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Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

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Kanwan

Die Kapuzinerkresse

Text, Fotos und Zeichnung: Ulrike Beschow

11.08.2021

 

 

 

Die Mönche haben ihre Kapuzen

verloren,

aber weitaus farbenprächtiger

erweist sich wieder einmal

Mutter Erde.

Zwar hat die Nase eine Pause,

aber dafür kommen Augen

und Gaumen

voll auf ihre Kosten.

 

 

 

Pastelkreidezeichnung: Ulrike Beschow

 

 

 

 

 

 

Tropaeolum majus L.

Familie: Kapuzinerkressegewächse- Tropaeolaceae

 

Heute möchte ich gern einmal wieder eine Pflanze aus dem Kräutergarten vorstellen. Manch einer kennt sie auch nur als Zierpflanze, wegen ihrer Vielfalt in der Erscheinung und ihrer Farbenpracht. Aber wie bei mir auch nicht anders zu erwarten, ist auch die Kapuzinerkresse eine starke Heilpflanze. In der Natur kann man sie in unseren Breiten aber allerdings nicht entdecken. Ursprünglich kommt diese schöne Pflanze aus Süd- und Mittelamerika. Sie ist eine schnell wachsende Pflanze, egal ob im Topf, Balkonkasten, im Beet, in der Ampel oder als Kletterpflanze für einen Sichtschutz. Kein Wunder das sie es so eilig hat, denn sie ist eine einjährige Pflanze. Schon der erste Frost beendet ihre Vegetationsperiode, und alles, was dann noch bleibt, ist ein Häufchen Matsch. Allerdings gibt es auch die knollige Kapuzinerkresse, bei der man die Knollen frostfrei überwintern kann um sie dann im April wieder in die Erde zu setzen. Sie ist eine kletternde Art, die bis zu drei Meter hoch werden kann und genauso verwendet wird wie all die anderen Arten. Diese Pflanze hat ihren Ursprung in den Zentralanden, wo sie auch unter dem Namen „Mashua“ bekannt ist. Die Knollen werden dort auch als Nahrungsmittel für Mensch und Tier angebaut.

 

Mit ihrer Vielfalt an Blütenfarben und den an kleine Schirme erinnernden, schönen Blättern bringt sie auch in den grauesten Alltag Sonne und Farbe. Allerdings gibt es ein Problem mit dieser Kresse, denn sie zieht die Blattläuse an wie ein Magnet das Eisen. Deshalb pflanzen manche Gärtner sie auch gerne in die Nähe von Rosen um die Schädlinge eben von diesen abzulenken. Wir konnten beobachten wie Ameisen die Läuse gezielt zu der Kapuzinerkresse transportierten. Die Blattläuse produzieren beim Saugen an der Pflanze einen süßen Saft, den die Ameisen anscheinend sehr mögen.

 

Wolf-Dieter Storl erklärt dies folgendermaßen: „Deshalb transportieren die Ameisen Blattläuse auf die Pflanze, ähnlich wie der Milchbauer seine Kühe auf die Weide bringt. Die Ameisen beschützen die Läuse vor ihren Feinden und

melken ihnen den Zuckersaft ab“.1 (Wolf-Dieter Storl, Der Selbstversorger, Gräfe und Unzer Verlag 2013, Seite 156)

 

