Ich hasse Putin
Text: Gudrun Kaspareit
29. 03. 2022
Hass ist ein böses, machtvolles Wort. Schon in früher Jugend habe ich mir vorgenommen nie zu hassen. Hass äzt sich in die Seele, Hass ist bösartig, er verblendet den Geist und Hass macht in
jeder Beziehung hässlich. Schon allein dafür müsste ich Putin hassen, weil er mich mit diesem üblem Gefühl konfrontiert hat.
Er hat einen unmenschlichen Krieg begonnen. Er lässt Krankenhäuser bombardieren, Schulen und Kindergärten. Er bombardiert die Zivilbevölkerung und ihre Wohnhäuser. Er tat das schon öfter (
Grosny, Homs, Aleppo) aus politischem Kalkül und weil er kein Gewissen hat. Jetzt bombt er die Ukraine in Grund und Boden , um seine Macht und sein Reich noch weiter zu vergrößern. Er hat
sich zum Präsidenten auf Lebenszeit gekürt, er ist unermesslich reich, sein Volk ist ihm untertan. Die Diktatoren dieser Welt sind seine Freunde (und Gerhard Schröder) aber das reicht ihm
nicht, er will das Zarenreich zurück. Und wenn ihm das gelungen ist, noch halb Europa dazu.
Völkerrecht? Menschenrechte? Demokratie? Das hält er für Schwäche, für ihn gilt nur die Macht des Stärkeren.
Damit hat er auch meine Ideale angegriffen. Den Frieden, den Pazifismus, den Glauben an Wahrhaftigkeit. An einem einzigen Tag hat er 80 Jahre Frieden in Europa in Grund und Boden gestampft.
Schwerter zu Pflugscharen? Bunker zu Galerien? Abrüstung? Wandel durch Handel? Putin belügt uns und lacht uns aus. Er hat unseren Glauben an das Gute ausgenutzt und gegen uns gekehrt. Er
verachtet unsere vermeintliche Schwäche. Er spukt auf den Frieden und hält uns für weich und dumm. Dabei zeugt Idealismus, zum Beispiel um Frieden zu bewahren, von viel Stärke. Nur das
Menschen wie Putin das nicht verstehen.
Pazifismus funktioniert nur beidseitig. Wenn einer Pazifist ist, der andere aber ein Mörder, welcher den Pazifismus ausnutzt, was ist der Pazifismus dann Wert? Ist es nicht genauso mit der
Toleranz? Wenn man tolerant ist mit Untoleranten, vernichtet das die Toleranz. Demokratie ist auch so ein Beispiel. Demokratiefeinde nutzen die Demokratie um dieselbe abzuschaffen. (Hitler
zum Beispiel).
Diese bittere Lektion mussten wir in Europa jetzt lernen, wir, die nach 80 Jahren Frieden wirklich an den Frieden geglaubt haben. An diese Ideale. Jetzt sehen wir, wie naiv wir waren. Wir
haben unsere Illusionen verloren und dafür hasse ich Putin.
Wir stehen am Abgrund des Klimawandels. Viele Kipppunkte sind schon fast erreicht ( Amazonaswald, Nordpol, Permafrost) Das Zeitfenster schließt sich. Gegenmaßnahmen zu ergreifen ist
existenziell. Seit Jahren wurden die erneuerbaren Energien ausgebremst zugunsten von Öl und Kohle. Die Grünen sind angetreten, um endlich den Wandel zu vollziehen. Erst wurde der Klimaschutz
durch die Pandemie behindert, nun durch den Krieg. Die Grünen sind plötzlich gezwungen bei den Kataris um Gas zu betteln und in den Emiraten um Öl. Dieses Dilemma war Habeck deutlich
anzusehen und er hat mein Mitleid.
Zudem muss die neue Regierung vermutlich auf Flächen, die für den Naturschutz stillgelegt wurden jetzt Getreide anbauen lassen, um Hungersnot und Preisanstieg abzumildern. Die Ukraine ist die
Kornkammer Europas und belieferte u.a. auch Nordafrika mit Weizen. Dort können die Menschen sich Brot dann kaum noch leisten, Hungersnöte drohen, wenn der Krieg so weiter geht.
Die Grünen sind ja mit dem Motto angetreten "mehr Fortschritt wagen" Nun müssen sie eine fette Kröte nach der anderen schlucken und wir mit ihnen, weit weg von ihren Idealen und
Wahlversprechen.
Dafür hasse ich Putin.
Was wird wohl schlimmer sein, ein von Putin initiierte Weltkrieg mit atomarer Beteiligung, oder der Klimawandel? Wenn es ganz dumm läuft, haben wir am Ende beides.
Jürgen Kruse (Freitag, 15 April 2022 18:09)
100 Milliarden sofort für Artenschutz und Klimaschutz!
Eva Schmelzer (Freitag, 15 April 2022 15:32)
Ja, wir leben plötzlich in einer Zeit, deren Zukunft in vielerlei Hinsicht beängstigend ungewiss ist. (Für manche Mitbürger scheint sich das allerdings darauf zu beschränken, ob es wohl bald wieder Speiseöl zu kaufen gibt und das Fleisch nicht zu teuer werden wird.)
Was Russland betrifft, habe ich viele Jahre offensichtlich falsch gedacht: ich war immer für eine Annäherung, nachdem der Kalte Krieg 1991 ein Ende hatte. Dass wir nun wieder unter der Gefahr des „bösen Russen“ zu leiden haben, hätte ich niemals für möglich gehalten. Hinzu kommen – wie in Gudruns Statement gut beschrieben - die durch den Krieg nahezu weltweiten schrecklichen Folgen für Mensch und Natur.