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Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

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Die Kaffee-TrinkerInnen entscheiden darüber, ob die 100.000 km² Kaffee-Anbaufläche ein naturnaher Lebensraum für Kolibris und viele andere Tiere ist -- oder Monokultur, die ohne Rücksicht auf die Umwelt billigen Kaffee produziert.

Kanwan

Anekdoten vom Krötenzaun

Text und Fotos: Gudrun Kaspareit

28.04.2016

Eimer voller Kröten
Ein Eimer voller Leben

 

Oh What A Night
Endlich ist die Amphibienwanderung richtig angelaufen. Warme Temperaturen und ein wenig Regen sind die optimalen Bedingungen. Schon gestern hatten wir 136 Kröten.
Aber heute, oh Schreck, da haben die Anwohner einer der Ausfahrten an unserem Zaun eine riesen Fete gegeben. Mit Festzelt, lauter Musik und jeder Menge Gästen, die nach Parkplätzen gesucht haben. Es herrschte also reger Verkehr, sowohl bei den Gästen, als auch bei den Kröten. Und mitten drin ich mit Kopflampe und Warnweste, die Autos stoppend und Kröten von der Straße pflückend, immerhin 45 Stück. Trotzdem musste ich auch unzählige Todesopfer beklagen. Trotzdem sammelte ich hüftschwingend wegen der lauter Discomusik Später in den Eimern fand ich 66 Kröten, 30 Frösche, 15 Teichmolche und 4 Kammmolche. Ich hatte die Mitternachtsschicht, die von 23:00 bis 02:00 dauerte. Später kamen der Mond und die Sterne hervor. Ich mag es sehr, wenn sie durch die kahlen, schwarzen Eichenzweige schimmern. Käuzchen und Waldohreule wechselten sich mit ihren Rufen ab. Und dann fand ich die Mutter aller Kröten, rostrot und mehr als doppelt so groß, wie alle anderen Weibchen. Auf dem Heimweg, fast vor der Haustür wechselte ein Rudel Damhirsche über die Straße. Ich hielt an und wartete ab. Majestätisch und sehr gelassen defilierten sie vorbei, in zweier oder dreier Grüppchen, deshalb konnte ich sie auch gut zählen. 76 Stück an der Zahl, mit zwei Weißen dabei. Nun wisst Ihr, warum ich das Krötensammeln liebe, es beschert einem immer wunderbare Erlebnisse.

(c) Gudrun Kaspareit
(c) Gudrun Kaspareit

 

Ostern am Krötenzaun

Meine Enkel (3 und 5 Jahre alt) wollten auch so gerne einmal mithelfen, beim Krötensammeln. Aber abends spät hat die Mutti nicht erlaubt und früh am Morgen war dem Papi zu früh.

So präparierte ich drei von den 45 Eimern mit jeweils drei Kröten. Ich gab etwas Erde und Laub in die Eimer, damit die Kröten sich ein wenig verkriechen konnten und sprühte sie mit Wasser ein, gegen Austrocknung. Nun konnte die Sammelaktion losgehen, um eine gefällige Uhrzeit, morgens 9:00. Mit kleinen Begeisterungsschreien fanden meine Süßen die Kröten. Lenny, der Ältere klaubte die Kröten behutsam aus dem Eimer und trug jede Einzelne wie einen kostbaren Schatz über die Straße und setzte sie sanft ins Laub. Er war ganz erfüllt von seiner Mission. Zwei weitere Eimer waren leer, doch in den nächsten Eimern fanden sich Schokoeier, da hatte doch tatsächlich der Osterhase ein paar Eier verloren, vermutlich war er in die Eimer gestolpert, dieser Tolpatsch. Als sich dann aber weder Kröten noch Schoki in den Eimern finden ließen, fuhren wir zum gemütlichen Osterfrühstück nach Hause.

(c) Gudrun Kaspareit
(c) Gudrun Kaspareit

Baumschnittarbeiten am Krötenzaun

Gestern fanden Baumpflegearbeiten an der Straße mit unserem Zaun statt, zum Zwecke der Verkehrssicherung. Leider sind die Arbeiter dem Krötenzaun gegenüber ziemlich rücksichtslos vorgegangen. An mehreren Stellen war der Zaun eingerissen. An anderen Stellen von Ästen platt gedrückt worden. Die Fangeimer waren z.T. mit Ästen, Reisig und Erde gefüllt gewesen.

Als ich gestern rein zufällig dort vorbei fuhr und sah, dass die Eichen beschnitten wurden, bat ich freundlich, auf den Krötenzaun achtzugeben. Ein noch jugendlicher Typ wurde pampig und fragte, was wohl wichtiger sei, ob man beim nächsten Sturm einen Ast auf den Kopf bekäme oder der blöde Zaun. Das man eventuell beides berücksichtigen könnte, konnte ich ihm nicht vermitteln. Auch das dieser Zaun dem Ministerium für Umwelt und ländliche Räume in Kiel gehört und einen gewissen Respekt verdiente, war ihm egal. Die übrigen Arbeiter hüllten sich in Schweigen.

Zur allgemeinen Ehrrettung muss ich aber sagen, dass der Zaun prompt und akkurat wieder instand gesetzt worden ist, nachdem ich mich beim Landeigner beschwert hatte. Der zuständige Revierförster hat sich persönlich bei mir entschuldigt und dies veranlasst.

