Blühende Wiesen in der Stadt
Text: Gudrun Kaspareit
27.05.2015
Düsseldorf macht es vor. Wiesen mitten im Straßenverkehr. An den Straßenrändern, auf den Verkehrsinseln und wo immer Platz ist, blühen Mohn, Kamille, Löwenmäulchen, Mädchenauge und Gänsekresse mitten im nie erlahmernden Fluss der Autos. Wo früher monotone Rasenflächen und Beton waren, gibt es jetzt Blumenwiesen. Die Bienen freut es und auch das Menschenauge kann sich laben. Das Gartenamt lässt an immer mehr Stellen die Stadt aufblühen. Die Rasenflächen werden umgebrochen, die Saaten neu eingesät, angewalzt und gegossen, damit sie aufgehen. Dann braucht man nur noch 1-2 Mal im Jahr mähen anstatt wie sonst alle 10 Tage. Mehr Pflege braucht so eine Wiese nicht. Statt Rasen und Blumenrabatten mit gefüllten Hybriden, bunte Wiesen mit bienenfreundlichen Blumen. Bei gefüllten Pflanzen können die Bienen und Hummeln keinen Nektar saugen. Aber die Bienen, Hummeln und Wildbienen, so wie auch die Schmetterlinge brauchen dringend Hilfe. Sie leiden an, mit Pestiziden verseuchten Agrarwüsten, an ausgeräumten Landschaften, an artenarmen Rasenflächen. Und deshalb blühen in den Sommermonaten in Düsseldorf wo immer es möglich ist Schafgarbe, Klee, Klatschmohn oder Johanniskraut. Auch in den Parkanlagen entstehen an einigen Stellen Blühwiesen mit Wiesensalbei, Margeriten oder Wiesenglockenblumen. Ich hoffe, dass dieses Beispiel Schule macht und immer mehr Städte diesem Vorbild folgen. Auch Gartenbesitzer könnten mehr Mut zur Natur zeigen und ihre Gärten artenreich und naturnah gestalten.
Aber auch andere Gemeinden haben das Potential erkannt, welches in 235000 km Straßenrändern für Wildbienen und Wiesenblumen steckt. Hier sind der Landschaftspflegeverband und der Landkreis Passau
Vorreiter. Zumal das auch noch günstiger ist. Statt 5 Mal im Jahr mulchen, nur zwei Mal im Jahr mähen. Ebenfalls sehr lobenswert finde ich, wie die Kommentatorin Eva Schmelzer erwähnt hat (s.u.),
dass vielerorts im Stadtgrün Brennnesseln stehen bleiben dürfen, da sie für sehr viele Schmetterlingsraupen als Futterpflanze essentiel sind. Daumen hoch und weiter so. Wir haben der Natur so
viel Land weggenommen, da können wir ihr doch wenigstens die Straßenränder gönnen.
Martina Sparfeld (Montag, 01 Juni 2015 10:58)
Als ich noch in Berlin gewohnt habe hat es mich jedes Jahr geärgert das alle Brennesseln so früh gemäht wurden das die Raupen der Schmetterlinge gar nicht schlüpfen konnten.Dieser Ordnungswahn gepaart mit Gedankenlosigkeit ist weit verbreitet.Zum Glück ändert sich diese Einstellung auch zunehmend.
Eva Schmelzer (Samstag, 30 Mai 2015 14:16)
Es sieht nicht gut aus für Pflanzen und Tiere in Deutschland. Jede dritte Art ist bedroht, das hat das Bundesamt für Naturschutz vor kurzem offen gelegt. Dieser Bericht ist jetzt mal eine erfreuliche Nachricht zwischen alarmierenden Meldungen der letzten Zeit. Es müsste endlich in die Köpfe aller öffentlichen zuständigen Stellen und auch in die der privaten Gärtner bis hin zu Balkonbesitzern, dass jeder dazu beitragen kann, den Erhalt der Artenvielfalt zu unterstützen. Die Zeiten der „ordentlichen“ Gärten sind endgültig vorbei, eine solche widernatürliche Ordnung können und dürfen wir uns nicht mehr erlauben.
Was Düsseldorf betrifft möchte ich noch hinzufügen, dass mir aufgefallen ist, dass es in den Parks im Stadtgebiet reichlich Flächen gibt, auf denen Brennnesseln stehen, die zu beseitigen offensichtlich nicht von den Gärtnern vergessen wurden, denn für rund 50 Schmetterlingsarten im Raupenstadium sind Brennnesseln eine Futterpflanze, die meisten von ihnen sind sogar auf diese Pflanze angewiesen. Ich habe dazu nichts im Netz gefunden, denke aber, dass es Absicht ist, denn früher, als die Parks noch viel „gepflegter“ waren, gab es diese vielen Brennnesseln nicht.