Der Baldrian
Text: Marion Hartmann
Scherenschnitt: Erika Bulow Osborne
28.10.2016
"Wenn Du Baldrian in den Mund nimmst und jemanden küsst, gewinnt Dich diese Person sofort lieb".., ein alter Aberglaube, wie auch der feste Glaube, der Baldrian sei in der Lage, Hexen und Dämonen zu vertreiben durch den zarten, aromatischen Duft seiner Blüten, welcher jedoch sehr schnell verfliegt.
Ein aufgehängtes Baldrianbündel fange sofort an, sich zu bewegen, wenn eine Hexe das Haus betritt, so glaubte man.
Es war immer wichtig, getrocknete Baldrianwurzel zum Räuchern im Haus zu haben, denn diese setzte sich auch allen bösen Einflüssen von außen entgegen und vermittelte zudem und besonders im Winter ein Gefühl der häuslichen Wärme und Geborgenheit.
Ein Stück Baldrianwurzel in der Tasche schützt vorm Teufel, so die Überlieferung.
Hatte man Baldrian im Haus, so war auch der Lichtgott Baldur zugegen, dem diese Pflanze zugeschrieben ist.., der Gott der Reinheit und Güte, ebenfalls in der Lage, Nervosität, und Anspannung herabzusetzen und das wilde Gemüt zu zähmen.
Eher unbekannt ist die Tatsache, dass Scharfrichter vor jeder Hinrichtung die Weisung bekamen, etwas Baldrian zu kauen, denn dies errege den Zorn und mindere dass Mitleid.
Also bitte.., der Leser.., keinen Baldrian kauen!
Der Baldrianwurzel wird eine geheimnisvolle Bindung zum Mond zugesprochen und demnach die Kraft, beim Menschen mystische Erfahrungen auszulösen.
Wenn man Baldrian getrocknet in einem Säckchen im Schlafzimmer aufhängt, sorgt er für einen guten Schlaf.., besser die Wurzel als dauerhafter Wurzeldufter.
Um 1500 war Baldrian berüchtigt als Heilpflanze gegen Augenleiden.
Ein Würzburger Goldschmid soll einer Geschichte zufolge durch den Genuss von Baldrianpulver nahezu übernatürliche Sehfertigkeiten erlangt haben. Sein Blick sei durch den Verzehr derart geschärft worden, dass er einen Löwen auf eine zerbrochene Nadel gravieren konnte.
Die Legende überliefert, es habe der Rattenfänger von Hameln Baldrian bei sich getragen, um Ratten anzulocken.
Baldrian aber ist nicht gleich Baldrian.., zu dieser Pflanzengattung gehören mindestens 150 Arten.., allen aber ist die beruhigende und entspannende Wirkung eigen.
Bei Katzen löst er jedoch völlig andere Reaktionen aus.., er wirkt wie ein Sexuallockstoff, verlockend und aufputschend.
Wie im Drogenrausch scheinen sie weit weg zu sein, verharren in Verzückung oder spielen völlig verrückt.
Luftig hoch streckt sich der Baldrian, gekrönt von rosafarbenen Blüten, die sich sanft im Winde wiegen.
Und nur ganz aufmerksame Menschen bemerken in seiner Gegenwart eine ganz besondere Aura der Heiligkeit, als ob der Geist der berühmten Hildegard von Bingen den Wanderer einfangen und auffordern wollte, sich kurz vor diesem Geschöpf aus dem Pflanzenreich zu verneigen.
Und wer achtlos vorüber geht, könnte, wenn er die feinen Schwingungen wahrnehmen würde, vernehmen die Worte: "Wer die Pflanze nicht ehrt, ist er Heilung nicht wert!"
Allerdings beinhalten die Werke Hildegard von Bingens nichts von der beruhigenden und schlaffördernden Wirkung des Baldrians, er wurde damals eher bei Brustfellentzündungen eingesetzt.
Baldrian kommt beinahe in ganz Europa vor und siedelt sich mit Vorliebe an den Ufern von Bächen und Gräben an.
