Waldrand und Lichtung
Text und Scherenschnitte: Erika Bulow-Osborne
Fotos: Gudrun Kaspareit
18.05.2016
Krautige Pflanzen gehören zur Vegetation des Waldrandes. Lerchensporn, Ochsenzunge, Flockenblume, Schneeglöckchen, Wald Veilchen und Mandelblättrige Wolfsmilch gehören dazu.
Krautige Pflanzen sind auch Gefleckter Aronstab, Gelbes Windröschen, Leberblümchen,Wald Gelbstern, Waldmeister und Zweiblättrige Schattenblume.
Auf Lichtungen findet man Borstgras,Frühlings Adonisröchen, Traubige Graslilie, Kleinen Wiesenknopf , Nickendes Leimkraut und Rosmarinheide. Eine Lichtung muss freigehalten werden , denn sie bietet den Licht liebenden Pflanzen die notwendige Ausdehnung und sie ist sehr wichtig für äsendes Wild.
Am Waldrand kann Fäberscharte, Tollkirsche,Elsbeere, Hain Wachtelweizen, Purpurklee und Roten Fingerhut wachsen. Mich fasziniert der Gelbstern mit seiner Attraktion für Wald Ameisen. Waldameisen werden zur Verteilung seiner Samen eingesetzt. Seine Diasporen enthalten neben dem Samen noch wertvolle Anhängsel (Elaiosome) ausVitamin B und C, sowie Eiweiß. Die Ameisen bringen die Diasporen in ihren Bau, trennen die nährenden Anhängsel (Elaiosome) von den Diasporen und füttern damit ihre Larven. Die Samen werden draußen am Waldrand abgelegt,wo sie keimen und zu neuen Gelbsternen heranwachsen.
VieleTiere bevorzugen den Waldrand um Schutz zu suchen und weil mehr Licht vorhanden ist. Sträucher bieten Tarnung und Nahrung. Dort findet man Plumpschrecke, Goldlaufkäfer, den Großen Rosenkäfer und Hirschkäfer, Bunthummel, Skabiosen Sandbiene,Weißfleckige Wollbiene, Bergkronen Widderchen, Platterbsen Widderchen, Schlüsselblumen Würfelfalter, Alexis Bläuling. Bechstein Fledermaus, Gartenschläfer und Haselmaus. Baumpieper, Gartenrotschwanz und Rotmilan bewachen ebenfalls den Waldrand.
Ein Vogel, der eigentlich dazugehörte ist stark vom Aussterben bedroht, das Auerhuhn Capercailie, Tetras urgallus. Leider sind es Touristen und der dadurch entstehende Stress, welcher Auerhahn und Auerhenne töten kann. Monokulturen, absterbende Heidelbeerbüsche, Windenergie sind gefährdend und selbst die Forstkulturzäune, bringen immer wieder große Verluste. Wegen der Gefahr des Aussterbens wurde 2012 in Langenschade eine Aufzuchtstation für Auerhühner errichtet.
Im Winter fressen sie Nadeln und Knospen von Kiefern, Fichten und Buchen. Kleine Magensteine, Gastrolithen, helfen beim Zermahlen der Nahrung.
Die Balzzeit reicht von März bis Juni. Der Anteil an Testosteron beim Hahn ist dann sehr hoch, sodass der Auerhahn äußerst angriffbereit ist, auch Menschen gegenüber, die ihm zu nahekommen. Seine Balz besteht aus Klappen mit dem Schnabel, einem Trillern bis zum Hauptschlag, gefolgt von einem Schleifmotiv und einem Abgesang, etwa 6 Sekunden. Mehrere Hennen streifen umher und werden vom Auerhahn, wenn sie empfängnisbereit sind, getreten. Der Tretakt zeigt, wie eine bereite Henne sich duckt. Der Auerhahn drückt sie mit seinem Schnabel am Kopf nach unten, ihr Hinterteil hebt sich, damit der Hahn seine Samenfüßigkeit in den Legedarm spritzen kann. Ein paar Tage später ist die Eiablage von etwa 8 Eiern und die Brutzeit dauert 28 Tage. Zwei Wochen lang muss die Henne ihre Jungen wärmen und hudern, bis sie allein Insekten, Raupen oder Puppen finden können.
Blätter und Früchte der Heidelbeersträucher sind als Hauptnahrung im Sommer sehr wichtig.
Eva Schmelzer (Freitag, 03 Juni 2016 16:30)
Dieser Beitrag lebt gleichermaßen vom sehr informativen Text und ebenso von Erikas einmaligen Scherenschnitten, von denen ich einige schon in meinem „Erika-Archiv“ habe. Und last but not least runden Gudruns Fotos alles wunderbar ab. Leider fällt auch hier ein Wermutstropfen in diese Wunderwelt, nämlich dass das Auerhuhn so stark bedroht ist. Ich bin mal so frei und füge Erikas Text noch die Gründe seiner Bedrohung zu:
Auerhühner sind durch verschiedene Gefährdungsursachen vom Aussterben bedroht:
Aufgrund der intensiven Forstwirtschaft sind mittlerweile die meisten Reviere nicht mehr als Lebensraum geeignet. Durch die Förderung von einschichtigen Altersklassenwäldern aus Fichte, Douglasie und Buche geht die Beerstrauchschicht, die vielfältigen Kleinstrukturen und der Insektenreichtum am Boden verloren.
Mit der veränderten Waldnutzung haben in vielen Gebieten auch die Waldameisen stark abgenommen, die für die Nahrungsversorgung der Auerhühner sehr wichtig sind.
Während der Umbauphasen in noch vom Auerhuhn besiedelten Waldgebieten haben sich viele Tiere an Forstkulturzäunen totgeflogen.
Die Aufdüngung des Waldbodens durch Stickstoffeinträge aus der Luft verändert die Bodenvegetation. Beerkrautgesellschaften werden durch Grasfluren verdrängt.
Eine zunehmende Erschließung durch Wegebau bringt Störungen in die Waldbestände. Störungen im Winter können zu Energieengpässen führen, da die bei der Flucht eingesetzte Energie durch die vergleichsweise minderwertige Winternahrung kaum ausgeglichen werden kann. Wiederholte Störungen können zu einer Schwächung der Tiere oder in strengen Wintern sogar zu deren Tod führen.
Auch Störungen zur Balzzeit können indirekt Einfluss auf die Vermehrung haben. Wird z.B. durch Skiläufer abseits der Pisten der Balzbetrieb gestört, werden unter Umständen die Hennen nicht zeitgerecht begattet und schreiten damit nicht zur Brut.
In Ländern mit derzeit noch beachtlichen Beständen des Auerhuhns werden vor allem ranghohe Hähne geschossen. Dies hat Auswirkungen auf die gesamte Population, weil das Geschlechterverhältnis ungünstig verschoben wird und eine intakte Sozialstruktur verloren geht.
Gudrun Kaspareit (Mittwoch, 18 Mai 2016 22:41)
Liebe Erika,
ein toller Artikel aber der Schnitt vom Auerhahn und seiner Henne ist sensationell, ganz toll