Mäusebaby
(c) Gudrun Kaspareit Mäusebaby

Der Zaun ist wieder weg

Die Krötenwanderung ist beendet und wir haben den Zaun wieder abgebaut. Auch die kleinen Mäuse haben das gemerkt. Zumindest die Eine, die ihr Nest unter einem der Fangeimer angelegt hatte. Hektisch war sie dabei, ihre Jungen wegzubringen, als sich der Eimer lüpfte und sie mich erschreckt ansah. Ein letztes Mäusebaby lag dort noch. Ich nahm es kurz, knipste es und war unentschlossen wie ich mich verhalten sollte, ich legte es wieder zurück und hoffte die Mutter würde auch ihren letzten Spross noch forttragen. Als ich nach 5 Minuten wieder nachschaute war das kleine Wesen verschwunden.

Lederlaufkäfer
(c) Gudrun Kaspareit Lederlaufkäfer

Auch andere Interessante Mitgeschöpfe finden sich in den Fangeimern

Hier war es ein Lederlaufkäfer

Ölkäfer
(c) Gudrun Kaspareit Ölkäfer

Wer sich schon immer fragte, weshalb in jedem Fangeimer ein Stöckchen steckt - genau deshalb, damit alle Nicht-Amphibien wieder aus dem Eimer heraus klettern können.

Gelbrandkäfer
(c) Gudrun Kaspareit Gelbrandkäfer

Auch diesen Burschen fand ich im Eimer, einen Gelbrandkäfer, der ebenso gut fliegen wie schwimmen kann und einen großen Appetit auf Kaulquappen und Larven von Amphibien hat. Aber das ist Natur.

Brandmaus
(c) Gudrun Kaspareit Brandmaus

Tschüß bis nächstes Jahr, Euer Krötenteam

Kommentare: 3
  • #3

    Karen Heckendorf (Mittwoch, 04 Mai 2016 16:02)

    Liebe Gudrun, vielen Dank für deinen heiteren Bericht :-) . Auch ich, Karen, gehöre zu den Nachtwanderern die sich erwartungsvoll in jeden Eimer hineinbeugen. (Pomuskelkater garantiert! :-) )Welch eine Enttäuschung wenn nix drin ist und welch eine Freude wenn viele kleine Gesellen sich dort tummeln. Am meisten Freude bereitete es mir, das Diktafon meines Smartphones in die Eimer zu halten. Welch heitere Mischung aus Krötengepiepe und dem Knartschen der Laubfrösche. Auch die frechen Biester die sich von der Straße nicht fangen lassen wollten, machten Spaß und ließen mich so manchen Hechtsprung absolvieren. An der Stelle war ich immer froh, alleine zu sein - allerdings hätten meine Sprungkünste sicher so manchen Zuschauer amüsiert und mich selber wie ein Riesenexemplar unserer Kröten aussehen lassen. Es macht viel Freude die Natur in nächtlicher Stille zu erleben, ich möchte an dieser Stelle die Empfehlung aussprechen, das einmal mitzumachen. Gruß Karen

  • #2

    Eva Schmelzer (Dienstag, 03 Mai 2016 12:26)

    Diese Berichte zu lesen war eine Freude: Romantisch, amüsant, anrührend und informativ. Auch toll, wie Du mit Widerständen unverständiger Menschen umgehst und wie Du auch den kleinen Schönheiten am Rande wie den Käfern Aufmerksamkeit schenkst und auch, dass Dir das Schicksal eines Mäusebabys am Herzen liegt. Ich kannte diese Art (Brandmaus) gar nicht, hab mich aber schon informiert. Besonders freut es mich auch, dass Deine Liebe zur Natur nun schon an Deine Enkel weitergetragen wird.
    Liebste Grüße und danke an Dich und das Krötenteam.

  • #1

    Erika (Montag, 02 Mai 2016 22:40)

    Liebe Gudrun, Dein Humor, der mit allen Schwierigkeiten fertig werden musste, ist unuebertrefflich. Man ist mitten dazwischen, erlebt Nachtschicht, Kaelte, Naesse, Disco ,-- Verzweiflung ueber das Unwissen der Autofahrer und Glueck ueber die geretteten Amphibien. Dein Rudel defilierender Dammhirsche ist einfach schoen.
    Dann kam Ostern mit Schwierigkeiten, ohne haeusliche Stoerung die beiden suessen Enkel einspannen zu duerfen beim Kroetensammeln. Dein Trick wirkte Wunder: sie liebten jede Minute und waren so stolz auf ihre Kroetenfunde. Der Clou aber war der dritte Eimer, den der Osterhase besucht hatte.
    Die zerstoerten Teile des Kroetenzaunes wurden repariert. Ich hoffe, dass der Revierfoerster den jungen Baumhelfern eine Lektion erteilte. Deine Maeusefamilie war schliesslich vollzaehlig. Ich staunte ueber Eure Kaeferfunde. Das Schoenste aber war Euer Gruppenphoto so lieber Freunde und ihre sofortige Bereitschaft, es im naechsten Jahr weiterzumachen. Ganz lieben Dank.