Der Pirol
Text und Scherenschnitt: Erika Bulow Osborne
Foto: Wikipedia
24.02. 2018
Der Pirol, Oriolus oriolus , Eurasian Golden Oriole
Wer hätte es vermutet: der Pirol ist mit Krähen und Paradiesvögeln verwandt.
Noch ist er unterschiedlich stark gefährdet und wird nur noch selten beobachtet. Das liegt auch mit daran, dass Pirole sich am liebsten in den Kronen der Laubbäume aufhalten.Ein Pirol hat etwas Herrschaftliches an sich, er ist sehr elegant und schlank gebaut mit seinen 24 cm,wie oft bei Vögeln, wiegen die Weibchen 71g, die Männchen dagegen nur 41 Gramm. Pirole haben ein Rosa oder rostiges Braun am Schnabel und ein sehr breites schwarzes Band, das sich vom Auge bis zum Schnabel zieht; ihre Beine und Krallen sind taubenblau.
Männchen sind goldgelb, sie haben Schwärze in den Flügeln mit einem sehr gut sichtbarem gelbem Flecken. Die Brust ist gesprenkelt, der Bauch gelblich; übrigens ähneln ältere weibliche Pirole den Männchen sehr, aber jüngere Weibchen sind grünlichgelb mit gesprenkelter Brust.
Ich erinnere Pirole von Hamburg- Bergedorf, aber das liegt nun 38 Jahre zurück. Ihr Gesang ist einfach wundervoll, ein melodisches 'buelow, buelow', was wohl der Paradiesvogel-Verwandschaft entspricht, aber sie haben auch ein krähenhaftes Krächzen bei großer Aufregung.
Man kann sich vorstellen, dass die Pirole keine gern gesehenen Gäste sind in Weinbergen oder auch in Olivenhainen. Da Pirole ausgesprochene Zugvögel sind, kommt es in Weinbergen und Olivenhainen zu den meisten Abschüssen, den meisten Todesfällen. Sie wissen,was delikat schmeckt, leider scheinen Jäger der gleichen Meinung zu sein.
Auch wenn sie nur kurze Zeit in unsere Breitengrade in Europa zurückkehren um zu brüten, denn sie verlassen uns sehr bald danach wieder, ist der Pirol ein wichtiger Singvogel. Das Brüten ist natürlich das Wichtigste und sie wissen , dass sie hier Insekten, Raupen. Maikäfer (ihre absolute Lieblingsspeise) und Schmetterlinge eher finden als im Süden, wo es mehrere andere Pirolarten gibt. Sie wissen, wo die süßesten Früchte wachsen und kennen all die saftigen Büsche voller Beeren und Kirschen.
Ihr Nest baut das Weibchen hoch oben in den Laubbäumen. Sie wählt eine möglichst gerade Astgabelung. Eine Meisterin ihrer Kunst ist dann am Werk! Sie benutzt Grashalme, Bast von Bäumen, Schlingpflanzen, alles, was sie in feuchten Gebieten oft findet und macht sie geschmeidig, bevor sie diese um die Astgabel wickelt. Fantastisch anzusehen. Wenn sie auf ihren Eiern sitzt, sieht man wenig von ihr: nur den Schwanz und den Kopf, so tief ist das Nest.
Man kann sie in Gärten oder Parks finden, aber es muss Feuchtigkeit in der Nähe sein und Obst, deshalb sind sie gern auch auf Streuobstwiesen. Sie haben ein Weiteres von den tropischen Waldvögeln in den Regenwäldern beibehalten, sie können auf- und abklettern. Das wird als 'Hüpfklettern' bezeichnet. Sehr praktisch erweist es sich beim Nestbau in Eichen, Pappeln oder Erlen.
Auwaldgebiete sind wichtig, überflutete Flächen werden gebraucht. Um Leipzig herum müsste es besonders viele Pirole geben, Leipzig hat den großen Auwald und es wurden auch viele Maulbeerbäume angepflanzt in verschiedenen Teilen von Leipzig.
Eva Schmelzer (Donnerstag, 01 März 2018 14:55)
Es muss ein besonderes Glücksgefühl sein, wenn man den Namen trägt, den solch schöne Vögel laut in die Welt hinaussingen, wie die in Hamburg-Bergedorf unsere Erika gerufen haben mit ihrem “Bülow, Bülow”. Ich habe noch nie einen Pirol gesehen, ich weiß aber, dass er im südlichen Düsseldorf an einem alten naturbelassenen Rheinarm vorkommen soll und im Renaturierungsgebiet der “Urdenbacher Kämpe”. Dort haben in den 1990er Jahren die NRW-Stiftung und die Stadt etwa 150 Hektar Flächen angekauft. So ergab sich die landesweit einmalige Gelegenheit, auf einer Strecke von rund 2,5 Kilometern ein typisches Niederungsgewässer wieder herzustellen. Dieser Gewässertyp existiert in Nordrhein-Westfalen andernorts nicht mehr. Und dort haben viele seltene Tierarten ein Refugium gefunden. Das ist natürlich kein Vergleich zu dem riesengroßen Leipziger Auwald, der fast 20x größer ist. Ich habe erst vor ein paar Tagen im Zusammenhang mit dem Leipziger Auwald gelesen: “Die reiche Schichtung und Struktur des Baum- und Strauchbestandes ist Grundlage für den Vogelreichtum des Auwaldes. Das betrifft die Artenzahl und auch die Dichte der Brutpaare. Besonders typisch sind der Mittelspecht und der Pirol”.
Danke liebe Erika für den lesenswerten Artikel und den bezaubernden Scherenschnitt.