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Der stille Tod der Hüter des Waldes

Text: Arne Salisch

Fotos: COAC Center for Orang Asli Consens

https://www.facebook.com/centerfororangasliconcerns

19.07.2015

(c)  COAC, Center for Asli Concerns
(c) COAC, Center for Asli Concerns

 

Der stille Tod der Hüter des Waldes

oder wie Malaysia die Zerstörung der letzten Regenwälder legitimiert .

Als Orang Asal werden die Ureinwohner der malaysischen Halbinsel und der malaysischen Bundesstaaten Sarawak und Sabah auf der Insel Borneo bezeichnet. Ethnien, die schon seit mehr als 5000 Jahren in und mit dem tropischen Regenwald leben. Die Völker der Halbinsel werden unter dem Begriff „Orang Asli“ zusammengefaßt, die ca. 30 verschiedenen Ethnien im malaysischen Borneo werden unter ihren Namen benannt, die Iban, die Dayak, die Penan, Murut, Kadazan-Dusun, Bajau. Um sie zu schützen und ihre Lebensweise zu erhalten, erließ die Regierung Malaysias 1954 den „Aboriginal Peoples Act“ (APA) der ihnen ein Mindestmaß an Selbstbestimmung und Landrechten zugestand.

Wie der im Juli 2013 veröffentlichte Report der malaysischen Menschenrechtskommission SUHAKAM über die Situation der Orang Asal beweist, bot selbst dieses Gesetz nicht ausreichend Schutz vor Übergriffen und Landraub durch beispielsweise Betreiber von Ölpalmenplantagen. Der über den Zeitraum von fast zwei Jahren erstellte Report zählt eine Vielzahl von Übergriffen und Fälle von Landraub auf, die durch die Behörden nicht verfolgt, sondern teilweise sogar legitimiert und selbst begangen wurden.

Das, obwohl Malaysia die Erklärung der UN Generalversammlung zum Schutz der Rechte indigener Völker (UNDHRIP) vom 13.9.2007 unterschrieben hat. Leider hat diese Erklärung keinen Gesetzescharakter.

SUHAKAM empfiehlt der Regierung Malaysias dringend eine Reihe von Maßnahmen, um die Situation der Ureinwohner zu verbessern und ihre Rechte zu wahren. Dazu zählen beispielsweise die Anerkennung indigener Landrechte, Ersatz für widerrechtlich enteignetes Land, Schutz vor zukünftigem Landraub und Anerkennung von Land als Teil der indigenen Identität.

Nun soll der SUHAKAM-Report nicht direkt im Parlament diskutiert werden, sondern es wurde ein 15 Köpfe zählender Untersuchungsausschuss gebildet, der den Report selbst untersucht, um anscheinend seine Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen. In diesem Ausschuss sind nur vier Orang Asli Repräsentanten und zwei Mitglieder der Anwaltskammer vertreten. Dieses Vorgehen wird von der Anwaltskammer Malaysias scharf kritisiert.

Hintergrund ist die Tatsache, dass die malaysische Regierung eine Erweiterung des „Aboriginal Peoples Act“ plant, in der beispielsweise staatlichen Stellen erlaubt wird, indigenes Land zu „entwickeln“. Diese Erweiterung des APA wurde ohne Konsultation maßgeblicher Orang Asli Verbände wie beispielsweise den Netzwerken JKOASM und JOAS beschlossen.

Sollte die Erweiterung des APA vom Parlament verabschiedet werden, so bedeutet das die Legitimierung der Vernichtung des Regenwaldes und die Vertreibung der einzelnen Völker aus ihren angestammten Gebieten. JKOASM nennt die Zahl von 645000 Hektar Land allein auf der malaysischen Halbinsel,welches nicht mehr als indigenes Land klassifiziert wäre und somit der Abholzung anheim fallen würde. Zählt man noch die betroffenen Gebiete in den malaysischen Bundesstaaten Sabah und Sarawak auf der Insel Borneo hinzu, kommen einige Millionen Hektar Regenwald zusammen, deren Abholzung bevorsteht. Und Millionen Menschen sind bedroht.

Denn „Entwicklung“ des indigenen Landes kommt dem Abholzen von Regenwald zugunsten von Ölpalmplantagen oder der Vernichtung des Waldes in Sarawak durch die wahnwitzigen Staudammprojekte gleich. Einmal ihrer Lebensgrundlage beraubt würden die Völker ihre Kultur verlieren und vom westlichen Lebensstil, der ihnen nicht viel mehr als ein Dahinvegetieren am Rande der Städte bieten würde, assimiliert werden. Das bedeutet vielfaches Leid und beraubt uns unseres Erbes, dass diese Völker in sich tragen. Mal ganz abgesehen davon, dass die unendliche und bisher kaum erforschte Artenvielfalt ausgelöscht wird und die grüne Lunge unseres Planeten, der tropische Regenwald, einen weiteren irreparablen Schaden nimmt.

Das COA C (Center for Orang Asli Concerns) und das Netzwerk JOAS haben am 2.9. 2013 in Genf vor der Veröffentlichung des jährlichen Berichtes zur Situation der Menschenrechte der Vereinten Nationen verschiedene UN -Vertretungen europäischer Länder über die Problematik in Malaysia informiert. Zuvor, am 7.8.2013 wurden schon in Kuala Lumpur die Botschaften von 12 EU-Nationen und den USA über die momentane Situation der Ureinwohner Malaysias in Kenntnis gesetzt.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Problematik von der UN und den Ländern Europas ernst genug genommen wird, um Maßnahmen zu ergreifen, die dieser Entwicklung Einhalt gebieten.

Es ist anzumerken, dass die Regierung Malaysias 2013 der UN Beobachterin für Menschenrechte, die die Situation der Orang Asli prüfen sollte, die Einreise verwehrte.

 

Quellen: Free Malaysia Today, 28.8.2013

Suara Sarawak, 10.7. 2013

Annual Report of the COAR /Malaysian Bar Council

SUHAKAM Report of the National Inquiry into Land Rights of Indigenous

People

 Diverse Veröffentlichungen des Malaysian Bar Council

Bruno Manser Fonds

Laws of Malaysia, Aboriginal Peoples Act.

Radio Free Sarawak

EngageMedia: Videos von Orang Asli Aktivist Shafie Dris

 

zerstörte Hütte
(c) COAC Center for Orang Asli Conserns
Kommentare: 1
  • #1

    Eva Schmelzer (Samstag, 04 Juli 2015 14:44)

    Was soll ich dazu kommentieren? Ich kann nur Trauer, Unverständnis und Verachtung empfinden. Dass es schlimm steht in Malaysia wusste ich, aber die wahren Ausmaße habe ich erst durch diesen detallierten Beitrag erfahren. Besonders bedrückend finde ich, dass es offensichtlich nicht das Nicht-Erkennen der Problematik bei der Regierung ist, sondern dass sie weiß, welches perfide Spiel sie mit Mensch und Natur treibt. Sieht so aus als wäre es noch schlimmer als in Indonesien, wo natürlich durch die Größe des Landes die Folgen noch weitreichender sind.
    Diese Zerstörungen und die Menschenrechtsverletzungen gehören in den Verantwortungsbereich der Weltgemeinschaft und nicht in die Hände einiger korrupter und unmoralischer Politiker.