Urwaldzerstörung in Kamerun
von SAVE Wildlife Conservation Fund
am 14. 10. 2013
http://www.save-wildlife.com/de/themen/save-african-animals
Rettung einer Schatzkammer der Biodiversität - Warum sich SAVE im Südwesten Kameruns engagiert
Schon von Beginn an war uns und anderen Naturschutzorganisationen klar, dass es sich bei dem geplanten Plantagengebiet um einen der weltweit 25 bedeutendsten Hotspots der Biodiversität handelt. Seine Zerstörung würde einer ökologischen Katastrophe gleich kommen. Nicht nur, dass im betreffenden Waldgebiet in der Nähe des Korup Nationalparks viele bedrohte Rote-Liste-Arten leben, wie die seltenen Drills, die Roten Stummelaffen oder Waldelefanten und die Plantage ihren Lebensraum zerstören würde. Fast noch folgenschwerer ist, dass für die Plantage genau der Regenwald gerodet wird, der einen ganz wichtigen Migrationskorridor zwischen vier verschiedenen Schutzgebieten für viele bedrohte Tierarten darstellt.
Welch unermesslichen ökologischen Wert diese Region hat, wurde dann noch mal in einer aktuellen Studie bestätigt, die SAVE gemeinsam mit Greenpeace und dem WWF Germany in Auftrag gegeben hat und die von einem Forscherteam der Universität Göttingen, der Universität München und einer kamerunischen Universität durchgeführt wurde. Das Ergebnis: Die Artenvielfalt im Südwesten Kameruns ist noch höher als bisher angenommen und ihr Ende würde einen noch dramatischeren Verlust für die biologische Vielfalt bedeuten.
Die Lügen von Herakles Farms
Im Vorfeld zur Sondersitzung im Bundestag hatten der SAVE Wildlife Conservation Fund und Greenpeace in Zusammenarbeit mit dem Oakland Institute ein umfassendes Aufklärungs-Papier erarbeitet mit dem Titel „The truth behind Herkales Farms – False promises in Cameroon“. Eine Zusammenfassung dieses Papiers wurde den Sitzungsmitgliedern durch SAVE vorgelegt und war Basis der Gespräche. Im Papier wurden vor allem die Lügen dargelegt, mit denen Herakles versucht, in Kamerun mit allen Mitteln den Bau der 70.000 Hektar großen Palmölplantage am Korup Nationalpark in einem hoch artenreichen Ökosystem durchzusetzen: mit Korruption, Gesetzesverstößen und falschen Versprechungen. Beispielsweise sollen die 90 Millionen Dollar hohen Gewinne nicht an Kamerun, sondern in die Taschen des Unternehmens fließen. Die Grundstücke wurden zu absoluten Dumpingpreisen gekauft – um nur zwei von vielen Punkten zu nennen.
Diese Veröffentlichung blieb nicht ohne Wirkung: Der Herakles-CEO Bruce Wrobel schied aus unbekannten Gründen aus dem Unternehmen aus. Die Homepage der gemeinnützigen Organisation All for Africa, die die Palmöl- plantage versuchte, als „Entwicklungshilfe“ zu vermarkten und sogar Spendengelder zu sammeln, wurde vom Netz genommen. Am 13. Juni 2013 reichten zwei Kameruner NGOs über die OECD eine Beschwerde in den Vereinigten Staaten gegen Herakles Farms wegen Korruption ein. Daraufhin verließen einige Führungskräfte das Unternehmen. Es scheint, als würde das Projekt zunehmend ausgehöhlt und – das ist unsere große Hoffnung – bald in sich zusammenfallen.
http://www.save-wildlife.com/downloads/save_the_forest/herakles_lies_2013.pdf
Urwaldzerstörung in Kamerun
Thema im Deutschen Bundestag
Unsere Bemühungen, diese Schatzkammer der Biodiversität zu retten, haben sogar im Deutschen Bundestag Gehör gefunden. Warum? Weil Deutschland einer der Hauptgeldgeber für Entwicklungshilfe in Kamerun ist. Diese jedoch ist an ein konkretes Ziel gekoppelt: nämlich Regenwaldschutz und Erhalt der Biodiversität – also all das, was von Herakles Farms mit Füßen getreten wird. Und da Deutschland allein im Jahr 2012 Entwicklungsgelder in Höhe von mehr als 24 Millionen Euro nach Kamerun überwiesen hat, stießen wir bei deutschen Politikern stets auf großes Interesse.
