Das echte Eisenkraut
Text: Marion Hartmann
Scherenschnitte: Erika Bulow Osborne
12.12.2019
Man muss unterscheiden zwischen echtem Eisenkraut und dem, welches öfter als "duftendes Eisenkraut" in den Handel kommt und eigentlich Zitronenverbene (Lippia citrodora) ist. Beide gehören zwar derselben Familie der Eisenkräuter an, unterscheiden sich aber. Die Zitronenverbene hat ein intensives Zitronenaroma, während das echte Eisenkraut weit weniger duftet und viele Bitterstoffe enthält.
Auch hier gilt wieder: Wer eines Heilmittels aus der Natur bedarf, sollte möglichst eine Beziehung zur jeweiligen Pflanze aufbauen. Eine Pflanze ist doch viel mehr als nur ihre Erscheinung in der Form und ihre innewohnenden Kräfte. Sie ist voller Magie, was die alten Druiden und Kelten noch wussten, weil sie in enger Verbundenheit mit den Dingen und auch Elementen der Schöpfung standen.
So wundert es nicht, dass das Eisenkraut als Begleiter der Menschheit schon ab der Jungsteinzeit nachgewiesen werden kann. Man fand es rund um die Siedlungen. Auch bei den Griechen und Römern stand es in hohem Ansehen. Man verwendete es zur rituellen Reinigung von Tempeln, während Diplomaten das Eisenkraut als schützendes Symbol bei Aushandlungen von Verträgen bei sich trugen. Ein Kopfschmuck aus Eisenkraut verdeutlichte den gehobenen Stand der Frauen.
Hildegard von Bingen empfahl die Pflanze als wirksames Mittel zur Behandlung von Wunden und Infektionen.
Wahrscheinlich kam die Pflanze zu ihrem Namen, weil es als Wundermittel galt gegen Verletzungen durch Eisenwaffen.
Es gibt ungefähr 2600 Arten von Eisenkrautgewächsen. Aber das echte Eisenkraut ist deshalb so besonders, weil es die einzige Sorte dieser Gattung ist, die wild in Europa wächst. Es ist eine sehr anspruchsvolle, beinahe unscheinbare Pflanze und wächst selbst dort, wo es eigentlich nicht möglich sein sollte.
Der Zitronenverbene sollte als ebenfalls sehr bedeutende Pflanze ein eigenes Porträt zukommen.
Obwohl dem echten Eisenkraut in der heutigen Medizin kaum noch Bedeutung zukommt, sollte es dennoch als Heilpflanze nicht unerwähnt bleiben.
Eisenkraft findet folgendermaßen Anwendung:
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gegen Durchfall, Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit
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als Tee bei Erkältungen
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Extrakte sollen das Immunsystem stimulieren und Schleime lösen
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Zur Anregung der Milchbildung (Volksmedizin)
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zur Linderung von Migränen und zur Stärkung der Nerven
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Behandlung äußerlicher Wunden
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gegen psychischen Stress und Überanstrengung (Spannungsgefühle und Schlaflosigkeit)
Engelmann (Montag, 16 Dezember 2019 12:12)
Es scheint wirklich so, dass gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen ist. Ein Leiden, dass ich hier nicht namentlich nennen möchte, fällt da leider heraus. Ich wundere mich, bei dem, was du schreibst, Marion, stets über zwei Dinge. Erstens, welche Fülle an Möglichkeiten uns die Natur bietet. Nicht nur an Kräutern, sondern ganz allgemein. Sie ist uns Lehrmeister in so vielen Dingen. Wir würden reich sein an Mitteln und Erfahrungen, würden wir alles maßvoll nutzen und wir würden weniger Schaden anrichten
Zweitens wundert mich, wie Wenige darüber Bescheid wissen. Das, was früher in der Familie weiter gegeben worden ist, von Generation zu Generation, ist in den Büchern versunken. Es ist bequemer Pillen zu schlucken. Meine Mutter stammt aus einem kleinen Bergdorf in den Karpaten. Sie kannte noch die ganze Palette der Kräuter und ihre Anwendung. Ein wenig davon habe auch ich mitbekommen. Das und viele andere wichtige Dinge gehörten auf den Lehrplan. Auch, um unsere Kinder wieder mit der Natur bekannt zu machen, von der sie sich gewollt oder ungewollt immer mehr entfernen. Wenn ich das große Ganze, von dem ich auch ein Teil bin, vernachlässige, nicht beachte, vergesse, dann bin ich ohne Wurzeln und kann leicht den Halt verlieren. Wir müssen wieder lernen, worauf es ankommt oder, um mit Ludwig Hirsch zu sprechen, worum sich alles dreht.