Ebenso zieht die Kapuzinerkresse den Kohlweißling an, weshalb sie gerne zwischen die Kohlpflanzen gesetzt wird. Unter den Volkstümlichen Namen der Pflanze tauchen auch die Namen Salatblume oder Kapernblume auf, was auf deren kulinarische Verwendung schließen lässt. Der niederländische, kaiserliche Leibarzt Dodonaeus, (Dodonaeus, Rembert, 1517 – 1586, Leibarzt der Kaiser Maximilian II und Rudolf II, Botaniker und Arzt) der eine Art Kapuzinerkresse aus Peru nach Europa brachte, erwähnte sie bereits 1580 in seinen Schriften. Eine weitere Art wurde von dem Holländer Bewerning im Jahre 1684 als „indische Kresse“ nach Europa gebracht, wo sie schnell Einzug in die Klostergärten hielt. Den deutschen Namen erhielt sie nach der Kopfbedeckung der Kapuzinermönche an die die Blüten mit ihrem „Zipfel“ erinnern. Die Blätter der Pflanze, die von ihrer Form her an einen Schirm oder an ein Schild erinnern, gaben ihr den lateinischen Namen Tropaeolum (griechisch Tropaion = Siegesschild). Die Bezeichnung Kresse bezieht sich auf das lateinische Wort crescere, was wachsen bedeutet und auf das schnelle Wachstum dieser Pflanze hinweist.

 

Von den Klostergärten wanderte die Pflanze schnell in die Bauerngärten, wo sie als Zier- und Speisepflanze und als Bienenweide genutzt wurde. Ihre heilende Wirkung wurde allerdings erst sehr viel später erkannt und gewürdigt. Der französische Maler und Gärtner Claude Monet (Claude Monet, 1840 – 1926, französischer, impressionistischer Maler) soll ein großer Liebhaber der Kapuzinerkresse gewesen sein. Immer wieder ehrte er sie in seinen Bildern und ein Hauptweg in seinem Garten in Giverny, die „Grande Allee“, wurde mit dieser Pflanze eingesäumt. Carl von Linné und auch Goethe haben ein interessantes Phänomen an dieser Pflanze beobachtet: an heißen, besonders zu Gewitter neigenden Sommerabenden, kann man manchmal elektrische Entladungen sehen. Sie zeigen sich in kleinen Funken und es soll sich um eine Ansammlung atmosphärischer Elektrizität handeln. Der Wiener Pflanzenphysiologe Hans Molisch (1856 – 1937) vertritt die Ansicht, dass das Blitzen der Blüten einen physikalischen Prozeß darstelle, „wie er sich beim Elmsfeuer auch an den verschiedensten, leblosen Dingen offenbaren kann“.

 

Heilwirkung

 

Seit alters her wurde die Kapuzinerkresse in ihrer Heimat Peru als Heilkraut genutzt, während man hier in Europa schon etwas länger brauchte um ihre Qualitäten zu erkennen. Schon die Inkas setzten sie bei Erkältungen, Vergiftungen, Hautkrankheiten und zur Wundheilung ein. Ab dem 18. Jahrhundert wurde sie auch in unseren Breiten wegen ihres hohen Vitamin C Gehaltes gegen Skorbut herangezogen. Eine weitere, intensive und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Pflanze fand jedoch erst im 20. Jahrhundert statt.

 

Sie ist ein natürliches Antibiotikum und wirkt keimhemmend auf Bakterien, Pilze und Viren. Kapuzinerkresse verbessert die Durchblutung, wirkt blutreinigend, fördernd auf die Menstruation und stärkt das Immunsystem. Bei akuten Infekten kann man ca. alle drei Stunden 4-5 frische Blätter essen, was man allerdings nicht auf nüchternen Magen machen sollte, denn das Benzylsenföl (entsteht durch enzymatische Einwirkung aus den Senfölglykosiden in der Pflanze) kann die Magenschleimhaut reizen. Deshalb sollte man bei Kleinkindern und natürlich auch bei Säuglingen auf andere Mittel zurückgreifen. Die Kapuzinerkresse kann gut bei hartnäckiger Bronchitis und Erkältungen mit Halsentzündungen verwendet werden, da sie schleimlösend wirkt. Wissenschaftliche Untersuchungen am Institut für medizinische Virologie der Uni Gießen haben ergeben, dass die Senföle aus der Kapuzinerkresse und auch aus Meerrettich die Vermehrung von Grippeviren des Typs H1N1 hemmen.

