Die Königskerze
Text und Foto: Marion Hartmann
23.05.2018
Die Königskerze ist mittlerweile aus unserer Gegend verschwunden. Ungeliebt.. genau wie die Mariendisteln.
Das Foto ist 3 Jahre alt. Ich konnte diese herrlichen Königskerzen, welche mir wahrhaftig wie die Heiligen drei Könige vorkamen,, noch mehrfach mit der Kamera festhalten,.. bevor sie durch den Hausmeister dieser Wohnanlage mit Auftrag des Eigentümers samt der Wurzel entfernt wurden. Seitdem steht die Mauer nackt.
Nein, sie haben niemanden gestört, im ganzen Gegenteil. Aber so ist das eben mit Eigentum, da kann man walten und schalten, wie man will.
Hildegard sagt über die Königskerze:
„Wenn jemand an der Stimme und in der Kehle rauh ist und auch in der Brust Schmerzen leidet, der nehme Königskerze und Fenchel mit gleichem Gewicht und koche sie in gutem Wein, seihe durch ein Tuch ab und trinke oft davon, und er wird seine Stimme wieder erlangen und die Brust heilt davon.
Und wer ein trauriges Herz hat, der koche Königskerze mit Fisch oder Fleisch und sein Herz wird wieder fröhlich werden!"
https://www.youtube.com/watch?v=UYD_UgPFgYA
Die Königskerze gehört unbestritten zu den stattlichsten Kräutern Europas.
Es gibt etwa 300 Arten weltweit.
Wenn Hippokrates diese herrlich Pflanze für Wundbehandlungen empfahl, so war es Aristoteles, welcher erforschte, dass die in den Pflanzen enthaltenen Saponine für Fische tödlich sind und empfahl, Königskerze ins Wasser zu streuen, um den Fischfang zu erleichtern.
In früherer Zeit wurden aus den Stengeln der Pflanze Kerzen und Fackeln gemacht, daher die Bezeichnung - Kerze.
"Wer Königskerzen in der Nähe seines Hauses hat, der schützt sich vor Blitzschlag, Feuer und Krankheiten", so der damalige Volksglaube, welcher sich aber bis heute noch gehalten hat in ländlichen Gegenden.
Nicht die besondere Heilkraft der Königskerze soll hier vordergründig hervorgehoben werden, sondern ihre große Bedeutung für die Natur. Leider neigt der Mensch oft dazu, wenn er von Wild- oder Heilpflanzen hört, zu schauen, wie er sich von unten bis oben gesund halten kann und was an Inhaltsstoffen der Pflanzen er benötigt, wenn es irgendeine Sache im Körper zu regulieren gilt.
Gut so, wenn er doch auch gleichzeitig schauen würde nach dem Leben der Pflanze im ganzen ökologischen Zusammenhang.
Man findet die Königskerze vom Waldschlag über die Industriebrache bis zum Bahndamm.
Sie liebt trockene und freie Standorte bei nährstoffreichen Böden.
Und wo sie auch in die Höhe wächst, eröffnet sie ein Königreich für Käfer, Hummeln und Schmetterlinge, also eine Attraktivität für die Insektenwelt.
Stickstoffvorräte im Boden ermöglichen dieser Schönheit, eine stattliche Größe bis zu 3 Metern zu erreichen.
Wer es vermag, eine Weile bei einer Königkerze zu sitzen, speziell an warmen Sommertagen, der kann einen wahren Ansturm von Schwebfliegen, Bienen, Hummeln und Käfern erleben.
Auch die Raupe des Königkerzenmönchs ist hier ansässig, ein Nachtfalter aus der Familie der Eulenfalter.
https://www.youtube.com/watch?v=yA9f8m9ZgxM
Ich möchte noch erwähnen, dass es hier mitten in der Großstadt ein von Gärtnern angelegtes, sonnengelbes Areal gibt.., sonnengelb deshalb, weil es sich rein um gelbe Pflanzen im Gemisch handelt: Königskerzen.., Kanadische Goldrute.., Johanniskraut und Nachtkerzen.
Erika (Dienstag, 26 Juni 2018 21:34)
Koenigskerze.
Liebe Marion , Du sprichst voller Liebe von Eurem 'sonnengelben Areal' aus Koenigskerzen, Kanadischer Goldrute, Johanniskraut und Nachtkerzen
Es klingt herrschaftlich, wenn man erfaehrt , dass es keinen Nektar gibt und Pollen nur bis 10 Uhr angeboten wird, aber Koenigskerzen sind trotzdem aeusserst beliebt bei Insekten.
Eine Pflanze hat 200 Blueten, die Samen sind winzig klein, aber wenn 60000 Samen verstreut werden durch Tiere und durch den Wind, muesste sich die Koenigskerze als Siegerin staendig behaupten koennen. Dein Artikel ist tiefgehend und anklagend gegen eine oertlich fehlende Kenntnis der wichtigen Vorzuege dieser Pflanze. Es hat mir noch mehr Respekt gegeben vor dieser besonderen Schoenheit.
Eva Schmelzer (Sonntag, 17 Juni 2018 18:11)
Marions Artikel überzeugen mit ihrer Detailgenauigkeit über die Pflanzen, so wie hier die stattliche, wunderschöne Königskerze, und darüber hinaus, dass sie sie in Geschichtliches einbindet, in Sitten und Gebräuche und Heilkräfte. Die begleitenden Fotos wecken das Interesse am Geschriebenen spontan, gerade dieses ist ganz besonders eindrucksvoll. Umso trauriger ist das Schicksal dieser “Heiligen drei Könige”. Wie kann es sein, dass ein Mensch diese Schönheit nicht erkennt, sie ohne Not vernichtet? Wenigstens gibt es das “sonnengelbe Areal” in der Stadt, wo die Brüder und Schwestern der Ungeliebten unbehelligt leben können und sich hoffentlich viele Menschen, aber auch vor allem viele Insekten und Käfer daran freuen.