Die Stadttauben
Text : Dr. Lothar Ulsamer
Fotos: Gudrun Kaspareit, Torsten Jäger
Website: https://deutschland-geliebte-bananenrepublik.de/von-stadt-und-friedenstauben/
20.10.2020
Corona beschert Tauben leere Mägen
Die Corona-Pandemie, die uns aus dem chinesischen Wuhan ereilte, zerstört menschliches Leben, vernichtet wirtschaftliche Existenzen, unterbricht soziale Kontakte, und daher muss auch mit aller Kraft gegen eine weitere Ausbreitung angegangen werden. Die Restriktionen lassen so manchen Obdachlosen ohne die Möglichkeit zurück, ein warmes Essen in einer Sozialeinrichtung einzunehmen – und vor diesem Hintergrund erinnere ich in einem Blog-Beitrag an die Stadttauben, die immer weniger Krümel oder weggeworfene Brote finden? Das mag etwas schräg klingen, aber auch in schwierigen Zeiten sollten wir die Tiere in Stadt und Land nicht vergessen. Und dazu gehören natürlich die Stadttauben, die in manchmal menschenleeren Innenstädten und vor verwaisten Cafés am Hungertuch picken. Grund zu gurren haben die Stadttauben ohnehin nicht, denn vielen Mitbürgern erscheinen sie als eine Plage. Keine Brösel vom eilig gefutterten Brötchen und Fütterungsverbote führen in Tagen von Covid 19 zu verhungernden Tauben in unseren Stadtzentren. Vor der Pandemie hatten sich die Stadttauben punktuell deutlich vermehrt, weil die weggeworfenen Essensreste zugenommen hatten. Die Zunahme war nicht unbedingt eine Laune der Natur, sondern den Stadtbewohnern selbst zuzuschreiben. Außerdem fehlt in den meisten Städten eine lenkend eingreifende Wanderfalkenpopulation, die die Zahl der Stadttauben auf natürliche Weise eindämmen könnte.
Die Corona-Pandemie, die uns aus dem chinesischen Wuhan ereilte, zerstört menschliches Leben, vernichtet wirtschaftliche Existenzen, unterbricht soziale Kontakte, und daher muss auch mit aller Kraft gegen eine weitere Ausbreitung angegangen werden. Die Restriktionen lassen so manchen Obdachlosen ohne die Möglichkeit zurück, ein warmes Essen in einer Sozialeinrichtung einzunehmen – und vor diesem Hintergrund erinnere ich in einem Blog-Beitrag an die Stadttauben, die immer weniger Krümel oder weggeworfene Brote finden? Das mag etwas schräg klingen, aber auch in schwierigen Zeiten sollten wir die Tiere in Stadt und Land nicht vergessen. Und dazu gehören natürlich die Stadttauben, die in manchmal menschenleeren Innenstädten und vor verwaisten Cafés am Hungertuch picken. Grund zu gurren haben die Stadttauben ohnehin nicht, denn vielen Mitbürgern erscheinen sie als eine Plage. Keine Brösel vom eilig gefutterten Brötchen und Fütterungsverbote führen in Tagen von Covid 19 verhungernden Tauben in unseren Stadtzentren. Vor der Pandemie hatten sich die Stadttauben punktuell deutlich vermehrt, weil die weggeworfenen Essensreste zugenommen hatten. Die Zunahme war nicht unbedingt eine Laune der Natur, sondern den Stadtbewohnern selbst zuzuschreiben. Außerdem fehlt in den meisten Städten eine lenkend eingreifende Wanderfalkenpopulation, die die Zahl der Stadttauben auf natürliche Weise eindämmen könnte.
Die Nachfahren der Felsentauben
Wenn Mitbürger abwertend von ‚Ratten der Lüfte‘ sprechen und damit zum negativen Image der Stadttauben beitragen, dann vergessen sie ganz, dass nicht die gefiederten Wesen für die Flut an Essensresten in unseren Städten verantwortlich sind, sondern faule und unachtsame Zeitgenossen. Wer über eine Zunahme von Stadttauben schimpft, der sollte sich lieber seine Mitbürger vorknöpfen, die überall Müll und Überreste ihrer Mahlzeiten hinterlassen. Die Zahl derjenigen Bürger, die Tauben im engeren Wortsinn ‚füttern‘, ist ohnehin gering. Stadttauben geht es da wie Wildschweinen, deren große Zahl vom Deutschen Bauernverband beklagt wird, obwohl seine Mitglieder diese mit riesigen Raps- und Maisäckern geradezu heranzüchten und manche Jäger füttern die Tiere zur Erleichterung des Abschusses mit ‚Maistonnen‘ an. Nun zurück ins urbane Leben: Würden sich Stadttauben oder auch Krähen nicht in stattlicher Zahl um achtlos weggeworfene Essensreste kümmern, dann würden noch mehr Ratten auf vier Beinen unsere Städte bevölkern, was ein ernstes Gesundheitsrisiko wäre und in der Bevölkerung gewiss keine Begeisterung hervorriefe.
