Die Zeichen stehen auf Veränderung
Text: Gudrun Kaspareit
04.07.2020
Die Corona Pandemie ist ein guter Parameter für die Schwachstellen in unserem System.
Zielsicher legt sie viele Probleme brutal offen, von denen wir im Prinzip schon lange wussten die wir aber weltmeisterlich verdrängt haben.
Zum Beispiel in der Politik
Da muss man sich nur die weltweiten Statistiken ansehen und weiß blind welches Land von Möchtegern-Rambos regiert wird . (Schweden lassen wir mal außen vor, da gilt eher der Satz "gut meinen und gut machen sind zweierlei ")
Wo sind die Gesundheitssysteme derzeit kollabiert? Welche Länder heben Massengräber aus? Welche Despoten verlieren in der Wählergunst? Wer hat die Pandemie als Schnupfen oder gar als Propaganda abgetan? Und wer hat die meisten Toten zu beklagen?
Aber wer hat die Bedrohung ernst genommen und konsequent reagiert? Wer hat statistisch die geringste Todesrate - (und muss sich jetzt mit Coronaleugnern herum schlagen?)
Russland gibt erst gar keine Zahlen bekannt, aber dort soll die Pandemie schlimm wüten. Ansonsten sind unsere drei Topplayer ganz vorne mit dabei: Trump, Boris Jonsohn und der unsägliche Bolsonaro. Corona hat unmissverständlich klar gemacht, es lässt sich nicht verharmlosen oder ignorieren. Es lässt sich nicht für Propagandazwecke missbrauchen (seit dem neuesten Ausbruch in Gütersloh hört man von Hildmann und seiner Anhängerschaft auch gar nicht mehr sooo viel)
Und es ist nur mit Vernunft, Wissenschaft und Solidarität einigermaßen in Schach zu halten. Man sollte schauen, welche Regierung bereit ist, die Wirtschaft an die Wand zu fahren um seine Bürger zu schützen. Noch besser, wenn Wiederaufbauhilfen an Nachhaltigkeit geknüpft wird. Zurück zum alten Stil, wäre ein Desaster.
Leider müssen wir gar nicht so weit schauen, auch hier bei uns in Deutschland, in NRW, wo sich ein Luschet, oh ich habe mich vertippt, Laschet meine ich natürlich, profilieren will und auch der Wirtschaft nicht auf die Füße treten möchte, kam es durch zu schnelle Lockerungen jetzt wieder zu einem erneuten Lockdown. https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/landesregierung-aktiviert-zweite-stufe-des-lockdowns-im-kreis-guetersloh-und-im
Die Fleischindustrie
Alle wissen es. Die Fleischproduktion ist zutiefst unethisch, sie schädigt die Natur das Klima und die Gesundheit. Zudem beutet sie nicht nur die Tiere aus, sondern auch die Arbeiter aus den Subunternehmen. Jeder wusste, dass diese Subunternehmen mafiöse Strukturen haben und ihre Arbeiter genauso ausbeuten wie das Vieh, doch jetzt hat die Coronakrise dieses Problem schonungslos offen gelegt und niemand kann sich länger mit Unwissenheit heraus reden . Ausserdem hat dieser sog. Fleischskandal die Wende eingeleitet. Es gab ja schon einen Trend - weg vom Fleisch, aber nun haben die Menschen so richtig die Nase voll von der tier. - und menschenverachtenden Fleischproduktion, die einzig der Gewinnmaximierung von Leuten wie Tönnies dient. All dies, was alle wussten und keiner wahr haben wollte, hat Corona nun ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Jemand sagte "dies sei Deutschlands Bangladesh". Auch ich habe den Weckruf vernommen, aber da ich ohnehin kein Fleisch esse, ging es bei mir um Spargel und Erdbeeren. Auch hier müssen Fremdarbeiter zu Dumpingpreisen unsere Nahrungsmittel ernten, weil wir keine Lust haben diese Arbeit zu tun und weil die Bauern nicht die teuren, hiesigen Löhne zahlen wollen.
