Der Bärlauch
Text, Pastellkreidezeichnung und Fotos: Ulrike Beschow
11.04. 2021
Die Farben des Universums schlagen eine Brücke über das Firmament. Sie spiegeln sich millionenfach zu unseren Füßen, die uns auf unbekannten Wegen tragen und abrupt unseren Gang beenden. Sie lassen uns innehalten vor dieser einzigartigen Kathedrale. Ein hohes Gewölbe aus alten, knorrigen Buchen und einem weißen Teppich tut sich vor uns auf. Unzählige filigrane, weiße Sternchen schweben wie kleine Elfen über grüner Seide. Die pure, unberührte Reinheit vor unseren Augen, nehmen wir den kraftvollen Duft in uns auf. Für einen kurzen Moment vergessen wir den Lärm der nahen Straße und die zerstörerische Gier des angrenzenden Steinbruchs.
Ulrike Beschow
Allium ursinum L.
Familie: Liliengewächse, Alliaceae Liliace.
Im Gegensatz zu den jetzigen Tagen, wo fast allerorten Väterchen Frost noch einmal triumphiert, hat der März uns ja schon einige frühlingshafte Tage beschert. Überall hat die Kraft der Natur schon zarte Pflänzchen zum Sprießen gebracht. In unserem Garten ist es schön mit anzusehen, wie alles ans Tageslicht kommt. Auch der Bärlauch ist darunter und inzwischen schon so groß, dass man ihn ernten kann(April- Anfang Mai, bis vor der Blüte). Ihm möchte ich mich heute widmen. Er ist nicht nur ein leckeres Gemüse, sondern auch ein starkes Heilkraut, gerade in diesen verworrenen Zeiten.
Bärlauch kommt in fast ganz Europa vor. Die 20 - 30 cm große Pflanze bevorzugt schattige Standorte mit humusreichen und feuchten Lehmböden. Ich habe auch schon von einer Größe von bis zu 50 cm gelesen, aber gesehen habe ich solche großen Pflanzen noch nicht.
Man findet ihn oft in lichten Buchenwäldern, wo er großflächige Teppiche bildet. Aber auch in anderen Laub- und Mischwäldern, Auwäldern und am Fuße von Berghängen ist diese beeindruckende Pflanze zu finden. So wie ich eben recherchiert habe, ist der Bärlauch nicht in der Roten Liste für gefährdete Pflanzen von 2020 aufgeführt. In manchen Bundesländern wie z.B. Brandenburg oder Schleswig- Holstein gilt er aber schon zum Teil als gefährdet. Wenn ich mich aber an mein Leben in Sachsen zurück erinnere, gab es zumindest da wo ich gelebt habe, überhaupt keinen Bärlauch.
Wer ihn aber aus gewerblichen Gründen sammeln möchte, der muss sich dies zu Recht genehmigen lassen. Es sollte aber für jeden Bärlauchsammler selbstverständlich sein höchstens ein bis zwei Blätter pro Pflanze zu pflücken, nur für den eigenen Bedarf. Die schönen Blütenknospen sollte man in der freien Natur unberührt lassen. Man kann die Blätter gut mit dem Daumennagel abknipsen, denn dann bleiben auch die Zwiebeln im Boden unbeschadet. Im nächsten Frühjahr ist er dann wieder wunderschön anzusehen, und außerdem weiß man, wo er wieder zu ernten ist. Leider treibt das Sammeln dieses Gemüses manchmal wundersame Blüten. Man hat schon Menschen beobachtet, welche mit gelben Säcken und Sicheln in den Wald gezogen sind und ganze Flächen niedergemäht haben. Bitte, bitte nicht! Wer das Glück hat einen eigenen Garten zu besitzen und ein schönes, schattiges Plätzchen unter Laubbäumen frei hat, der kann natürlich auch die Blütenknospen und Zwiebeln ernten, vorausgesetzt man hat dafür eine ausreichende Menge kultiviert. Damit er aber auch im nächsten Jahr das Liebhaberherz erfreut, darf man ihn auch auf eigener Fläche nicht komplett abernten. Wer sich dafür entscheidet den Bärlauch auszusäen muss sich etwas in Geduld üben, denn die kleinen, schwarzen Samen keimen nämlich erst 14 Monate später und brauchen mindestens eine Frostperiode. Aber es gibt ja für die Ungeduldigen unter uns auch Pflänzchen zu kaufen. Wer ihn aber in der Natur sammeln möchte, sollte unbedingt darauf achten, dass er auch Bärlauch sammelt. Es gibt ein paar Pflanzen die gern in seiner Umgebung, oder auch mitten unter ihm, wachsen und sehr giftig sind. Ungeübte sollten zu Anfang einen erfahrenen Menschen fragen, ob er ihnen beim erkennen behilflich ist. Hier möchte ich auf die Internetseite von Heilkräuter.de des Eva Marbach Verlag hinweisen. Zahlreiche Bilder und Video` s zeigen diese giftigen Nachbarn und erklären ihre Unterscheidungsmerkmale sehr anschaulich. Je nach Region, in der man den Bärlauch finden kann, hat er die unterschiedlichsten Namen. Man nennt ihn z. B. Hexenzwiebel, Ramsen oder Zigeunerlauch. Von unseren Vorfahren wurde der Bärlauch mit dem vitalen, kraftvollen Bären in Verbindung gebracht. Der lateinische Name - Allium ursinum - kommt daher nicht von ungefähr. Allium ist das Lauch und ursinum steht für den Bären (lat. Ursus= Bär).
