Kaffee
Text: Marion Hartmann
Scherenschnitt: Erika Bulow-Osborne
25. 10. 2014
Die Schreiberin findet es persönlich sehr schade, daß der moderne Mensch kaum noch in Berührung gelangt mit diesem hocharomatischen Pulver, außer, daß man das fertige Getränk genüßlich zu sich nimmt.
Es ist sozusagen nichts mehr Besonderes im Gegensatz zu früheren Zeiten, da man die kostbaren Kaffeebohnen in jenen Handmühlen pulverisierte, welche fast völlig aus den Haushalten verschwunden sind. Man war sozusagen mit allen Sinnen dabei!
Schon nach seiner Einführung galt der Kaffee als Beförderer der Kunst- und Dichterkraft.
Honore de Balzac trank stets sehr viel starken Kaffee, um wach zu bleiben, da er meistens 12 Stunden am Tag arbeitete.
Ludwig van Beethoven hatte es sich angewöhnt, genau 60 Kaffeebohnen abzuzählen, um daraus eine Tasse Mokka zu brauen.
Lessing sprach den Kaffee in seiner "Minna von Barnhelm" als den "lieben, melancholischen Kaffee" an. Eine schon früh aufkommenden Kritik am Kaffeekonsum begegnete Johann Sebastian Bach im Jahre 1734 mit Humor in seiner Kaffeekantate.
Zu Europas ältesten Kaffeehäusern zählt das kunsthistorische Baudenkmal "Zum Arabischen Coffee- Baum" in Leipzig. Seit 1711 wird hier Kaffee ausgeschenkt.
Auf mehrere Etagen verteilt, befinden sich hier ein Restaurant, verschiedene Kaffeeräume und ein Museum der 300- jährigen Kaffeekulturgeschichte, verteilt auf 16 Räume.
Hier stößt man auf Gästenamen der Vergangenheit, wie: Max Klinger; Napoleon; Lessing; Bach; Wagner; Liszt; E.T. Hoffmann und nicht zuletzt Goethe, welcher noch auf seinem Totenbett nach einem starken Kaffee verlangte.
http://www.richard-wagner-leipzig.de/de/ein_Leipziger/Das_Haus_Zum_Arabischen_Coffe_Baum_1061.html
---------------------------
Hier auch zu nennen die Wiener Kaffeehauskultur, die seit 2011 zum immateriellen Erbe der UNESCO gehört.
Eines der ersten Wiener Kaffeehäuser stammt aus der Zeit von 1685. Um 1900 gab es in Wien 600 Kaffeehäuser.
Der Anbau von Kaffeepflanzen ist.., wie kaum bekannt.., mit beträchtlichen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden, da der Kaffee in Monokulturen gezogen wird, um Erträge und Gewinne zu steigern
Ein Großteil der Anbaufläche befindet sich in Regenwaldgebieten, etwa 80 Prozent.
Mit Hilfe von Pestiziden werden die Pflanzen vor Schädlingen geschützt und unliebsamer Bewuchs zwischen den Pflanzen niedergehalten.
Folgen dieser Anbauform sind: Reduzierung der Bodenfruchtbarkeit; Auslaugen der Böden und Verlust von Artenvielfalt.
Einhergehend damit die Abholzung großer Waldflächen.
Unter den 50 Ländern mit der höchsten Entwaldungsrate in den Jahren 1990 bis 1995 befinden sich gleichzeitig 37 Produzenten von Kaffee.
Angesichts dieser Tatsachen sollten wir die Alternative wählen, den biologisch angebauten Fairtrade Kaffee.
So die Empfehlung der Umweltschützer. Haben wir wirklich mit jedem Schluck Fairtrade Kaffee die Welt ein wenig verbessert?
Ein bißchen Naivität ist schon dabei, denn auch hier wird auf Masse gesetzt.., der Kaffeekonsum nimmt weltweit stetig zu und längst ist Kaffee nicht mehr dasjenige, was er früher war.., ein Luxusgut.
Durch biologischen Anbau läßt sich der Flächenbedarf nicht verringern.
Immerhin ist Kaffee, ob biologisch angebaut oder nicht, nach Erdöl der wichtigste Exportrohstoff.
Da Fairtrade Kaffee immer beliebter wird, steigt natürlich auch der Mengenbedarf.
Er bleibt jedoch die einzige Alternative, Pestiziden auszuweichen und das Überleben der Kaffeebauern in Entwicklungsländern zu ermöglichen, welche dem Fairtrade Siegel unterworfen sind.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-08/fairetrade-kaffee
-----------------------------
Man sollte Kaffee, wie alles andere aus der Natur, wie ein Geschenk respektieren.
Dankbarkeit für alles, was wir an Lebensgütern haben, ist die höchste, menschliche Empfindung.
Wenn die Natur sich mitteilen könnte, wüßten wir, daß sie diese Empfindung voraussetzt, denn.., der Mensch könnte ohne die Gaben der Natur nicht existieren.
Verzichten wir bewußt auf Billigkaffee, auf Aluminiumkapseln.
Unsere "Oma" kann darüber nur den Kopf schütteln. Sie bereitet den Kaffee so zu, wie es in angesagten Hipster-Cafés in Berlin oder Hamburg gerade wieder Mode ist: Kaffeebohnen mahlen, in den Filter auf einer Porzellan-Kanne geben, Wasser kochen, eine Minute stehen lassen, das Kaffeepulver kurz angießen, 30 Sekunden warten, dann langsam restliches Wasser hinzugeben, trinken. Am besten schwarz.
„Die beste Methode, das Leben angenehm zu verbringen, ist, guten Kaffee zu trinken. Wenn man keinen haben kann, so soll man
versuchen, so heiter und gelassen zu sein, als hätte man guten Kaffee getrunken.“
(Jonathan Swift)
Kommentar schreiben
Eva Schmelzer (Montag, 01 Dezember 2014 18:34)
Obwohl ich gerade vermehrt auch Tee in meine Getränkeliste wieder aufnehme und Kaffee auf etwa zwei Tassen reduziere, bleibt er doch wichtig für mich. Was ich nicht wußte ist, dass der Kaffeeanbau so umweltproblematisch ist. Und Marion beschreibt ja auch, dass Fairtrade-Kaffee zwar die bessere Alternative ist, weil zumindest eine gewisse Gewähr besteht, dass nicht auch noch die Kaffeebauern ausgebeutet werden, aber die perfekte Lösung ist es nicht, und die wird es auch nicht geben, wenn ich alles richtig verstanden habe. Also ist es wohl so, wie Marion ja sagt, dass man den Kaffee wieder als einen kleinen Luxus ansehen sollte, als ein Geschenk der Natur, das man bewusster genießen sollte. Hab ich also intuitiv – ohne vorher Kaffee- und Tee-Artikel gelesen zu haben – schon ziemlich richtig für mich entschieden.
Johannes Wagenknecht (Samstag, 28 Februar 2015 22:35)
Eva Schmelzer: Ich rate Dir, naturnahen Kaffeeanbau zu fördern, indem Du Kaffee mit dem Frosch- oder Bio-Siegel kaufst.
Verzichtest Du (und andere) auf Kaffee, steigen die Kaffeebauern auf Rinderhaltung um - für die Umwelt eine noch größere Katastrophe.