Früher wurde er gern in Bauerngärten angebaut. Hier sollte er die Regenwürmer anziehen und den Boden belüften.
Die Naturverbundenheit unserer Ahnen war weitaus größer, als sie es heute ist.
Aus der beseelten Natur wurde eine rein materialistische Anschauung, welche sich erkenntnismäßig im reinen Nutzwert der Natur spiegelt, ohne das Geistige dahinter zu erfassen, welches sich damals als Intuition im Menschen äußerte, da sich in Märchen und Geschichten ergoss, wie wohl auch als Weisheit und Wissen übertrug.
Heute sind es die Forschungslabore, die uns Aufschluss geben sollen über das Leben und Weben allen Lebendigens!
Ein großer Vertreter des Geistigen in unserer Natur ist Wolf Dieter Storl, welcher sogar von Pflanzengöttern spricht. Seine Bücher sind wärmstens zu empfehlen.
Auch beim großen Dichter Dr. Bernhard Adamy, welcher sich auch hier auf der Naturwelt Community darstellt, spielt Intuition eine tragende Rolle, neben Erika Bulow Osborne, die mit ihren Kunstwerken im Scherenschnitt nicht nur das Abbild des Geschauten erfasst, sondern tatsächlich mit Herz und Seele selbst die kleinsten Bewegungen und Regungen einer Pflanze oder eines Tieres, also das lebendige Sein im Schnitt aufleben lässt.
Intuition als kommunikative Verbundenheit mit aller Schöpfung.
https://www.psiram.com/ge/index.php/Wolf-Dieter_Storl
https://www.youtube.com/watch?v=XqRaB_S9TDQ
Erika (Freitag, 04 November 2016 07:49)
Marions Baldrian Artikel fuehrt fort, was sie bisher fuer Hildegard von Bingen schrieb. Es ist ihr unnachahmbarer Stil, das feine Gefuehl fuer Schwingungen, welches Marion gelegentlich auch Dr Storl zitieren laesst. Seine Ansatzpunkte sprechen einige junge Biologen weniger an, andererseits ist er weit vorn, wenn es um wissenschaftliche Erkenntnisse geht, in denen den Pflanzen fast gleiche Eigenschaften zugesprochen werden muessen wie allen Tieren.
Es geht um Pflanzen Neurobiologie, um ihr Hoeren, Sehen, Sprechen, Riechen, Schmecken und Fuehlen. Ihre Sensoren haben wir Menschen nicht, sie sagen Wetter voraus, sie warnen, es geht ihnen nicht immer gut. Forscher sprechen von einer ihnen eigenen Intelligenz. Dr Storl is ein grosser Kenner der Pflanzen und Heilbiologe.Fuer ihn sind Legenden und Ueberlieferungen wichtige Ansatzpunkte geblieben. Wir erleben es hier in Marions Artikel ebenfalls.
Eva Schmelzer (Donnerstag, 03 November 2016 11:54)
Ich freue mich sehr, dass Marion wieder dabei ist! Dass sie eindeutig eine Bereicherung für die Community ist, beweist dieser Artikel. Sie versteht es, auf unterhaltsame Art viel Wissen zu vermitteln, das von ferner bis in die heutige Zeit reicht. Sehr interessant auch der Link zu dem „Schamanen aus dem Allgäu“ und das schöne Video. Nicht zu vergessen, Erikas Scherenschnitt, der mittlerweile einfach dazugehört!
Ich habe eine kleine Geschichte mit Baldrian erlebt, als ich vorübergehend zwei verwilderte Katzen zur Gesundpflege aufgenommen hatte, nachdem sie von einer mir bekannten Tierschützerin zur Kastration eingefangen worden waren. Sie ließen sich nicht anfassen, versteckten sich vor mir. Als ich Unterarme und Hände leicht mit Baldrian eingerieben hatte, war das Eis gebrochen, so dass sie auch in Folge die Scheu verloren hatten.