 

 

Zur Anwendung kommt diese schöne, hilfreiche Pflanze auch bei den verschiedensten Mykosen. Der Hefepilz Candida albicans, der ganz normal in unseren Körpern vorkommt, aber zu einem Problem in den Bereichen der Schleimhäute, des Magen- und Darmtraktes, des inneren wie äußeren Genitalbereiches werden kann, wenn dort etwas aus dem Gleichgewicht gerät, kann mit der Kapuzinerkresse behandelt werden. Da gerade oft Frauen von diesem leidigen Zeitgenossen heimgesucht werden, ist dieses Kraut doch einen Versuch wert. Dies trifft ebenso auf die lästigen, auch hier meist die Frauen betreffend, rezidivierenden Blasenentzündungen zu. Hier zeigt sich die antibakterielle Wirkung gegen Entero- und Staphylokokken, Proteus mirabilis, Escherichia coli, Acinetobacter und verschiedene Bakterien der Gattung Enterobacter.

 

Die Kapuzinerkresse wurde im Jahre 2013 zur „Arzneipflanze des Jahres“ auserkoren. Das Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg würdigt jedes Jahr eine neue Pflanze mit diesem Titel, um deren Bedeutung hervorzuheben.

 

Räuchern

 

Zu diesem Aspekt der Pflanze haben wir leider nicht viel mitzuteilen. Wir selber nutzen sie als Räucherpflanze nicht und auch sonst ist zu diesem Thema nicht allzu viel in Erfahrung zu bringen. Lediglich die Indianer sollen die Kapuzinerkresse zum Räuchern gegen böse Geister und Krankheitsdämonen genutzt haben.

 

Verwendung in der Küche

 

Anfangen kann man mit den schönen, grünen Blättern. Sie passen in fast jeden grünen Salat, aber mit ihrer würzigen Note sind sie auch für einen leckeren Kartoffelsalat eine Bereicherung. Das Ganze kann man noch mit den farbenprächtigen Blüten dekorieren - das Auge isst bekanntlich mit - und niemand wird auf seinen Speisen sitzen bleiben. Von rotblühenden Sorten kann man die Blüten in Essig einlegen (ca. 40 Blüten auf ½ L Weißwein- oder Balsamicoessig), ca. eine Woche ziehen lassen und dann abseihen ( hin und wieder etwas umschütteln). Wer sich seine Brotaufstriche selbst herstellen möchte kann mit den Blüten und Blättern z. B. Butter, Quark oder auch Frischkäse aufpeppen. Wir mögen nicht so gern die Kapern, welche man zu kaufen bekommt. Wenn es Euch genau so geht, versucht doch einmal Euch Eure Kapern selbst zu machen. Ich verspreche Euch, sie schmecken viel, viel besser und sind sehr lecker. Dazu nehmt Ihr die großen, grünen Samen und salzt sie kräftig, laßt sie zusammen über Nacht durchziehen und wascht sie am nächsten Tag gründlich ab. Anschließend werden sie in einem Essig Eurer Wahl eingelegt, fertig. Diese "Kapern" sind vielseitig verwendbar und haben ein tolles, würziges Senfaroma.

 

Ich lege sehr starken Wert auf die Feststellung, dass alle hier erwähnten medizinischen Therapievorschläge der alten, traditionellen Kräuter- und Pflanzenheilkunde entstammen und auf keinen Fall als meine persönlichen Therapie- und Behandlungsvorschläge zu verstehen sind! Sollte ein Leser dieses Artikels trotzdem von den hier erwähnten medizinischen Vorschlägen Gebrauch machen, so tut er dies in seiner alleinigen Verantwortung, bzw. im Vertrauen auf altes Kräuterwissen. Bei längeren, unklaren Beschwerden sollte man immer einen Arzt seines Vertrauens hinzuziehen.

Ich wünsche Euch würzige, farbenfrohe, sonnige und lustige Sommeressen mit guten Freunden und heißer Musik.

 

Eure Ulrike

Kapuzinerkresse
(c) Ulrike Beschow
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