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Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

Ressourcen schonen, die Natur entlasten, Chancengleichheit fördern, das alles kann die Menstruationstasse Ruby Cup

Ihr wollt endlich ernst machen mit dem nachhaltigen Lebensstiel? Kein Plastik mehr, keine Naturzerstörung? Dann gibt es hier neue Produkte, welche Ihr auf Eure Liste setzen könnt.

Tropical Freaks

Die Kaffee-TrinkerInnen entscheiden darüber, ob die 100.000 km² Kaffee-Anbaufläche ein naturnaher Lebensraum für Kolibris und viele andere Tiere ist -- oder Monokultur, die ohne Rücksicht auf die Umwelt billigen Kaffee produziert.

Kanwan

Schrottmeiler endlich abschalten

Text: Gudrun Kaspareit

Foto: Wikipedia

Quelle: Greenpeace

26.08.2017

Atomkraftwerk Tihange
Von Michielverbeek - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5747203

 

Eigentlich ist es ganz einfach. Die AKWs haben sich überlebt. Wind und Sonnenenergie werden immer weiter ausgebaut und können demnächst die gesamte Energiegewinnung übernehmen. Weder Kohle noch Atomstrom sind dann noch nötig. Die meisten Menschen haben die Gefährlichkeit der Atommeiler erkannt. Wir wissen nicht wohin mit dem Atommüll (und werden es nie wissen) Tschernobyl und Fukushima haben gezeigt, dass wir uns mit der Atomkraft unser eigenes Grab schaufeln können. Deshalb kann ich es absolut nicht verstehen, dass so viele Staaten immer noch auf Atomkraft setzen. Man muss doch in der Lage sein, Fehler zu korrigieren, wenn man sie einmal erkannt hat. Versuch und Irrtum haben uns dahin gebracht, wo wir heute sind. Das Beharren auf dem Irrtum würde unser Untergang werden. „Augen zu und durch“ ist keine Option. Geradezu ein Verbrechen ist es, wider alle Vernunft an einer tödlichen Technologie festzuhalten, nur um seine Investitionen zu schützen.

 

Also warum dann immer noch die Schrottmeiler mitten in Europa?????

 

Seit langem weiß man über diverse Risse am Stahldruckbehältern der AKWs Doel 3 und Tihange 2 in Belgien Bescheid. Aktuelle Untersuchungen brachten folgendes zutage. Ca. 13.047 Risse wurden insgesamt an den Stahldruckbehältern von Doel 3 gefunden, bei Tihange 2 waren es 3149 Risse. Bereits im Jahr 2012 waren die Schäden an den Behältern erstmals entdeckt worden. Experten deuteten die Risse als Fehleinschlüsse in der Herstellung des Reaktors, sogenannte Wasserstoff-Flocken. AKW-Stahldruckbehälter beinhalten den Reaktorkern und hoch radioaktiven Kernbrennstoff – sie dürfen deshalb unter keinen Umständen brüchig werden. Tihange liegt nur 70 Kilometer entfernt von Aachen. Ein atomarer Unfall an dem Pannen-Meiler hätte also auch für Deutschland gravierende Folgen. Die Risse müssen sehr ernst genommen werden. Außerdem sollten weitere Untersuchungen folgen, es ist gut möglich, dass dieses Problem auch andere, wenn nicht gar alle Atomkraftwerke betrifft. Jan Bens, Direktor der ‚Federal Agency for Nuclear Control‘ (FANC), misst den Aussagen der Wissenschaftler große Bedeutung bei: „Das könnte ein globales Problem der Atomkraftwerke sein“, sagte Bens in einem Interview im belgischen TV. Greenpeace fordert deshalb, alle 439 Reaktoren in der ganzen Welt genau zu überprüfen.

 

Schon lange gelten Tihange und Doel als Pannen-Meiler. 2012 als die Risse erstmals entdeckt wurden, gingen die Reaktoren ein Jahr vom Netz. 2014 wurden sie erneut herunter gefahren, wegen kritischer Befunde. Auch Tihange 3 musste notabgeschaltet werden, wegen einer Explosion und Feuer im Reaktor. Bei Doel 4 überhitzten die Turbinen, nachdem Öl in dem AKW-Block ausgelaufen war.