Kreuzfahrten
oder Urlaub in schwimmenden Plattenbauten. Längst wusste jeder wie umweltschädlich das ist. Längst haben Städte wie Venedig, Barcelona oder Dubrovnic unter dem Ansturm der Kreuzfahrt -Touristen geächzt und auf Abhilfe gesonnen. Längst war allen klar, dass diese Art des Tourismus völlig außer Kontrolle geraten war. Coronabedingt war Knall auf Fall Schluss damit. Die Meere wurden ein Stück weit entlastet. Vielen Menschen schwante, dass die Kreuzfahrtindustrie ziemlich dekadent ist. Im besten Fall hat ein Umdenken statt gefunden. Kann man nicht auch anders die Welt kennenlernen, ohne sie dabei kaputtzumachen? Natürlich kann man, auf vielfältige Weise, durchaus kreativ und vor allem viel günstiger. Stichwort: Individualtourismus und Abenteuerurlaub. Ich hoffe es gibt nach der Krise keinen neuen Aufschwung der Kreuzfahrtindustrie, sondern eine verantwortliche und umweltbewusste Wende, die auch der Natur zugute kommt
Black lives matters
Diese Bewegung, in der es um Rassismus und Polizeigewalt geht, hat nichts mit Corona zu tun. Man kann sagen sie hat sich nicht wegen Corona, sondern trotz Corona gebildet. So stark sind Wut und Überdruss, dass diese Emotionen geradezu explodiert sind. Trotz der aktuellen Pandemie, hat sich diese Bewegung gegründet.
Auch hier habe ich ganz stark das Gefühl, dass eine neue Zeit bevor steht . Die Menschen stehen endlich auf gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Ungerechtigkeit. Hatten sie vorher dem rechten Treiben mehr oder weniger hilflos zugeschaut, ist ihnen nun der Kragen geplatzt und es heißt, bis hierhin und keinen Millimeter weiter.
Eines hat die Pandemie offenbar klar gemacht, was alles möglich ist wenn man es muss. Konsumverzicht, auch der Verzicht auf Urlaubsreisen in je ferner desto besser Orte und Verzicht auf Billigfleisch. Vielleicht haben wir Bürger gemerkt, dass wir nicht nur Verzichten können, sondern es uns sogar gefällt. Das der hemmungslose Konsum uns am Ende selber frisst. Der Kapitalismus in seiner aktuellen Form ist gescheitert, jetzt brauchen wir etwas Neues, Soziales, eine ganz neue Regierungsform die alle mitnimmt. Um den Soziologen Harald Welzer zu zitieren: "Demokratie und Ökologie müssen Hand in Hand gehen. Wir müssen ein positives Bild entwickeln, wie eine ökologisch aufgeklärte Gesellschaft aussehen kann."
Wir sollten unsere Macht nicht mehr aus der Hand geben. Wir sind die Mehrheit, wir sind die Wähler wir sind die Verbraucher.
"Fridays for Futur " ," Black lives matters ",
Energiewende, vegetarischer Lebensstil, Agrarwende, Waldwende. Plötzlich ist alles möglich. Rasen mähen ist spießig.
Ich deute die Zeichen der Zeit, sie stehen auf Veränderung
Eva Schmelzer (Freitag, 17 Juli 2020 15:04)
Immer mehr Bürger suchen außerhalb des parlamentarischen Systems nach Möglichkeiten, ihre politische Meinung auszudrücken und Einfluss zu nehmen. Verbraucher überlegen und entscheiden sich auf der Basis politischer, ökologischer und/oder ethischer Kriterien für oder gegen bestimmte Hersteller und Produkte, weil sie das Verhalten von Institutionen oder der Wirtschaft ändern wollen. Und das betrifft eigentlich alle Konsumbereiche von Nahrungsmitteln bis Kreuzfahrten.
Was aber den Rassismus betrifft, sollten wir uns viel öfter darauf besinnen, dass die einstmals koloniale Ausbeutung Europas Sprungbrett in die Modernisierung war. Und dass die Handelsbeziehungen zwischen europäischen, südamerikanische, afrikanischen und anderen Staaten immer noch eindeutig zum Vorteil Ersterer ausgelegt sind, sollte inzwischen auch bekannt sein. Wenn die EU mit billigen, subventionierten Agrarprodukten die Märkte afrikanischer Länder überschwemmt und deren Bauern in den Ruin treibt, machen sich eben immer mehr Afrikaner auf den Weg. Unter anderem nach Europa, wo sie derzeit zu Tausenden als Arbeitssklaven in den Händen der Mafia auf italienischen Feldern die Tomaten pflücken, deren Export die Landwirtschaft in ihren Ländern kaputt gemacht hat. Es hat sich nicht viel geändert seit den Zeiten der Versklavung und Kolonialisierung, nur läuft das heute unauffälliger aber ebenso menschenverachtend ab.