Indonesien soll eine neue Hauptstadt bekommen
Text: Gudrun Kaspareit
Fotois: Wikipedia und
BOS Deutschland
04.10.2019
Skyline von Jakarta
Jakartas Armenvietel
Mal wieder, Borneos Wälder brennen. Hauptleidtragende sind die Orang Utans. Die Feuer wüten in Ost Kalimantan. Während CAN Borneo (People for forest and wildlife) unermüdlich versucht die Feuer zu bekämpfen, bereitet sich das Centre for Orangutan Protection C.O.P. auf die Evakuierung vor.
Dies spielt sich jedes Jahr ab und jedes Jahr wird es schlimmer. Dann ziehen dicke Rauchschwaden bis nach Kuala Lumpur und Singapur. Tausende Schulen müssen schließen, Hunderte Flüge werden gecancelt. Unzählige Menschen müssen in Kliniken, wegen Atemproblemen. Wenn die Feuer außer Kontrolle geraten, kann nur der Monsun sie stoppen. Bedrohte Tiere sind in Gefahr, wie Orang Utans, Leoparden, Sumatra Tiger, Tapire. Die Feuer werden begünstigt, durch trockengelegte Moorgebiete, die mittels Gräben entwässert werden. Sumpfschildkröten verlieren ihren Lebensraum. In Sumatra und Papua spielt sich das gleiche Drama ab. Tropische Torfgebiete in Indonesien, die 36% der weltweiten Gesamtmenge ausmachen, enthalten geschätzt 28,1 Gigatonnen Kohlenstoff. Torfbrände sind fast unmöglich zu löschen, da sie unterirdisch weiter schwelen.
Schuld an der Brandrodung sind u.a. Konzerne wie WILMAR und SINA MAS. WILMAR ist der weltgrößte Palmölkonzern und liefert zum Beispiel Biosprit für Europa. SINAR MAS ist Indonesiens größter Papier und Zellstoff Fabrikant. Eine Tochterfirma, „Asia Pulp and Paper Company“, mit Sitz in Singapur bezieht 70% der benötigten Bäume aus Regenwaldrodung. Eine weitere Tochter, Smart, ist der größte Palmölhersteller für Speiseöl, Margarine und Backfette. Der Sinar Mas Group wird vorgeworfen, dass sie das Wohlwollen der Entscheidungsträger durch großzügige Spenden beeinflußt, um unbehelligt den Regenwald in Indonesien zerstören zu können.
Da die Feuer außer Kontrolle geraten können, was sie regelmäßig tun, können sie auch die Palmölplantagen bedrohen. Deshalb hat Präsident Widodo versprochen 2,6 Millionen Hektar zu renaturieren, die Moore wiederzuvernässen und ursprüngliche Vegetation anzupflanzen.
Wieviel sein Versprechen wert ist, wird sich zeigen.
Die Haupstadt Indonesiens, Jakarta, liegt teilweise tiefer als der Meeresspiegel und wird regelmäßig überschwemmt. Tatsächlich versinkt der Zehn-Millionen-Einwohner-Moloch Jakarta in rasantem Tempo im Meer: Manche Gebäude sacken dort um 25 cm. im Jahr ab. Mehr als die Hälfte der Stadt liegt schon heute unterhalb des Meeresspiegels, bis 2030 sollen es 80 % sein. Einer der Gründe, weshalb Jakarta ständig absackt, ist die übermäßige Grundwasserförderung. Ein Weiterer der Anstieg des Meeresspiegels infolge des Klimawandels. Außerdem herrscht in Jakarta ständiges , extremes Verkehrschaos, die Stadt leidet unter Luftverschmutzung, ist überfüllt und wird oft von Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen heimgesucht. Deshalb hat Präsident Widodo beschlossen, die Hauptstadt zu verlegen und zwar schon 2024 – in den Dschungel von Borneo. Dort soll für 32 Milliarden Euro eine ganz neue Metropole entstehen. Widodo begründet die Wahl der Lage damit, dass sie strategisch günstig liegt, im Herzen Indonesiens. Dort sei man sicherer vor Erdbeben und Überflutungen.
Das Bedürfnis nach Sicherheit ist ja verständlich, doch was wird aus Borneos Regenwald und seiner Tierwelt? Dort, wo die neue Hauptstadt aus dem Boden gestampft werden soll, ist bis jetzt dichtes, intaktes Waldgebiet. Wenn sich eine neue Großstadt in den Wald frißt, mit ihrem Energiehunger, mit Ihrer Infrastruktur, mit Müll, Dreck und Autoabgasen. Mit Kanalisation oder auch ohne... mit Wasserverbrauch, Straßenbau und Industrieansiedelung, was bleibt dann noch für den Regenwald und seine Tiere? Und was bedeutet dies für das Klima?
Inzwischen hat der Monsun eingesetzt und fürs Erste sind die Feuer wieder erloschen. Doch wenn ich an die Zukunft denke, wird mir bang.
Gudrun (Dienstag, 15 Oktober 2019 05:13)
Liebe Marion,
ich danke Dir sehr für Dein Feedback. Du hast mit Deiner Einschätzung vollkommen Recht. Die Zeit, als man noch etwas tun konnte, hat man verschlafen und jetzt wird noch mehr Urwald geopfert - was wiederum den Klimawandel beschleunigt. Es ist so traurig, dass mitzuerleben.
Dir liebe Marion vielen Dank, für Deine lieben Schlussworte
Marion Hartmann (Montag, 14 Oktober 2019 00:44)
Es wird mir schlecht, wenn ich das lese. Ich denke, dass man es tun wird, man hat ja gar keine andere Wahl als eine ganze Stadt mitten im Dschungel erstehen zu lassen. Jetzt hat man keine Wahl mehr, aber man hatte sie lange vorher und das betrifft eigentlich alles, was die Folgen des Klimawandels betrifft, das hat man sich ausrechnen können, aber es war eben rein alles auf Wachstum gesetzt, egal, was da kommen mag. Am Ende, und das sehen wir hier, steht die Frage nicht mehr, was denn aus der Tier- und Pflanzenwelt wird und was aus noch intakten Gebieten, weil alles, was der Mensch bei allem Kommenden zu tun gezwungen ist, ihm letztlich selber gilt, die Rettung seiner eigenen Spezies und möglichst so, dass alles so bleibt, wie er sich das geschaffen und erwirtschaftet hat, ein drastischer Rückschritt ist, wenn ich das mit Harald Lesch ausdrücken will, nur bei einer echten globalen Katastrophe zu erwarten. Natürlich ist der Klimawandel nichts anderes als eine echte Katastrophe, aber eben schleichend und alles, was schleichend kommt, vermittelt den Gedanken, dass man noch viel Zeit hat, dass man noch ein ganzes Weilchen noch so weitermachen kann, wie bisher. Widodo spricht aus Hunderttausend Mündern: "Dort sei man sicherer...!" Es ist genau das, was man denken und tun wird bei kommenden Katastrophen, sich in Sicherheit bringen. Letztlich wird es Kriege geben um Rohstoffe, um Wasser und um sichere Gebiete. Liebe Gudrun, Dein Engagement mit der Naturwelt, Deine unermüdlichen Recherchen und Aufklärungen sind nicht mit Gold aufzuwiegen. Danke!