlichen ihres eigenen Unternehmens und generieren ein Einkommen für ihre Familien.
Das Dorf Alter do Chão hat einen weiltweit ausgelobten Preis für ihr Konzept von Tourismus gewonnen und ist in der Tat sehr begehrt.
Aber wenn die Leute zu uns zu Besuch kommen, wollen sie zu den am weitesten entfernten Stränden in Tapajós und
Arapien. Der Tourismus in den Dörfern und Gemeinden hat einen großen Anteil eingenommen und wir haben die Vision, dass Alter do Chão bald ein eine logistische Zentrale für andere Orte sein könnte, die etwas weiteres besonderes präsentieren könnten. An dieser Stelle können wir den Platz einehmen tradionelle Lebensweisen am Amazonas zu präsentieren. Wer hätte nicht Lust so etwas zu erleben?
Ich schreibe einige Informationen über die Planung, wo wir gemeinschaftlich etwas bauen.
Die Produktion wird im Territorium des Kumaruara-Volkes speziell mit weiblichen Anführerinnen aus der
Muruary-Region im Extraktivreservat Tapajós Arapiuns – RESEX stattfinden.
Wer uns kennt, weiß, wir warten nicht darauf, bis jemand unsere Projekte durchführt. Wir glauben an unser Potenzial und unsere Autonomie. Wir haben jedoch einige Partner auf die wir zählen können, PSA in dieser Partnerschaft.
Wir passen unsere Pläne entsprechend den aktuellen Gegebenheiten an und an das, was wir tatsächlich machen können.
Hilfe um Unterstützung:
Was müssen wir kaufen?
Ein neues Kanu
Ein 5/5-Motorheck und eine Lenkung.
20 Messlöffel; eine große Gabel; 2 große Löffel
3 Boote von Inajá; 20 Dosen Dosenwurst
Zwei Gallonen Bajara-Farben
Ein Erste-Hilfe-Set 75,00 (Kleber, Baumwolle, Wasserstoffperoxid,
Schere, Farbstoff, Handschuhe, Mundschutz, Bandeide).
120 L Styropor
5 Westen
3 Ruder
10.10 Hängematten – 10 Seile – 10 Blätter
Wir haben eine Bajara (Boot) mit Platz für mindestens 10 Personen." (Text Luana Kumaruara, Übersetzung Hannes)
Viele indigene Gemeinschaften in Brasilien hatten sich zu Beginn der Pandemie weit in den Wald zurückgezogen, da sie schon seit jeher durch eingeschleppte Krankheiten der weißen Siedler immer wieder stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dieses Verhalten hat wohl vielen Völkern geholfen mit halbwegs niedrigen Opferzahlen bisher durch die Pandemie zu kommen. In der Großstadtmetropole Manaus(Amazonien) in der ähnliche klimatische Rahmenbedingung herrschen und indigene Ethnien aus dem ganzen Amazonasraum leben, konnten sich die Menschen nicht so einfach zurückziehen. Die Opferzahlen bei einer geschätzten Volldurchseuchung waren extrem hoch.
Schaut man sich die Satellitenbilder an so wird schnell deutlich, dass auf der Westseite des Tapajos im indigenen Gebiet deutlich weniger Wald Sojaplantagen zum Opfer fällt als auf der Ostseite. Unterstützen wir die Kumaruara dabei ihre Kultur zu erhalten und ihr angestammtes Gebiet zu demarkieren, so besteht die Chance, dass die Jungen nicht in die großen Städte ziehen. Würden die Indigenen dieses Gebiet verlassen, so hätten Holzfäller und Sojaproduzenten leichtes Spiel die letzten intakten Waldfälchen Parás auch noch auszubeuten.
Eine Unterstützung Indigener bedeutet auch unsere eigene grüne Lunge zu bewahren.
Spendenkonten: RdN e.V Postbank Hamburg IBAN DE 80 2001 0020 0006 1962 05
Förde Sparkasse IBAN DE 31 2105 0170 1004 1366 18
Stichwort Kumaruara. Wir sind gemeinnützig. Ihre Spenden sind steuerlich absetzbar.