Schnittblumen
Text und Foto: Ulrike Beschow
11.08.2020
Heute möchte ich mich eines Themas annehmen, welches, meines Erachtens nach, mit der Massentierhaltung gleichzusetzen ist. Wir alle verschenken gern einen schönen Strauß "frischer" Schnittblumen oder haben gern eine Vase damit in der Wohnung stehen. Auch wir können leider nicht alles im Biomarkt kaufen und müssen deshalb auch hin und wieder auf die Produkte aus einem Super-markt zurückgreifen. Der größte Teil der dort angebotenen Waren ist jedoch vollkommen unnütz, so dass man die Verkaufsfläche eigentlich auf mindestens die Hälfte reduzieren könnte. Einen Teil davon nehmen auch Topf- und Schnittblumen ein, und man kann sehr oft beobachten wie diese Billigware in den Einkaufskörben landet. Leider ist die Freude an der Pracht nur von kurzer Dauer; wenn sie eine Woche überstehen hat man schon großes Glück. Wer sich einmal ernsthaft Gedanken über die Herkunft und den Anbau dieser armen Geschöpfe macht, wundert dieses kaum. Warum Verbraucher sich so wenig Gedanken darüber machen liegt wahrscheinlich daran, dass man die Blumen ja nicht isst.
Über 80 % der bei uns verkauften Schnittblumen stammen aus Afrika und Südamerika. Man stelle sich einmal die enorme Umweltbelastung allein schon wegen der großen Transportwege vor. Die Handelsorganisation "Fairtrade" betreibt über 70 Farmen in acht Ländern die nach deren Standards (ökologisch und sozial) Pflanzen und Blumen anbauen. Aber "Fairtrade" bedeutet nicht Bio. Es schafft vielleicht Arbeitsplätze, aber zu welchem Preis?
Es wird höchste Zeit den Begriff "Arbeit" neu zu definieren. Es kann nicht sein künstlich Arbeit zu schaffen auf Kosten der Umwelt und der Menschen.
Angebaut wird in Monokulturen unter Glas und Folie, mit enormem Wasserverbrauch und natürlich, wie auch anders zu erwarten, mit Pestiziden.
Gerade diese Länder haben ein großes Wasserproblem. Die auf diese Weise angebauten Pflanzen sind sehr anfällig für Schädlings- und Pilzbefall. Würde man dort auf Pestizide verzichten, käme es sicherlich zu großen Ernteausfällen. Pestizide werden ja gern als Pflanzenschutzmittel bezeichnet, was allerdings nichtsahnende Verbraucher in die beabsichtigte Irre führt. Pestizide sind nichts anderes als gefährliche Gifte, welche nicht zwischen Schädlingen und Nützlingen unterscheiden können, sie töten alles ab. Dadurch entsteht ein tödlicher Kreislauf, da immer mehr Gift benötigt wird um den erwarteten Ertrag zu gewährleisten. Natürlich werden auf der einen Seite auch die Böden verseucht und damit auch das Grundwasser, anderer Seits wird in hohem Maße die Gesundheit der dort beschäftigten Menschen bewusst geopfert. Hier müssen wir uns endlich die Frage gefallen lassen warum wir immer noch wegschauen und so weitermachen als würde uns das nichts angehen.
Aus einer Mitteilung der grünen Presseagentur "ECO- News" München vom 23.04.20 geht hervor, dass die deutschen Konzerne Bayer und BASF mitverantwortlich für die Pestizidvergiftungen der Landarbeiter/Innen in Südafrika und indigener Gruppen in Brasilien sind.
Ich zitiere hier kurz: ". Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die Rosa-Luxemburg-Stiftung, MISEREOR und INKOTA anlässlich der Bayer-Hauptversammlung veröffentlichen. Die Organisationen fordern das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, seine rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen und den Export von in der EU nicht genehmigten Pestizidwirkstoffen zu verbieten." Was trotzdem alles noch in der EU zugelassen wird ist hinlänglich bekannt.
"Fairtrade" verlangt zwar, den Einsatz von Pestiziden zu kontrollieren und zu minimieren, verbietet es aber nicht gänzlich. Es stehen bei ihnen nur sehr bedenkliche Produkte auf der schwarzen Liste. Aber was in diesem Bereich ist nicht bedenklich? Es gibt für Pestizide in Schnittblumen keine Grenzwerte. Das heißt, das wir uns das ganze Gift in unsere Wohnzimmer holen und die Blumen dort ihren giftigen Cocktail verteilen. Öko- Test hat im Mai 2017 14 Rosensträuße bewertet, nur ein einziger bekam die Note befriedigend, alle anderen lagen darunter. Einige Sträuße enthielten bis zu 20 verschiedene Pestizide. Und wir stellen diese auch noch in unsere Wohnungen? Manchmal habe ich den Eindruck, dass unsere wunderschönen Wildblumen, oder auch solche aus dem eigenen Garten, als zu billig für einen Geburtstagstrauß betrachtet werden. Unsere Ansprüche sind in den letzten 50- 60 Jahren dermaßen überzogen worden, dass uns inzwischen der Sinn für alles natürlich Schöne abhanden gekommen ist. Die Schöpfung hat alles perfekt eingerichtet; warum ist der Mensch so von sich überzeugt alles besser machen zu können, was definitiv nicht der Fall ist. Es gibt nichts Besseres als den "Goldenen Schnitt". Mein Mann hat mir zu meinem diesjährigen Geburtstag einen wunderschönen Wiesenblumenstrauß gepflückt,. Er stand drei Wochen auf unserem Terrassentisch und ich habe ihn nur hin und wieder etwas aussortiert. Ich lasse mir schon lange keine gekauften Blumen mehr schenken. Wer nicht die Möglichkeit hat selbst Schnittblumen im eigenen Garten anzubauen, kann ja einmal versuchen eine schöne Karte mit Liebe selbst zu basteln. Es schont auch den Wildbestand und macht außerdem Spaß. Die Empfänger werden es Euch ganz bestimmt danken, da es einer ganz besondere Anerkennung für sie entspricht.
Mit getrockneten Blüten, oder auch selbst gezeichnet, lassen sich somit wunderschöne Geschenke herstellen. Wer jetzt den Einwand bringt, das kann nicht jeder, dem möchte ich mit einem Liedtext von Gerhard Schöne antworten: "Du hast es nur noch nicht probiert". Er ist ein hervorragender Liedermacher aus Meißen. Schon meine Kinder liebten vor vielen Jahren die Schallplatten und Konzerte von ihm, aber er hat auch uns Erwachsenen eine Menge zu sagen.
Eure Ulrike Beschow