Es herrscht die Meinung vor, dass unsere Vorfahren sich die Kräuter, die für eine Frühjahrskur oder die so genannte Neunkräutersuppe (Grüne Neune) verwendet wurden und werden, von den Bären abgeschaut haben. Tiere, die unter natürlichen Bedingungen in der freien Natur leben, besitzen im Allgemeinen die Gabe sich bei bestimmten Krankheiten ganz gezielt die entsprechenden Heilkräuter zu suchen. Der Bär war in vielen Kulturen und auch für unsere Vorfahren ein ganz besonderes Tier. Er stand als Symbol für Kraft, Fruchtbarkeit, Mut und Unbezwingbarkeit. Vom Frühling bis zum Herbst streift er durch die Wälder seiner Heimat, aber wenn sich der raue Winter ankündigt zieht er sich in seine Höhle zurück und geht somit unter die Erde. Da der Bär vor seinem Winterschlaf auch unverdauliche Dinge, wie z.B. Rinde frisst, bildet sich ein Pfropfen in seinem Darm, den er im Frühling als erstes durch das Fressen von bestimmten Kräutern wieder lösen muss. Er scheint zu wissen, dass ihm der Bärlauch gute Dienste leistet um die Verdauung wieder in Gang zu bringen, denn er bewegt sich zielstrebig auf diese Kräuter zu.
Also nutzen wir die Bärenkräfte doch auch für uns; Mutter Erde bietet sie uns fürsorglich und liebevoll an. Sie sind hervorragend für eine Frühjahrskur geeignet, der Körper wird entgiftet und die träge gewordene Verdauung wieder in Gang gebracht. Da der Bärlauch das ganze Immunsystem stärkt werden wir auch weniger anfällig für Erkrankungen. Wenn dann doch einmal wider besserem Wissen ein Antibiotikum verabreicht wurde, so hat er die Fähigkeit die angegriffen Darmflora wieder aufzubauen. Durch seine reinigende Wirkung beugt er auch der Arteriosklerose vor. Auch wer Probleme mit Candida oder anderen Pilzen hat kann die Kräfte des Bärlauch für sich nutzen. Doch dies ist noch nicht alles, was uns der Bärlauch zu bieten hat. Stichpunktartig sein hier noch einige Beispiele aufgeführt wie er uns helfen kann, wenn doch einmal so Einiges in Unordnung gekommen ist. Er wirkt schleimlösend, antibiotisch, schweißtreibend, adstringierend (zusammenziehend) und hilft somit gut bei Erkältungen, Asthma, Bronchitis und Fieber. Ferner hat er eine harntreibende Wirkung, was die Reinigung der Nieren und der ableitenden Harnwege unterstützt. Ebenso hat er eine positive Auswirkung auf einen zu hohen Cholesterinspiegel oder Blutdruck im Gepäck. Lästige Darmparasiten mögen ihn nicht sonderlich, und auch bei Durchfall soll er helfen. Nach einem langen Winter bringt er Herz und Kreislauf wieder in Schwung, vertreibt die Frühjahrsmüdigkeit, und auch dem eventuell träge gewordenen Kopf hilft er wieder auf die Sprünge. Seine Bärenkräfte regen den gesamten Stoffwechsel an, wirken tonisierend auf den Körper und schaffen ein ausgeglichenes Verhältnis von allem Beteiligten im komplexen System des menschlichen Körpers und der Seele. Er kann aber auch nach einer Antibiotikabehandlung bei Tieren eingesetzt werden. Um ihn für Eure Gesundheit bei den aufgeführten Beschwerden vorrätig zu haben, könnt Ihr Euch aus den Blättern eine Tinktur herstellen. Dazu werden sie gewaschen, trocken getupft und grob zerkleinert. Man füllt alles in ein gut verschließbares Glas, giesst mit Doppelkorn oder Wodka auf bis die Pflanzenteile bedeckt sind. Nach 2- 6- wöchigem ziehen kann man die Tinktur abseihen, und dunkel aufbewahren. Von dieser Tinktur könnt Ihr bis 3 mal täglich 10- 50 Tropfen einnehmen. Wem das zu konzentriert ist, kann sie auch mit Wasser verdünnen.
An dieser Stelle müsste jetzt eigentlich der Abschnitt über das Räuchern von Bärlauch folgen, aber dafür ist der Bärlauch nicht geeignet.
Eva Schmelzer (Donnerstag, 15 April 2021 19:31)
Es ist kaum zu glauben, welche Vielfalt an Informationen und Nützlichem uns Ulrike Beschow über dieses Pflänzchen hier hervorzaubert. Und alles ist so wunderbar beschrieben, dass es eine Freude ist, darüber zu lesen. Nun weiß ich auch, warum er „Bär“lauch heißt. Faszinierend! Es ist viel mehr als eine sachliche Beschreibung, man wird regelrecht inspiriert, sich am liebsten sofort auf die Suche zu machen um ihn zu ernten, seine Heilkräfte auszunutzen oder ganz einfach nur eine Stelle in der Natur zu suchen, um einen solchen zauberhaften Bärlauchwald zu finden wie auf dem Foto und sich an seinem Anblick zu erfreuen.
Glücklich kann sich natürlich der schätzen, der einen Garten hat, so wie unsere Gudrun, und ihn selbst kultivieren kann.
Gudrun (Sonntag, 11 April 2021 14:17)
Liebe Ulrike,
auch ich liebe den Bärlauch sehr. In meinem Garten wuchert er überall und verbreitet sich jedes Jahr mehr. Ich mache immer Bärlauchbutter und Pesto daraus.
Liebe Grüße, Gudrun