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Kanwan

Das Johanniskraut

Text, Foto und Zeichnung: Ulrike Beschow

13.06.2024

Pastellkreidezeichnung U. Beschow
Pastellkreidezeichnung U. Beschow

Schon von weitem leuchtet uns ein

 

strahlendes Gelb entgegen.

 

Die ganze Kraft und Wärme der Sonne

 

wird bereitwillig und selbstlos für uns

 

gespeichert und unserer Heilung zur

 

Verfügung gestellt. Hier finden wir die

 

Kraft der Sonne, die uns in der kalten

 

Jahreszeit so sehr fehlt. Dankbarkeit

 

kommt auf.

 

 

Ulrike Beschow

 

 

-Hypericum perforatum-

Pflanzenfamilie: Hartheugewächse- Hyperieaceae

 

Nun geht auch der Mai schon fast wieder zu Ende und hat uns dieses Jahr viele warme und sonnige Tage beschert. Es war wirklich eine Wohltat die Sonne und Wärme auf der Haut zu spüren. Nach einer gefühlten Ewigkeit, angefüllt mit Regen und Dunkelheit, atmeten Seele und Körper spürbar auf. Jedes Jahr achte ich im zeitigen Frühjahr auf eine alte Bauernregel, welche besagt: "Kommt die Eiche vor der Esche, gibt’s ne große Wäsche. Kommt die Esche vor der Eiche, gibt’s ne große Bleiche."

Wir haben beide Bäume dicht am Haus, sodass ich es immer gut beobachten kann.

Erstmals seit wir hier in diesem schönen Tal wohnen (13 Jahre), lagen bestimmt gut vierzehn Tage zwischen dem neuen Austrieb der beiden Bäume. Das heißt, die Eiche hat viele Tage vor der Esche ausgetrieben. Das würde bedeuten, dass wir ein sehr nasses Jahr bekommen und im Moment sieht es ganz danach aus. Wenn ja, sollte man die trockenen Tage dann zügig zum Sammeln von benötigten Kräutern nutzen.

Diesmal möchte ich euch das Johanniskraut vorstellen. Wie der Name schon andeutet, hat diese Pflanze etwas mit "Johanni" oder auch der Sommersonnenwende zu tun, aber dazu später mehr.

Ja, dieser Pflanze sind wir wirklich sehr, sehr dankbar. Sie hat uns mit ihrer Sonnenenergie schon sehr viel Hilfe zukommen lassen. Das Johanniskraut oder Tüpfelhartheu, wie es auch genannt wird, steht meist zur Sommersonnenwende in voller Blüte und hebt sich dann bis zu einem Meter majestätisch über die Wiese. Man findet es in Europa, Asien, Nordwestafrika und in gemäßigten Zonen. Es bevorzugt eher die trockenen Standorte wie Magerrasen, sandigen Boden und Wegränder.

So zart wie die gelben Blüten wirken ist die Pflanze allerdings nicht. Die Stängel sind ziemlich hart (Hartheu → macht das Heu hart), was man spätestens beim Sammeln bemerkt. Hier sollte man, wenn man sich nicht sicher ist, mit den Fingern am Stängel entlangfahren, denn nur das echte Johanniskraut hat zwei feine Längskanten am Stiel (andere haben derer vier), was im Pflanzenreich etwas Besonderes ist. Von den anderen Johanniskrautarten kann man das echte auch noch dadurch unterscheiden, daß die Stängel mit Mark gefüllt sind. Auch das Abstreifen der Blätter nach dem Trocknen geht nicht so leicht von der Hand wie bei vielen anderen Kräutern. Wer Angst um seine zarten Hände hat, dem sind Handschuhe für diese Tätigkeit empfohlen.

Die Blütenblätter und Blätter sehen so aus, als hätte sie jemand mit einer Nadel durchlöchert. Bei den Blättern sind es die Öldrüsen, die wir dort sehen, und bei den Blütenblättern tritt beim Zerdrücken ein roter Saft aus, welcher unsere Finger nachhaltig rot-violett einfärbt. Mit dem Johanniskraut bietet uns Mutter Erde eine Pflanze mit einem sehr großen Spektrum an Heilwirkungen und -energien an.

Je nach Region hatte auch das Johanniskraut die unterschiedlichsten Namen, wie Hartheu, Maria Bettstroh oder Sonnenwendkraut etc. Das Johanniskraut ist seit Urzeiten mit dem Fest der Sommersonnenwende verbunden.

