Der Dolchstoß für das Klima
Die größte Kohlemine der Welt
Text: Gudrun Kaspareit
Foto: Wikipedia
09.09.2019
Steinkohlentagebau, Kalgoorlie-Boulder, Western Australia
Schon heute ist Australien der größte Kohleexporteur der Welt. Nun soll eine weiter Mine erschlossen werden, die größte der Welt, mitten im Australischen Outback. Nach jahrelangem hin und her Gezerre, hat die Regierung von Queensland die letzte Genehmigung erteilt. Nun kann der Investor und indische Multimilliardär, Gautam Adani, beginnen die Carmichael Coalmine auszubeuten. Sie liegt im menschenleeren Hinterland des Bundesstaates Queensland. Da befindet sich das riesige Gallilee-Becken, ein karges, knochentrockenes Gebiet, größer als Großbritannien. Hier sollen unter Tage 25 Milliarden Tonnen Kohle liegen. Es sollen neun neue Minen entstehen. Keine Straßen, keine Eisenbahnlinie, Stunden von der nächsten Ortschaft entfernt: Hier will der indische Adani-Konzern elf Milliarden Euro ausgeben, um jährlich etwa 60 Millionen Tonnen Steinkohle abzubauen, sie fast 400 Kilometer bis zur Küste zu transportieren und dann zu verschiffen. Die Carmichael-Kohlemine wäre eine der größten der Welt. Sollte all diese Kohle verbrannt werden, ergibt das einen Ausstoß von mehr als 700 Millionen Tonnen Co2 jedes Jahr. Das ist viermal so viel CO2 wie Australien selbst emissiert. Die Ausbeutung soll stufenweise erfolgen. In den ersten Jahren sollen 10 Millionen Tonnen Kohle abgebaut werden, später bis zu 27 Millionen. Tatsächlich soll die Produktion bis auf 60 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr gesteigert werden. Zum Vergleich, die bisher reichste Mine dort, die Gina Rinehart’s Alpha-Mine, fördert im Jahr 30 Millionen Tonnen Kohle. Die Begrenzung der Erderwärmung auf 2°C ist so faktisch unmöglich.
Nur acht Kilometer von der geplanten Mine entfernt liegt das große artesische Becken, ein gigantisches unterirdisches Wasserreservoir. Es wäre akut gefährdet durch die Mine. Es würde ihm buchstäblich das Wasser abgegraben werden. Quellen und Bachläufe würden die umliegenden Feuchtgebiete nicht mehr speisen, und das Leben versiegen.
Im Brimblebox Naturreservat soll die Clive Palmer’s China First Mine eingerichtet werden, dadurch werden zahlreiche bedrohte Pflanzen- und Tierarten ausgelöscht.
Aber die größte Umweltkatastrophe betrifft das Great Barrier Reef. Es ist eines der größten und schönsten Korallenriffe der Welt. Es ist ein Hot Spot des Lebens und der Artenvielfalt. Durch die Erwärmung der Ozeane leidet es schon jetzt, wie andere Korallenriffe auch, unter der sog. Korallenbleiche. Um die Mengen an Kohle abtranspotieren zu können, werden neun neue Häfen gebaut. Diese Häfen werden in ökologisch fragilen Flussmündungen und Deltas angelegt. Der Schiffsverkehr durch das Great Barrier Reef wird dramatisch ansteigen, von rund 1.700 Schiffen heute auf rund 11.000 Schiffe bis zum Jahre 2020. So erhöht sich auch die Gefahr von umweltschädigenden Schiffsunfällen. Das Ausbaggern von Hafenanlagen und Fahrrinnen wird schwere Schädigungen der Fischbestände und der Meeresumwelt mit sich bringen, wie bereits heute der Fall in Gladstone, wo der Ausbau des Hafens zu massivem Fischsterben geführt hat. Für den Transport der Kohle von den Minen im Landesinneren zu den Häfen an der Küste müssen Hunderte von Kilometern neuer Schienenverbindungen gebaut werden. Auch das hat massive Auswirkungen auf die Umwelt und insbesondere auf landwirtschaftlich genutzte Flächen. Schließlich stellt der Kohlestaub eine beträchtliche Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung in der Nähe der Transportstrecken und der Depots in den Kohlehäfen dar.
Tony Abbot, der bis September 2015 Premierminister war und eher klimaskeptisch eingestellt ist, meinte: „Kohle ist unerlässlich für den Wohlstand Australiens und der Menschheit.“ Auch die sozialdemokratische Regierung des Bundesstaates Queensland verteidigt Hafenerweiterung und Minenbau.
Ich befürchte allerding, das weitere Verbrennen von Kohle ist der Dolchstoß für das Klima. Das Schmelzen der Gletscher und Permafrostböden, die Brände überall auf der Erde, die Vernichtung von Wäldern und das weiterhin massenhafte Verbrennen fossieler Stoffe wird unser Untergang sein.
Marion Hartmann (Montag, 23 September 2019 12:54)
Es ist unglaublich. Es ist, als befände man sich in einem Albtraum, aus dem man einfach nicht aufwacht. Ich teile Deine Befürchtungen, liebe Gudrun. Und selbst wenn irgendwann die Gelegenheit da wäre, das alles insgesamt zu stoppen, wer könnte regulieren, die Zerstörungen rückgängig machen? Eines jedenfalls ist jetzt geklärt, die Frage nach Gott seit Menschengedenken. Gäbe es einen Gott, einen Schöpfer, er hätte es nicht so weit kommen lassen.