Die Nachfahren der Felsentauben
Wenn Mitbürger abwertend von ‚Ratten der Lüfte‘ sprechen und damit zum negativen Image der Stadttauben beitragen, dann vergessen sie ganz, dass nicht die gefiederten Wesen für die Flut an Essensresten in unseren Städten verantwortlich sind, sondern faule und unachtsame Zeitgenossen. Wer über eine Zunahme von Stadttauben schimpft, der sollte sich lieber seine Mitbürger vorknöpfen, die überall Müll und Überreste ihrer Mahlzeiten hinterlassen. Die Zahl derjenigen Bürger, die Tauben im engeren Wortsinn ‚füttern‘, ist ohnehin gering. Stadttauben geht es da wie Wildschweinen, deren große Zahl vom Deutschen Bauernverband beklagt wird, obwohl seine Mitglieder diese mit riesigen Raps- und Maisäckern geradezu heranzüchten und manche Jäger füttern die Tiere zur Erleichterung des Abschusses mit ‚Maistonnen‘ an. Nun zurück ins urbane Leben: Würden sich Stadttauben oder auch Krähen nicht in stattlicher Zahl um achtlos weggeworfene Essensreste kümmern, dann würden noch mehr Ratten auf vier Beinen unsere Städte bevölkern, was ein ernstes Gesundheitsrisiko wäre und in der Bevölkerung gewiss keine Begeisterung hervorriefe.
Weiße Friedenstauben oder auch Brieftauben, die einst eilige Botschaften transportierten, haben ein weit besseres Ansehen als die grau-schwarzen Stadttauben, obwohl sie doch alle von den wildlebenden Felsentauben abstammen. Und nicht wenige Stadttauben zeigen noch heute mit ihren geradezu abenteuerlich anmutenden Nistplätzen, dass sie das Können ihrer wilden Vorfahren nicht verlernt haben. Die hohe Anpassungsfähigkeit der Stadttauben ist enorm, denn sie haben Klippen und steile Felswände verlassen und finden sich in Häuserschluchten als Kulturfolger ebenso gut zurecht. Mögen in Fußgängerzonen Stadttauben auch mal zu hohe Bestandszahlen erreichen und zu eifrig vor Bäckereien oder der Außengastronomie patrouillieren, so bleiben sie doch Mitlebewesen, denen wir mit Achtung begegnen sollten.
Hohe Bußgelder fürs Tauben füttern
In den letzten Monaten fehlten plötzlich die Fast-Food-Reste oder Brotkrümel, denn Covid-19 hatte zugeschlagen, und so melden Tierschutzorganisationen, dass zahllose Stadttauben tatsächlich hungern oder sterben. Und dennoch wollen die Stadtverwaltungen nicht vom Fütterungsverbot lassen. Ein Blick in die Bußgeldverordnungen zeigt häufig auch eine große Diskrepanz – wie immer zu Lasten der Tierwelt. Wer in Stuttgart und anderen Kommunen seine Kippen wegwirft, der muss mit 70 bis 100 Euro Buße rechnen, wenn er denn überhaupt erwischt wird. Vergleicht man die Bußgeldkataloge, dann muss man für das Füttern von Stadttauben in Stuttgart, Hamburg oder Braunschweig bis zu 5000 Euro berappen! So richtig logisch ist dies wohl kaum, denn Zigarettenstummel richten ungleich mehr Umweltschäden an als Tauben, die mal einige Brotstückchen erhalten. Ähnlich sieht es beim Füttern von Enten in zahlreichen Kommunen aus! Selbstredend setze ich mich nicht für üble Zeitgenossen ein, die ihre Brotreste tütenweise in irgendwelche Flüsse oder Seen kippen, aber wie sollen Kinder in der Stadt ‚Kontakt‘ zu Tieren erhalten, wenn sie nicht mal einige Krümel heranschwimmenden Schwänen, Enten oder umherflatternden Tauben zuwerfen dürfen? Nun kann man zu unseren gefiederten Freunden stehen wie man möchte, aber dass eine 78 Jahre alte Münsteranerin in Deutschland mehrere tausend Euro Strafe und Gerichtskosten aufgebrummt bekam, weil sie Vögeln dezent etwas Futter im Blumentopf auf dem Balkon anbot, das halte ich schon für abstrus.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Staaten gibt es Fütterungsverbote, die in der Tat durchgesetzt werden. Nun gehören beispielsweise Möwen nicht zu den beliebteren Singvögeln und sie stehen überwiegend auch nicht auf der roten Liste, dennoch sind sie sehenswerte und hoch interessante Lebewesen: Doch im irischen Limerick wurde – wiederum – eine ältere und tierliebe Frau zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie es gewagt hatte, in der Nähe ihrer Wohnung Möwen zu füttern. Nicht die Hooligans wurden zur Kasse gebeten, die überall Fast-Food-Verpackungen, leere Bierdosen und Plastikflaschen in irischen Parks und an Stränden verteilen, sondern die 70jährige Breda Moynihan! Würden sich Stadtverwaltungen doch mit gleichem Eifer der Verschandelung unserer Straßen und Parks durch Müllfrevler annehmen! Doch Fehlanzeige.
