Ölkatastrophe im Regenwald von Ecuador
Text: Gudrun Kaspareit
14. o5. 2014
Im Jahre 2008 kam es infolge heftiger Regenfälle zu einem Erdrutsch, der die Ölpipeline unterhalb des aktiven Vulkans El Reventador auf einer Länge von 800 m. zerstörte. 640 000 Liter Öl sind ausgelaufen und haben einen Sumpf im Amazonasgebiet vergiftet. Das Öl ist auch in den Fluss Aguarico gelangt, aus dem die Menschen sich versorgen. In den Regenwäldern Ecuadors ist es in den letzten Jahrzehnten zu hunderten solcher Unfälle gekommen, die Schäden in Milliardenhöhe verursacht haben.
2009 kam es zu einer schweren Ölkatastrophe, als durch ein Leck in der Pipeline „Oleoducto de Crudos Pesados“ ( OCP) etwa 2,2 Millionen Liter Schweröl ausliefen und den Fluss Santa Rosa verseuchten. Der Bürgermeister von El Chaco (im Gebiet des Santa Rosa) sagte: „ Das ausgelaufene Öl zwischen dem Cayambe-Coca Reservat und dem Cuyabeno Nationalpark ist eine ökologische Katastrophe. Das gesamte mit dem Fluss zusammenhängende Leben ist betroffen, der ökologische Schaden unermesslich!“ Das Reservat Cayambe-Coca ist besonders artenreich. U.a. kommen dort Kondor, Brillenbär und Gürteltier vor. Auch andere Schutzgebiete sind bedroht, wie der Nationalpark Sumaco-Napo-Galeras und die San Rafael Wasserfälle, die höchsten Wasserfälle Ecuadors. Ebenso ist die Gesundheit von mehr als 40 indigene Gemeinschaften bedroht.
Die Firma Chevron, die für viele dieser Ölunfälle verantwortlich ist, für die Verseuchung von Wasser und Boden, Mensch und Tier, wurde 2012 zu einer Schadensersatzzahlung von 8,6 Milliarden Dollar verurteilt. Da aber Chevron sich nicht, wie im Gerichtsurteil gefordert, öffentlich entschuldigt hatte, wurde diese Summe inzwischen mehr als verdoppelt. Die Menschen rund um den Lago Agrio, die heute noch auf eine Entschädigung warten, begrüßten das Urteil, auch als eine moralische Wiedergutmachung. Chevron hingegen sprach von Betrug und wird das Urteil vor einem amerikanischen Gerichtshof anfechten. Profitiert vom Öl haben viele, aber für die Schäden will nun niemand aufkommen. Dabei kann keiner die Schäden leugnen, die Chevron im Amazonas Gebiet verursacht hat.
Eva Schmelzer (Sonntag, 01 Juni 2014 16:21)
O Gott! Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, habt Ihr sicher davon gehört, dass die Regierung von Ecuador nun freie Bahn gegeben hat, im Amazonas-Regenwald nach Öl zu bohren. Eine Volksabstimmung, wie vorher versprochen, soll es nicht geben. Das Gebiet, wo ab 2015 gebohrt werden soll, gilt als eines der artenreichsten Gebiete der Welt, eine einzigartige Fauna und Flora, zudem leben dort – freiwillig und völlig von der Außenwelt abgeschottet - einige indigene Volksstämme. Aber das OPEC-Mitglied Ecuador kann es sich nicht leisten, auf diese Einkommensquelle zu verzichten. Das Geld soll zur Armutsbekämpfung verwendet werden, Erdöl ist das wichtigste Exportprodukt des Landes. Vergangenes Jahr hatte die Regierung von Ecuador versucht, bei der internationalen Gemeinschaft Geld zu sammeln, um im Gegenzug von der Ölförderung abzusehen. Dabei war jedoch nur ein Bruchteil der angepeilten 3,6 Milliarden US-Dollar zugesagt worden. Alles großmundige Gerede der reichen Industrieländer ist also nur Schall und Rauch – wenn es etwas kosten soll, selbst bei einer relativ kleinen Geldsumme, wird gekniffen. Vielleicht auch, weil teure Kriege zu finanzieren sind, da stehen Umwelt- und Artenschutz und Menschenrechte hinten an. Ecuador mache ich den kleinsten Vorwurf - wenn überhaupt. Es hat einen Rettungsversuch unternommen.