 

Trotz allem sieht das Innenministerium keine Zuspitzung der Sicherheitslage. Als Protest dagegen zog sich am 25. Juni 2017 eine Menschenkette durch drei Länder. Mehr als 50000 Menschen im Dreiländereck protestierten gegen die Pannenmeiler und forderten ihre Abschaltung. Die 90 km lange Menschenkette reichte von Aachen über das niederländische Maastricht und Lüttich in Belgien bis nach Tihange. Der Protest fand unter dem Motto „Kettenreaktion gegen Tihange“ statt.

 Nachtrag:

http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_82019286/jodtabletten-ausgabe-bei-aachen-region-sorgt-fuer-atom-ernstfall-vor.html

Heute morgen habe ich in den Nachrichten gelesen, dass ab dem 1. September im Großraum Aachen, hochdosierte Jodtabletten  an die Bevölkerung ausgegeben werden sollen. Die Behörden nehmen die Bedenken der Experten gegen die Sicherheit des AKWs in Tihange offenbar sehr ernst. Jodtabletten können die Schilddrüse vor radioaktivem Jod schützen (Jod 131) (Wenn die Schilddrüse mit Jod gesättigt ist, nimmt sie kein weiteres Jod mehr auf) Aachen liegt  nur ca. 70 km Luftlinie von Tihange entfernt. Wenn der Wind ungünstig steht, bleibt keine Zeit mehr, die Bevölkerung mit Jodtabletten zu versorgen.

1. Die Angst vor einem Reaktorunfall ist nicht nur eine Hysterie der Atomkraftgegner, sondern wird offenbar von Experten und Behörden geteilt.

2. Jodtabletten können nur vor Schilddrüsenkrebs schützen, nicht aber vor allen anderen Krebsarten, z.B. Leukämie. Sie schützen auch nicht vor der Strahlenkrankheit ( Haarausfall, Zahnausfall, Hautgeschwüre, Blutungen, Tod)

Die Folgen von radioaktiver Strahlung:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/folgen-von-radioaktivitaet-was-die-strahlen-im-menschen-anrichten-a-750774.html

 

Kommentare: 2
  • #2

    Eva Schmelzer (Dienstag, 05 September 2017 16:22)

    Liest man die ganze Geschichte über Tihange, so wie Du sie Dir hier sehr fundiert und detailliert “von der Seele geschrieben” hast, kommt es einem noch unfassbarer vor, dass an der Atomkraft hier (und auch anderswo) festgehalten wird. Haben nicht Spitzenpolitiker einen Eid geleistet, dass sie Schaden vom Volk abwehren? Sind damit etwa nur wirtschaftliche Schäden gemeint? Und der Rest wird mit sinnlosen Alibi-Aktivitäten wie in diesem Fall dem Verteilen von Jodtabletten vertuscht?
    Eine gewisse Parallelität sehe ich bei der Diesel-Affäre: Auch hier stehen fast ausschließlich Wirtschaftsrisiken im Vordergrund, kaum jemand redet davon, dass kein Mensch die Wahl hat, welche Luft er einatmet.

  • #1

    Erika (Sonntag, 03 September 2017 11:02)

    Liebe Gudrun, Dein Bericht ist so klar geschrieben, es bleiben keinerlei Zweifel ueber den Ernst der Lage. Dein Artikel sollte von deutschen und belgischen Zeitungen uebernommen und veroeffentlicht werden. Durch Deine medizinischen Kenntnisse werden die Folgen eines Atomunfalls fuer jeden Menschen durchschaubar. Unertraeglich waeren die Krankheiten, denn sie wuerden in solchen Massen auftreten, dass die Krankenhaeuser nicht schnell genug helfen koennten.
    Dass ueber 50000 Menschen dreier Laender eine Menschenkette bildeten und, dass bereits von jetzt an Jod 131 an die Aachener Bevoelkerung verteilt wird, sollte Warnung genug sein.