Die heilige Hochzeit von Sonne und Erde, wenn das Licht die Dunkelheit besiegt hat, wurde mit Ritualen von Priestern und Priesterinnen symbolisch begangen und nachgestaltet. An diesem längsten Tag des Jahres, dem 21. Juni, wurde ausgiebig gefeiert. Man entfachte große Sonnenwendfeuer, welche die Kraft der Sonne auf der Erde symbolisierten. Die Feuer wurden im Lauf der Sonne umtanzt und übersprungen um sich von „Dunkelheit“ und Krankheit zu heilen. Die Altäre wurden mit Johanniskraut geschmückt und man flocht Kränze aus ihm, die man trug um sich mit den Lichtkräften zu verbinden. Dieses für unsere Vorfahren so wichtige Fest, das die Menschen seit ewigen Zeiten feierten, konnte auch von den Christen nicht verboten werden. Es wurde einfach drei Tage weiter vorgerückt auf den 24. Juni, den Tag, an dem Johannes der Täufer geboren wurde. Die Sommersonnenwende ist auch der Wendepunkt, von dem aus die Sonne allmählich wieder an Kraft verliert. Balder, der Lichtgott der Germanen, wurde von seinem Bruder, dem blinden Gott der Zeit, Hödur, getötet. Dieser tat dies auf Geheiß Lokis, der ihm einen Speer aus Mistelholz reichte und ihm die Richtung wies. So wurde aus Balder der heilige Johannes. Daher leitet sich auch der Name des Johanniskrautes ab.

Die Kelten hielten das Kraut in die Sonnenwendfeuer, denn dies sollte sie unbesiegbar machen und böse Geister vertreiben. Der Teufel soll den Hartheu wegen seiner starken Heilkräfte nicht besonders gemocht haben, da dieser auch Macht gegen ihn hatte. Deshalb soll er ihn in seinem Zorn mit einer Nadel durchlöchert (perforatum) haben. In alten Zeiten hatte das Johanniskraut auch den Namen "Jageteufel", man glaubte man könnte ihn mit dem Kraut verjagen. . Das Johanniskraut, das sich mit dem Sonnenlicht regelrecht voll saugt, wurde natürlich gegen alle dunklen und bösen Mächte eingesetzt. Es sollte vor Dämonen, Feuer, Blitz, der eigenen Dunkelheit und dem Teufel schützen. Da man dem Teufel nicht viel Intelligenz zutraute, gab man dem Johanniskraut auch einen lateinischen Namen: "fuga daemonum- treibt die Dämonen in die Flucht." Man war der Meinung der Teufel verstehe kein Latein. Zur Sommersonnenwende wurde manchmal ein Kranz aus Hartheu auf das Dach geworfen um es vor Blitzschlag zu schützen. Deshalb steckte man es auch an die Fenster und Türen oder streute es einfach vor einem Gewitter auf die Herdplatte. Der Name "Hartheu" hat übrigens seinen Ursprung in der "Hartstenglichkeit" dieser Pflanze.

 

Heilwirkung

Es ist schon erstaunlich, was unsere Ahnen in der Signatur dieser Pflanze erkannten und Vieles davon hat uns die heutige Wissenschaft bestätigt. Die vielen Öldrüsen (Teufelsstiche) verleiteten zu der Ansicht, dass dieses Kraut bei Hieb- und Stichwunden zu heilen vermag. Und tatsächlich hat das Johanniskraut eine blutstillende und adstringierende Wirkung. Gleichzeitig wirkt es abschwellend und entzündungshemmend. Für Paracelsus war es ein Universalheilmittel, das bei Wunden, Knochenbrüchen und auch bei Würmern helfen konnte. Auch erkannte er schon die Wirkung auf die menschliche Seele, weshalb er es bei Melancholie, Hysterie und Depressionen einsetzte. Wenn man bedenkt, wie viel Sonnenlicht und -energie diese Pflanze speichert, dann dürfte dies nicht verwunderlich sein. Sie erhellt die Seele schon beim Betrachten der leuchtend gelben Blüten mit den vielen kleinen „Funken“ darüber, den Staubgefäßen. Es ist dieses eingefangene Sonnenfeuer, das selbst in der dunklen Jahreszeit unser Gemüt belebt und erwärmt. Aus diesem Grunde wird das Johanniskraut auch heute noch erfolgreich bei leichten Depressionen wie dem "Winterblues" verabreicht. Die Schulmedizin hat erst in den 70er Jahren eine Wirkung in dieser Richtung und auf unser Gehirn nachgewiesen.

