Kaffee Kapseln, Coffee to Go und Co.
Text und Fotos: Gudrun Kaspareit
24.02. 2016
Kaffee Kapseln
Der Deutschen liebstes Getränk ist der Kaffee, noch vor Bier und Wasser. Aber ein derartiger Massenkonsum birgt natürlich auch viele Probleme. Monokulturen mit allen unschönen Nebenwirkungen, oder Kinderarbeit. Dank Nestlé gibt ein weiters Problem, Müll. Die Rede ist von Kaffee Kapseln. Edle Kaffeemaschinen können nur mit teuren Kaffee Kapseln bestückt werden. (Ähnliches Prinzip wie bei Druckern und teuren Tintenpatronen, der Lock in Effekt) Leider boomt das Geschäft mit den Kaffee Kapseln. Sie produzieren im Jahr 4 Millionen Kilogramm Müll, nur in Deutschland.
Ähnlich wie die Gewinne der Kaffee Konzerne steigen, steigt der Müllberg. Allein Nespresso vom Nestlè-Konzern verkauft weltweit mindestens acht Milliarden Kaffeekapseln. Die meisten Kapseln sind aus Aluminium. Das ist schlimm genug, denn Aluminium ist in der Herstellung sehr energieaufwendig. So kommt es, dass ein Kilo Kaffee aus Kaffee Kapseln ca. 80,- Euro kostet. Noch schlimmer sind die Kapseln aus Mischmaterial, Aluminium und Plastik. Die lassen sich schwer recyceln. So kommt es, dass die enormen Mengen an Kaffee Kapseln, fast immer im Restmüll landen. Aluminium wird aus Bauxit mit sehr hohem Energie Aufwand verhüttet und hinterlässt dabei eine hochtoxische Brühe aus sog. Rotschlamm. (Wir erinnern uns an das Rotschlamm Unglück in Ungarn?) Abgebaut wird das Bauxit u.a. in Brasilien, für diese Montanindustrie wurde zur Energiegewinnung eigens der Belo Monte Damm gebaut. Dazu mussten 235 Hektar Urwald gerodet, ein Gebiet so groß wie der Bodensee überschwemmt, und 20.000 indigene Menschen umgesiedelt werden. So schließt sich der Kreis der Vernichtung – für den Kaffee Snob und Nestlé´s Gewinne.
Hamburg verbietet Kaffee Kapseln
Hamburg will in Sachen Ökologie eine Vorbild und Vorreiterrolle einnehmen. Deshalb verbietet die Stadt seinen Beamten und Angestellten auf Staatskosten Kapselkaffee zu kaufen. „Mit ihrer Einkaufsmacht von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr kann die Stadt mit dafür sorgen, dass umweltschädliche Produkte sich seltener verkaufen“, erklärte der grüne Umweltpolitiker Jens Kerstan. 150 Seiten umfasst der neue Einkaufsleitfaden der Hansestadt. Ebenfalls verboten sind chlorhaltige Putzmittel und Einwegflaschen.
Coffee to Go
Auch der allseits beliebte Coffee to Go stellt wegen seiner enormen Mengen Müll ein Problem dar. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Deutsche ca. 20 l im Jahr aus Pappbechern à 0,25 l trinkt und es 80 Millionen Deutsche gibt, kommt man auf eine Bechermenge im Milliardenbereich plus der Plastikdeckel. Weltweit sind es 58 Milliarden Becher. Das ist nicht recycelbarer Müll, da die Becher mit einer Schicht aus Polyethylen überzogen sind. Wie viele Bäume werden dafür gefällt? Wie viel Energie wird für die Herstellung benötigt? Und wie lange sind diese Becher in Gebrauch? Es ist unfassbar, wie wir mit den Ressourcen umgehen und wie wir für Wegwerfartikel die Klima und Umweltzerstörung voran treiben.
Die Deutschen sind inzwischen Spitzenreiter beim Verpackungsmüll geworden., 2013 waren es pro Jahr und Person 213 Kilo, inzwischen sind es noch 25 Kilogramm mehr geworden! Plastik, Papier, Karton, Glas, Kaffee Kapseln. Kein anderes Land produziert mehr Verpackungsmüll als Deutschland.
Schuld sind kleine Haushalte, Fertiggerichte, Coffe to Go, Kaffee Kapseln, Einwegverpackungen für Getränke, Dosen z.B. oder Plastikflaschen.
Eva Schmelzer (Mittwoch, 02 März 2016 11:25)
Das Müllproblem gibt es nicht erst seit gestern. Darum ist es ist nicht zu fassen, dass die Kaffeekapseln überhaupt auf dem Markt zugelassen wurden. Naja, es ist ja ursprünglich ein von Nestlé lanciertes Kaffeesystem, das sagt alles. Aber auch hätte lange schon etwas getan werden müssen, um Verpackungen überhaupt zu reduzieren. Da sind Produkte sowieso in einer Umhüllung, das geht natürlich nicht anders, obwohl bei vielen Produkten auch umweltfreundlichere Verpackungen verwendet werden könnten, was aber vermieden wird weil sie nicht so attraktiv aussehen. Diese hat aber nochmals eine Umverpackung. Und dann legt der Käufer sie wiederum nochmals in eine Plastiktüte. Ärgerlich auch das verpackte Obst und Gemüse. Warum nicht lose anbieten und Papiertüten auslegen, wie wir sie noch aus Großmutters Zeiten kennen?
Die Coffee-to-go-Becher, aber auch Eisbecher und Trinkbecher (mit kuppelartigem Deckel), PommesSchalen und anderes mehr „to go“ sind eine Seuche. Da hat man nun vor 13 Jahren ein Politikum aus dem Einwegpfand (Dosenpfand) gemacht. Aber Flaschen und Dosen fliegen immer noch durch die Landschaft, weil das Pfand nur für einige Produkte gilt. Und dazu nun diese Mengen an Bechern, die es vor einem Jahrzehnt kaum gab. Wo ist die Logik, dass eine leere Wasserflasche aus Plastik Pfand hat und dieselbe Flasche mit einem fruchtsafthaltigen Getränk nicht? Warum kein Pfand auf die Becher? Wenn sie dann trotzdem weggeworfen werden, freuen sich die Sammler und sie sind so oder so aus der Landschaft und von der Straße.
Es wäre so viel dieses enormen Mülls vermeidbar, wenn endlich mal (wie immer) nicht nur geredet, sondern gehandelt würde. Müllvermeidung ist schon lange kein Luxus mehr, um bewussten Menschen ein gutes Gewissen zu machen. Die, die es nicht begreifen, müssen gezwungen werden.