Überlebenskünstler verdienen mehr Achtung
Ich möchte nicht einer ‚Bevölkerungsexplosion‘ unter Stadt- bzw. Straßentauben das Wort reden. Ganz bestimmt nicht, denn wenn sich zu viele Tauben auf Plätzen zusammendrängen und nach Futter suchen, dann erleiden sie Stress, Krankheiten verbreiten sich unter ihnen, und natürlich sind ihre Hinterlassenschaften auch nicht jedermanns Sache. Der Kot der Tauben ist im Übrigen aggressiver – sprich ätzend -, wenn sie nicht von Körnern leben, sondern von Resten menschlicher Nahrung! „In der Stadt finden die Körnerfresser dann meist aber nur Ungesundes wie Pommes oder Kuchenkrümel. Diese Fehlernährung verkürzt die Lebenszeit der Tauben von zehn Jahren auf durchschnittlich nur zwei Jahre“, so ein NDR-Bericht. Wenn man das hört, sollte man auch die eigene Ernährung einer kritischen Überprüfung unterziehen! Einen Beitrag zu einem stabilen, aber nicht überhandnehmenden Bestand an Stadttauben können beispielsweise Taubenhäuser leisten, in denen der Kot regelmäßig und sachgerecht entfernt werden kann. Darüber hinaus wird in solchen Taubenschlägen ein Teil der gelegten Eier durch Kunststoffexemplare ausgetauscht. Allerdings darf man das nicht übertreiben, denn ansonsten suchen sich die klugen Vögel einen anderen Nistplatz.
In der Stadt brütende Tauben fliegen auch ins landwirtschaftlich genutzte Umland, wenn sie dort Körner finden. Tauben sind in den städtischen Randgebieten mit Gärten zumeist besser ernährt als im Stadtkern. „500 Millionen Tauben, so schätzt man, leben weltweit in den Städten – zur Freude vieler Städter und zur Sorge vieler Hausbesitzer und Stadtverwaltungen“, so der NABU. Damit gehören die Stadttauben gewiss nicht zu den Vögeln, die vom Aussterben bedroht wären, doch sie sind ein kleines Bisschen Natur in häufig zu grauen Städten. Tauben gab es bereits in den Städten des Altertums und selbst in der Bibel bringt eine Taube Noah ein frisches Zweiglein vom Olivenbaum, um so das Ende der Sintflut zu verkünden. Und was wäre die Welt ohne die Friedenstaube?
Wer Friedenstauben freundlich begrüßt und die Flugkünste von Felsentauben bewundert, der sollte auch unsere Stadttauben als Überlebenskünstler im städtischen Umfeld achten.
Durstige Tauben. Alle Bilder Gudrun Kaspareit
Hier noch ein interessanter Link zu einer tollen Rettungsaktion
https://www.naturwelt.org/community/bildergeschichten/drama-bei-den-stadttauben/
Eva Schmelzer (Montag, 16 November 2020 16:04)
Danke Lothar Ulsamer, dass Sie sich in diesem wunderbaren Artikel den Stadttauben gewidmet haben. Es ist ein Thema, dass mich sehr bedrückt, ich wohne in der Innenstadt von Düsseldorf und werde mit dem Elend jeden Tag konfrontiert. Die paar Körner, die ich heimlich ausstreue, sind kaum ein Tropfen auf dem heißen Stein und Wasser, das ich in heißen Tagen auf eine Baumscheibe vor dem Haus hinstelle, wird sofort von Nachbarn entfernt. Mir ist diese Feindlichkeit unverständlich, da doch gerade die Taube ein so symbolträchtiger Vogel ist bis zurück in die Bibel zu Noah, wie ja im Artikel erwähnt. Und bei Matthäus heißt es „Wie eine Taube kommt der Geist Gottes auf Jesus hernieder“.
Gudruns Kommentar möchte ich noch hinzufügen, dass auch in vielen anderen türkischen Gemeinden die Hilfe für Straßentiere groß ist, es gibt viele Futteraktionen von freiwilligen Tierliebhabern. Da die Not aber trotzdem noch groß ist, ist nun auch manchmal die Polizei bei der Versorgung der Tiere behilflich. So haben Beamte in Düzce eine gemeinsame Futteraktion gestartet, in der sie Tauben, und Straßenhunde und -katzen füttern.
Gudrun (Montag, 16 November 2020 05:30)
Hier möchte ich nochmal anmerken, dass der Bürgermeister von Istanbul die Einwohner aufgefordert hat im Lockdown die Tiere, wie Hunde und Katzen, die dort auf der Straße leben, nicht zu vergessen und insbesondere auch die Tauben nicht. Er bat darum, alle Tiere zu füttern. Ich bin früher oft dort gewesen und sah selten tierliebere Menschen, als die Türken