Biopiraterie
Text: Marion Hartmann
01.10. 2018
Heilpflanzen, das grüne Gold
Wenn wir heute von Heilpflanzen reden, dann denken wir an die großen Kräfte dieser bei Beschwerden und Krankheiten. Und sowie uns nur bekannt ist, welche Pflanze oder Pflanzenmischung bei dies oder jener
Sache behilflich sein kann, brauchen wir sie nur zu kaufen in Apotheken oder Reformhäusern.
Es gibt kaum eine Heilpflanze, die nicht zu haben ist und die nicht über Apotheken zu bestellen wäre.
Was dazu kommt.., die Heilpflanze geht weit über die medizinische Nutzung hinaus, wir haben ihre Verwendung in Kosmetika, Farbstoffen, Lacken, Waschmitteln, usw.
Etwa 50 000 bis 70 000 Pflanzenarten, wie auch mehrere tausend Tierarten liefern dem Menschen wichtige Substanzen für seine Gesundheit.
Wenn man aber ein wenig vom traditionellen Heilpflanzenanbau in Deutschland abrückt, so sehen wir laut Weltnaturschutzunion (IUCN) die Gefährdung von 15 000 Arten wildwachsender Heilpflanzen auf unserem Planeten. Die 5 Top- Importländer sind Hong- Kong, USA, Japan, Deutschland und Südkorea.
Und der Bedarf an Heilpflanzen bei wachsender Bevölkerung steigt stetig. Dies bedeutet Habitatzerstörung und genetische Verarmung der Bestände.
Mit der Vermarktung angeeignetem traditionellen Wissen und der Patentierung von Heilpflanzen jagen die Industriekonzerne nach dem grünen Gold.
Man stelle sich vor, ein brasilianischer Pharmakonzern patentiert plötzlich die europäische Kamille.., dann hat man mit dieser Pflanze, die an jedem Feldrand wächst und welche vorher Allgemeingut war, eine privatisierte Heilpflanze. Und wer die Kamille dann verwenden will, der muss Lizenzgebühren an den brasilianischen
Pharmakonzern bezahlen. Der Begriff hierfür ist BIOPIRATERIE!
Ein erdachter Albtraum? Natürlich nicht, allerdings im umgekehrten Fall:
Vor allem in den Ländern des Südens gibt es eine enorme Biodiversität, eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren, das Interesse der Biopiraten wächst stetig an traditionellem Wissen indigener Gemeinschaften beim Ziel der Patentierung von diesem Wissen/ geistigem Eigentum nebst Pflanzen und Wirkstoffen.
Natürlich haben die ganz großen Biopiraten auch Namen: Bayer, Monsano, Syngenta z,B,. wobei die Irrationalität vorwiegend darin besteht, Pflanzengifte wie Pestizide herzustellen, damit Krankheiten bei Mensch und Tier hervorzurufen.
Das erinnert mich an die Geschichte eines verwirrten russischen Bauern, der in einem fort seinem Hund die Beine brach, nur um sie dann wieder schienen und heilen zu können. Der Unterschied besteht darin, dass die Konzerne nicht verwirrt sind, sondern von Profitgier besessen.
Ein klassischer Fall von Biopiraterie ist die Wunderpflanze Stevia. Der bedeutenste Nutzer von Steviolglykosiden weltweit ist Coca Cola.
Die Biopiraterie ist ein solches umfassendes Thema, das sich hier gar nicht abdecken lässt.
Wem die Natur gehört und ob sie überhaupt patentierbar ist, diese Fragen wird man irgendwann beantworten müssen.
Erika (Sonntag, 28 Oktober 2018 16:52)
Ethnobotanik soll das Wissen ueber Heilpflanzen der Indigenen so offiziell in Datenbanken anbieten, dass jede Weiterentwicklung nur dann anerkannt wird, wenn es eine streng gepruefte, echte Weiterentwicklung gibt. So hofft man die genetische Pflanzenvielfalt weiter zu schuetzen.
Ich habe etliche Faelle von Piraterie gelesen und kann verallgemeinend sagen, dass haeufig den Indigenen, hier ging es fast immer um die San und in einem Fall um den Xhorya Stamm, mehr Anerkennung und hoffentlich bessere Loehne gegeben werden. Noch steht es schlecht mit Lohn fuer Teufelskrallen Wurzel, die nach wie vor von den San gesammelt und dann ueber eine suedafrikanische Firma Parsival nach Deutschland geschickt werden. Eine ''Fair Wild Foundation” soll den deutschen Verbrauchern der Teufelskrallen-Erzeugnisse ueber die San berichten. Noch fehlt eine direkte Beteilung, um ihnen zu helfen aus ihrer Armut herauszukommen.
Eva Schmelzer (Dienstag, 16 Oktober 2018 16:58)
Marion hat hier sehr gut das eigentlich Undenkbare, aber dennoch Praktizierte dargestellt. Viele Nichtregierungsorganisationen kritisieren zwar die Praktiken internationaler Pharma-, Kosmetik- und Saatgutunternehmen scharf, jedoch stoßen sie auf taube Ohren bei denen, die etwas dagegen tun könnten, denn offensichtlich fahren diese beiden Gruppen gemeinsam auf dem "weißen Schiff der Herrlichkeit", das uns Marion in ihrem Gedicht "Danach" beschrieben hat.
Jeder muss die Freiheit haben, Pflanzen auf traditionelle und bekannte Weise zu nutzen, denn die Patentierung von Lebewesen privatisiert etwas, was jedem Menschen jederzeit öffentlich zugänglich sein muss.