Der Krötentunnel
Text und Fotos: Sven Biekhofe
19.10.2017
Die Erdkröte steht wie keine zweite Amphibienart für den Naturschutz an Straßen in Deutschland. In unserer vom Automobil geprägten mitteleuropäischen Kulturlandschaft ist die Erdkröte geradezu
Sinnbild für die Konflikte zwischen Straßenverkehr und der einheimischen Tierwelt.
Hunderttausende im Frühjahr an ihre Laichgewässer an- und kurze Zeit später wieder abwandernde Erdkröten sterben jährlich den Verkehrstod – ganz zu schweigen von den Abermillionen winziger
Jungtiere, die im Sommer ihre Geburtsgewässer verlassen und oft schon nach wenigen Metern unerkannt zwischen Reifenprofilen ihr jähes Ende finden. Nur der Bau von Leiteinrichtungen und
Amphibientunnel kann dies verhindern. Das Ziel ist die Wiedervernetzung von Lebensräumen. Das Konzept ist es, Lebensräume, die durch Straßen zerteilt wurden, wieder zu vernetzen. Zu den Maßnahmen
gehören neben Amphibientunneln vor allem Grünbrücken, die größeren Tieren wie Rehen und Wildschweinen ein sicheres Queren der Straßen ermöglichen. Neben dem direkten Tod durch Überfahren geht von
Straßen auch eine Trennwirkung für Amphibien und andere bodenbewohnende Kleintiere aus. Bordsteinkanten stellen zusätzliche Hindernisse dar und Gullys sowie andere Straßenentwässerungsanlagen
sind oft tödliche Fallen.
Eva Schmelzer (Freitag, 03 November 2017 16:50)
Dieser Bericht stellt sehr eindrucksvoll die traurige Realität dar, aber auch Maßnahmen, die ergriffen werden können (und ja schon werden), um die traurige Zahl der Tötungen stark zu reduzieren. Leider sind es immer noch größtenteils private Naturschützer oder Organisationen, die aktiv werden, um das Sterben einzudämmen. Eine davon ist unsere “Naturwelt-Mutter” Gudrun! Und es ist leider immer noch vielfach so, dass Krötenschutz in der breiten Öffentlichkeit als Marotte von Natur-Freaks belächelt wird. Es wird allerhöchste Zeit, dass sich Kommunen dieser Problematik annehmen, wenn nicht freiwillig durch Einsicht, dann eben durch Gesetze!
Erika (Freitag, 03 November 2017 14:58)
Grosser Dank,lieber Sven, dass Du einen weiteren wichtigen Artikel ueber die Verkehrstoten von Amphibien und Kroeten eingestellt hast. Torsten erwaente die vielen Igel als Verkehrsopfer. Ipswich, in Suffolk, England wurde 2016 im September eine Igelstadt durch die Ernennung eines Hedgehog Officers, einer jungen Zoologin, Ali North aus Swindon,die aus einer grossen Anzahl international sich Bewerbender, gewaehlt wurde. In ihrem zweijaehrigen Kontrakt errichtete sie bisher zehn Igeltunnel und ermahnt die Gartenbesitzer, Ein-und Ausgaenge in den Zaeunen zu schaffen, welche die Groesse einer CD betragen. So ist das Ueberqueren von Strassen fast vorbei. Vielleicht sollte man in Deutschland in einer Stadt einen aehnlichen Auftrag vergeben fuer einen jungen, begeisterten Amphibienschuetzer. Solche Aufgabe, unterstuetzt von NABU waere vielleicht sinnvoll. Er oder sie muessten Vortraege halten und Rat geben koennen.
Marion Hartmann (Freitag, 03 November 2017 10:33)
Vor Jahren gab es hier bei uns am nahen Auwald noch Kröten, danach wurden keine mehr gesehen. Ich schätze, es liegt daran, dass immer mehr in den Auwald hineingebaut wird.
Hier, wo Kröten noch von wenig befahrener Straße gesammelt wurden, stehen nun Stadthäuser für Gutbetuchte, was zwangsläufig auch zur Verkehrsdichte führte. Danke für diesen eindringlichen Bericht mit entsprechenden Fotos!
Torsten (Mittwoch, 01 November 2017 11:11)
Hallo und danke für den eindringlichen und wichtigen Bericht. Ich habe dieses Jahr einen Naturteich im Garten angelegt und dort haben sich direkt neun Teichfrösche eingefunden. Das zeigt, wie sehr ihnen Lebensraum fehlt. Und auch auf ihren Wanderungen werden sie durch den Straßenverkehr bedroht.
Bei mir in der Gemeinde sind es weniger Kröten, die auf den Straßen getötet werden, sondern massenhaft Igel. Das hängt auch damit zusammen, dass es hier praktisch gar keine Kröten mehr gibt mangels Lebensraum...
Und auch der Anblick der toten Igel ist einfach frustrierend. Deshalb ist es enorm wichtig, sich für den Schutz der Tiere einzusetzen.