Am 26. Juni 2013 wurde zu diesem Thema sogar eine Sondersitzung im Deutschen Bundestag einberufen, in der parteiübergreifend alle Teilnehmer das Vorgehen von Herakles Farms scharf kritisierten und Konsequenzen forderten. Alle verantwortlichen Politiker kamen einhellig zur Überzeugung, dass das Verhalten der kamerunischen Regierung sowie von Herakles Farms negative Folgen für die Entwicklungszusammenarbeit in Kamerun haben wird. Diskutiert wird aktuell, ob die Mittel gekürzt werden. In jedem Fall aber wolle die Bundesregierung sehr genau prüfen, unter welchen Voraussetzungen sie künftig deutsche Steuergelder zum Schutz der Biodiversität ausgeben werde. Eine Fortsetzung ist nach der Sommerpause geplant.
Noch eine Ergänzung hierzu: Ganz aktuell erhielten wir eine Meldung aus Kamerun, die zeigt, wie wichtig die politische Einflussnahme Deutschlands in diesem Fall ist: Das kamerunische Forstministerium hatte zwar einen Beamten zu einer Kontrolle in das Projektgebiet geschickt, doch dieser versuchte die aufgebrachte und protestierende Bevölkerung eher zu beschwichtigen, anstatt sie in ihren Nöten zu unterstützen. Mehr als schale Ratschläge hatte er nicht übrig, z.B. empfahl er den Regenwaldbewohnern selbst ein paar Bäume zu pflanzen um den Regenwald zu erhalten. Im Hinblick auf die drohenden Urwaldrodungen unermesslichen Ausmaßes klingt das geradezu zynisch in unseren Ohren und zeigt, wie wichtig es ist, weiterhin den Druck auf die deutsche Regierung zu erhöhen.
Herakles Farms:
als eins der zehn kriminellsten Unternehmen nominiert
Das ist die neuste Meldung im Fall Herakles: Die Menschenrechts- organisation Global Exchange stellt jährlich die zehn Unternehmen an den Pranger, die am negativsten durch schlechte Arbeitsbedingungen, Beschlagnahme von Land indigener Völker und durch Umweltzerstörung auffallen. Herakles belegte dabei den unrühmlichen siebten Platz.
Der Regenwaldkampf geht weiter Aufklärungskampagnen vor Ort
Politische Arbeit in Deutschland ist nur ein Baustein unseres Engagements. Natürlich arbeiten wir auch weiter vor Ort in Kamerun, indem wir lokale NGOs bei ihrem sehr schweren und zähen Kampf gegen den Verlust ihres Lebensraums unterstützen. Wir organisieren Zusammenkünfte der betroffenen Regenwaldbewohner und klären sie in Informations- veranstaltungen auf. Wir verteilen Aufklärungs-Flyer, helfen ihnen bei Unterschriftensammlungen oder unterstützen sie finanziell, wenn sie Rechtsbeistand benötigen. Immerhin haben sich 80% der Menschen rund um den Korup-Nationalpark gegen die Plantage in einer Befragung entschieden. Deshalb müssen wie sie unbedingt weiterhin unterstützen. Zumal mehrere Studien renommierter Wissenschaftler belegen, von welch hohem ökologischen Wert diese Schatzkammer der Biodiversität ist.
Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigt sich in den zunehmenden Widerständen und dem wachsenden Unmut in der lokalen Bevölkerung. Worauf sich dieser konkret bezieht, wurde nun in einer umfassenden Befragung des Forest Peoples‘ Programme dokumentiert. Sie kommt zum Ergebnis, dass die Menschen der Plantage weder frei zugestimmt haben, noch im Vorfeld ausreichend informiert wurden.
Wenn Sie noch einmal die Chronologie der Ereignisse nachlesen möchten, dann finden Sie unsere Zusammenfassung hier:
Eva Schmelzer (Samstag, 02 November 2013 13:07)
Eine himmelschreiende Schande! Ich hoffe sehr, dass die einheimische Bevölkerung stark genug ist, sich diesem Unrecht entgegenzustellen. Auf die Einsicht der Regierungen hoffe ich zwar, bin aber skeptisch (auch gegenüber der deutschen). Korruption und Profitgier werden wohl bis zum letzten Atemzug von Mensch und Natur in den (un)verantwortlichen Kreisen vorherrschen.
Ich bedanke mich sehr für diesen umfassend aufklärenden Beitrag.