Der echte Kümmel
Text: Marion Hartmann
Scherenschnitt: Erika Bulow Osborne
23.04.2019
Bis zum 17. Jahrhundert bildeten Botanik und Medizin eine
Disziplin. Die nun entstehende Wissenschaft jedoch entmystifizierte und klassifizierte die Pflanzen, zerlegte sie in kleine Schnitte. Botanik und Medizin gingen von nun an getrennte Wege.
1931 war es die Engländerin Emma Magdalene Grieve, geboren: 1858
in London, welche beschloss, diese Situation zu ändern. In ihrem Buch:
"Modern Herbal" fasste sie wissenschaftliche Erkenntnisse und
traditionelle Lehren zusammen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Maud_Grieve
Noch immer lehnt sich die Kräuterkunde an die vor über 300 Jahren
verfassten Bücher des Mediziners und Botanikers John Gerard an, welcher 1540 geboren wurde, jedenfalls dort, wo noch ganzheitlich gedacht und praktiziert wird und man erkennt es daran, dass die Beziehung zur Pflanze und dementsprechend auch zu den Bedeutungen des Körpers beim Menschen und seiner Krankheiten eine ganz andere ist, als die zusehende Verflachung jedweder Dinge in einer technologisierten Welt, dort, wo Wissenschaft und Technik das enge
Verhältnis zur Natur und auch zum Menschen längst aufgelöst haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/John_Gerard_(Botaniker)
Heute soll es um den Echten Kümmel gehen, auch Gemeiner Kümmel
oder Wiesenkümmel genannt. Er ist eines der ältesten Gewürze. Im Volksglauben galt er als antidämonisch. Um alle Krankheiten abzuhalten, wurde Kümmel in Schweineställe gestreut.., Kümmel, egal wie und wo er verwendet wurde, schützte vor bösen Einflüssen.
Der Wiesenkümmel soll nicht mit dem Mutter- oder Kreuzkümmel
verwechselt werden, beide Arten gehören verschiedenen Gattungen an.
https://vom-achterhof.de/magazin/unterschied-zwischen-kuemmel-und-kreuzkuemmel/
Wild wächst der Wiesenkümmel an Feldrändern und auf Wiesen. Er ist
eine Halbrosettenpflanze mit Wurzelrübe, Bestäuber sind Fliegen und Käfer und die Früchte werden durch Huftiere verbreitet und auch durch den Menschen. Durch Ausgrabungen weiß man, dass der Echte Kümmel schon 3000 v. Christus verwendet wurde. Bei Plinius, dem Älteren, wird Kümmelanbau erwähnt Der Schwund von Wildwiesen ist ein noch immer weit unterschätztes ökologisches Desaster und nichts bringt uns dem näher als der nachfolgende Bericht von Michael Miers:
https://www.salonkolumnisten.com/rettet-die-wiesen/
Zwar wird Echter Kümmel als Gewürzpflanze kultiviert, doch seine
natürlichen Standorte sind wichtig.Der Studienkreis für Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg wählte 2016 den Wiesenkümmel als Arzneipflanze des Jahres. Unter folgendem Link findet man auch die vielfältigen
Heilwirkungen.
Kostbare Natur, ach, wenn sie doch dem Menschen endlich zu
Bewusstsein steigen würde. Wie ehrwürdig, Mensch, würdest du wandeln auf dieser Erde.
Eva Schmelzer (Mittwoch, 22 Mai 2019 16:21)
Wenn man Marions Artikel und die dazugehörigen Links gelesen hat, gibt es keine offenen Fragen mehr – man ist rundum informiert über den Kümmel und darüber hinaus anderes sehr Interessantes. Man besinnt sich wieder darauf, dass die Zugabe von Kräutern nicht in erster Linie dem Geschmack dient, sondern gleichermaßen wohltuende, ja medizinische Wirkung hat. Es zeigt sich durch Marions Artikel, dass es nicht immer richtig ist, nur nach vorn auf die neuesten Entwicklungen in Wissenschaft und Technologie zu schauen, ein Blick zurück kann wertvoll sein, wenn man bedenkt, dass bis zum 17. Jahrhundert Botanik und Medizin eine Einheit bildeten, wie Marion erklärt. Hinzu kommt, dass wir durch reichliche Gabe von Kräutern in den Mahlzeiten weit weniger salzen müssen, da die Gewürze den Geschmack geben und somit sehr am Salz sparen können, was sehr wichtig ist, da wir davon viel zu viel zu uns nehmen, was das Herzkreislauf-System belastet. Wie wahr ist doch: „Kostbare Natur, ach, wenn sie doch dem Menschen endlich zu Bewusstsein steigen würde...!“ Durch Artikel wie diesen wird das oft verloren gegangene Bewusstsein geweckt. Und die besonderen Illustrationen von Erika machen einen solchen dann auch noch zum Augenschmaus. Danke den beiden.
Erika (Sonntag, 19 Mai 2019 15:52)
Es war interessant,durch die Hinweise mehr zu erfahren ueber das langsam erkannte Benutzen heilender Pflanzen. Maud Grieve erlernte Unbekanntes durch ihre Heirat mit einem Schotten und etliche Jahre in Calcutta, Indien. Nach der Rueckkehr und wegen der Weltkriege wurden einheimische, medizinisch brauchbare Pflanzen wichtig, wie Schwarzes Bilsenkraut, Schwarze Tollkirsche und Eisenhut, Kriege denn erlaubten keinen Warenaustausch.
John Gerard war ein echter Gaertner. Ein Kenner von Pflanzen. er hatte sich sehr bewusst Freunde mit Einfluss und Reichtum gewaehlt, die ihn mit auslaendischen und besonderen Samen versorgten. Sein literarischerVerdienst wurde etwas bezweifelt. Das 'Herball' wurde von Dr, Robert Priest(Niederlande) uebersetzt,es war tragisch, dass er zu frueh starb. Gerard gab es heraus, leider mit etlichen Fehlern. Auch kaufte er sich neue Illustrationen aus Deutschland, sodass die Autorschaft von Dr. R.Priest fast vergessen wurde. Trotz allem aber verdanken wir solchen fruehen Werken entscheidenden Fortschritt.
Man brauchte Carvon aus der Echten KuemmelPflanze. deshalb wurde sie sowohl in den Niederlanden,wie in Osteuropa angebaut. Wildwiesen werden immer weniger, aber wenn man Echten Kuemmel findet, sind Blaetter sehr gut als Gemuese. Erfreulich war, dass die Universitaet von Wuerzburg den Kuemmel 2016 bewusst hervorhob, aber warnend beim Sammeln, da Hundspetersilie und wasserschierling giftig sind. Ein interessanter Bericht, hab grossen Dank.