Für leichte depressive Verstimmungen, bei Nervosität und Schlafstörungen kann man sich selbst aus den Blüten eine Tinktur herstellen. Hierfür füllen Sie ein Glas gut halbvoll mit Blüten und bedecken diese mit Alkohol (Korn oder Vodka). Diesen Ansatz lassen Sie an einem warmen Ort vier bis sechs Wochen ziehen und filtern ihn anschließend ab. Die Tinktur nimmt mit der Zeit immer mehr Farbe an und wird schließlich schön rot. Für eine schwere Depression sind Tees und Tinkturen allerdings nicht ausreichend, da die Menge, welche benötigt wird, an wirksamen Inhaltsstoffen hiermit nicht erreicht werden kann. In diesem Falle sollte man doch auf die käuflichen Präparate zurückgreifen. Dies sollten Sie auf jeden Fall mit Ihrem Arzt oder Heiler besprechen. Für Probleme mit der Verdauung und dem Nervensystem geben Sie nicht nur die Blüten in das Glas, sondern den ganzen, oberen Teil der Pflanze. Diese Tinktur verfärbt sich dann in ein rötliches Braun. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass Sie bei länger anhaltenden Beschwerden Ihren Arzt um Rat fragen, denn Johanniskraut kann mit anderen Medikamenten in Wechselwirkung treten und es soll die Wirksamkeit dieser reduzieren. Aus diesem Grunde sollten Sie Johanniskrautpräparate niemals zusammen mit Antidepressiva nutzen, es sei denn Sie haben es mit Ihrem Arzt besprochen! Da diese Pflanze durch ihr Hypericin (der rote Farbstoff) die Lichtempfindlichkeit der Haut und mitunter auch der Augen erhöht, sollten lichtempfindliche Menschen etwas vorsichtig mit dem Johanniskraut umgehen. Aus diesem Grunde sollten Sie sich bei einer Anwendung dieser Pflanze nicht direkter Sonnenstrahlung, Höhensonne oder einem Solarium aussetzen. Denken Sie darum rechtzeitig vor einem Urlaub in die sonnigen Gefilde daran die betreffenden Mittel abzusetzen.

 

Doch das Johanniskraut hat noch einiges mehr zu bieten. So ist es eine gute Hilfe bei Erkältungskrankheiten, in der Frauenheilkunde, – dort besonders in den Wechseljahren - bei Angstzuständen, Neuralgien, Ischias, Hexenschuss, Rückenschmerzen, Trigeminusneuralgien, Rheuma und Gicht. Wer Nervenschmerzen, Ekzeme, trockene Haut oder sich einen Sonnenbrand zugezogen hat, dem sei ein Johanniskrautöl empfohlen. Dafür füllen Sie ein Glas zu ¾ mit frischen Blüten, gießen ein gutes Olivenöl darüber bis die Blüten gut bedeckt sind (was aus dem Öl ragt schimmelt schnell, es sollte daher immer wieder kontrolliert werden) und stellen es für drei bis sechs Wochen an einen warmen, sonnigen Platz. Zwischendurch schütteln Sie es immer wieder einmal um. Anschließend wird es wieder abgefiltert und in dunkle Flaschen gefüllt. Dieses Öl ist auch ein hervorragendes Massageöl wenn man von Nervenschmerzen geplagt wird. Es hat mir selbst schon viele Dienste erwiesen und ich kann es jedem empfehlen, welcher mit Fibromyalgie gestraft ist. Obwohl ich bei dem Wort "Strafe" heute etwas zögerlich bin. Ich habe vor Kurzem das Buch von Ken Wilber "Mut und Gnade" gelesen und meine Sicht darauf hat sich etwas geändert. Da ich weiß, dass bei diesen Patienten die Zärtlichkeit mit dem Partner meist zu kurz kommt oder gar nicht mehr statt findet, kann dieses Öl eine gute Brücke sein. Auch wenn Sie meinen Sie müssten sich der Schmerzen wegen zurückziehen, legen Sie eine entspannende Musik ein, zünden ein paar Kerzen an, vielleicht eine Duftlampe und geben Sie Ihrem/r Partner(in) das Johanniskrautöl. Die anschließende  sanfte Massage wird Ihre Schmerzen lindern und die Sinnlichkeit wird wieder Einzug in Ihrem Haus halten. Da ich selbst keine Probleme mit Sonnenlicht habe, nehme ich zusätzlich noch regelmäßig die Johanniskrauttinktur ein. Natürlich kann man sich aus dem Öl auch eine Salbe herstellen. Diese bereite ich aus 50 ml Öl und ca. 3.5 g Bio- Bienenwachsnuggets zu. Beides zusammen in eine kleine Tasse geben und im Wasserbad erhitzen bis sich das Wachs aufgelöst hat, nicht kochen. Dann wird in eine kleine, saubere Dose abgefüllt. Das Johanniskraut ist auch ein gutes Hilfsmittel nach einer langen Krankheit, in der Rekonvaleszenz, da es allgemein kräftigend wirkt. Am besten sammelt man es zwischen dem 21. und 24. Juni, ganz zeitig am Morgen wenn die Sonne aufgeht und es noch vom Tau benetzt ist. Dies ist der ideale Zeitpunkt, so wie Generationen vor uns ihn lebten. Natürlich kann man das Kraut auch zu einem späteren Zeitpunkt noch ernten. Hauptsache ist, dass die Sonne scheint, was ja auch nicht jedes Jahr zwischen den besagten Tagen der Fall ist. Das Johanniskraut lässt sich auch gut für kosmetische Zwecke einsetzen. Es hilft der Haut zu regenerieren und regt den Stoffwechsel an. Als Dampfbad oder Kompresse reinigt und belebt es die Gesichtshaut, besonders bei fettiger und unreiner Haut. Wenn Sie ein Öl für kosmetische Zwecke herstellen wollen, sollten Sie statt Olivenöl ein Mandelöl bevorzugen. Wir haben allerdings aus Olivenöl auch eine Ringelblumensalbe hergestellt, die wir als Gesichtscreme verwenden und sie tut unser Haut recht gut. Ganz allgemein ist Johanniskrautöl ein gutes Pflegemittel da es trockene, rissige und entzündete Haut sanft heilt.

Räuchern

Wen wundert es jetzt noch, wenn beim Räuchern mit Johanniskraut ein warmer, sonniger Duft durch das Haus zieht. Man kann es alleine, mit anderen Kräutern oder aber mit Harzen gemischt verräuchern. So wie dieses Kraut auf körperlicher Ebene wirksam ist, so hilft es auch unserer Seele. Wenn Traurigkeit oder Depression die Tage verdunkeln, nach Streit, bei Liebeskummer oder Angst vor der Dunkelheit bringt es uns das warme, helle Sonnenlicht ins Herz zurück. Es schützt uns vor dunklen Energien, hilft uns innere Spannungen abzubauen und reinigt auch Räume mit hoher elektromagnetischer Spannung. Wer, wie ich, nicht unbedingt ein Freund von Gewittern ist, jedenfalls wenn sie direkt über einem sind, kann beim Anzug des Unwetters die Atmosphäre mit Johanniskraut entspannter machen, da es eben die elektrisierende Spannung reduziert. Es unterstützt bei Krankheit unsere Selbstheilungskräfte und kann das Gefühl der Einsamkeit mildern, besonders bei der Trauerbewältigung. Da es auch auf einer Ebene bewusstseinserweiternd wirken kann, ist es durchaus sinnvoll vor einer Meditation den entsprechenden Raum mit Johanniskraut auszuräuchern.

Verwendung in der Küche

In der guten Küche spielt das Johanniskraut allerdings keine Rolle. Jedenfalls sind mir diesbezüglich keine Anwendungsmöglichkeiten bekannt.

Noch ein Tipp von mir: Wer sich für Kräuterheilkunde und die Bedeutung der Pflanzen in der Mythologie interessiert, dem seien die zahlreichen Bücher von

Dr. Wolf- Dieter Storl empfohlen. Ein hervorragender Kenner, nicht nur auf diesem Gebiet.

 

 

Ich lege sehr starken Wert auf die Feststellung, dass alle hier erwähnten medizinischen Therapievorschläge der alten, traditionellen Kräuter- und Pflanzenheilkunde entstammen und auf keinen Fall als meine persönlichen Therapie- und Behandlungsvorschläge zu verstehen sind! Sollte ein Leser dieses Artikels trotzdem von den hier erwähnten medizinischen Vorschlägen Gebrauch machen, so tut er dies in seiner alleinigen Verantwortung, bzw. im Vertrauen auf altes Kräuterwissen. Bei längeren, unklaren Beschwerden sollte man immer einen Arzt seines Vertrauens hinzuziehen.

 

 

 

"Medicus curat, natura sanat" 

 

Ich wünsche Euch wie immer Spaß beim Lesen und eine wunderschöne Sommersonnenwende, Eure

Ulrike Beschow  

Blüte Johanniskraut
(c) Ulrike Beschow Johanniskraut
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