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Immortelle - ein Porträt

Text: Marion Hartmann

Scherenschnitt: Erika Bulow Osborne

05.12.2018

Scherenschnitt Immortelle
(c) Erika Bulow Osborne Immortelle

Immortelle..., die Unsterbliche..., Schöne, Betörente und Unglaubliche.

 

Geschmeidiges Öl in goldener Flasche.., oh, Odysseus, Stärkung auf der Heldenreise nach der Strandung als Schiffsbrüchiger auf der Insel Scheria, dargeboten von Nausikaa, Tochter des phaiakischen Königs Alkinoos.

Immortelle.., die Goldranke, Sonnengleiche, niemals welkend.

Diese Pflanze mit einem Hauch von Ewigkeit findet man zum Beispiel auf Korsika, hier in Gemeinsamkeit mit Cistrose, Lavendel, Rosmarin, Thymian, Myrte und anderen stark duftenden Schönheiten.

Napoleon soll 1769 gesagt haben: "Man kann mir die Augen verbinden und die Ohren verschließen und ich würde meine Heimat Korsika allein am Duft erkennen!"

Die leuchtend gelben Blüten der Immortelle behalten auch im Zustand der Trocknung Schönheit, Farbe und Duft.

So findet man auch auf Korsika das Gut Bordeo des Albrecht von Keyserling. Hier betreibt der Gründer der Firma Essences Naturelles seinen üppigen Schaugarten mit Aroma- und Heilpflanzen und hier befinden sich auch Destillationsanlagen, nachdem er beschlossen hatte, Immortelle selbst anzubauen.

Bei einem Unfall in einer Destillationsanlage konnte er die wunderbare Wirkung des Immortellenöls am eigenen Leib erleben, namentlich, als ihm beide Hände und Arme lichterloh in Flammen standen und er das Glück hatte, neben sich einen Eimer dieses goldenen Öls zu haben, in welches er geistesgegenwärtig beide Arme tauchte. Die verbrannte Haut besserte sich schon am nächsten Tag.

 Zurückführend auf 77 n. Chr. bahnte sich die Immortelle ihren Weg durch Kräuterbücher und zu Botanikern vieler Länder und landete auch in Leipzig, 1903 bei der Firma Schimmel und Co., Fabrik ätherischer Öle und Essenzen.

Überliefert ist, dass Schäfer, wissend um die Heilkraft der Immortelle, Knochenbrüche mit dieser Pflanze behandelten. Auch hielten sie mit Büscheln Fliegenschwärme fern.

Während auf Korsika die Spanische Grippe wütete zwischen 1918 und 1920, verbrannte man abends Immortellenbüschel in den Häusern, um die Luft zu reinigen und zu desinfizieren.

https://www.youtube.com/watch?v=tKCxsWAhWbM&ab_channel=Floracopeia

 

Zu empfehlen das Buch von Andrea Nabert: "Immortelle, Porträt einer wilden Duft- und Heilpflanze!"

 

 

Kommentare: 2
  • #2

    Jürgen Engelmann (Sonntag, 30 Dezember 2018 04:23)

    Liebe Marion,
    danke für diese gefühlvolle und inhaltsreiche Vorstellung einer Pflanze, deren Bekanntheitsgrad nicht groß ist. Ich selbst kenne sie aus den Erzählungen einer Freundin, die als Kind die Immortelle gesammelt, zu Sträußchen gebunden und auf dem Markt verkauft hat, um ihr Taschengeld aufzubessern. Dank Deiner Beschreibung weiß ich jetzt, wofür sie eingesetzt werden kann und welche Wirkung von ihr ausgeht. Herzlichen Dank dafür.

  • #1

    Eva Schmelzer (Samstag, 15 Dezember 2018 15:35)

    9
    Ach Marion - Du hast mir gerade deutlich gemacht, dass ich vor vielen Jahren eine Immortelle in meinem kleinen Garten hatte ohne zu wissen, dass sie so heißt und vor allem nicht die großartigen Geschichten kannte, die sich um sie ranken und um ihre Heilkraft wusste. Für mich war es die schöne Strohblume mit den silbrigen Blättern, die auch die Winter überstanden hat, denn die sind hier am Niederrhein recht mild, und sie stand sonnig, aber sehr geschützt. Ab dem Spätherbst hatte ich die getrockneten Blüten in einem braunen Tonkrug stehen. Du hast unter anderem ihren Namen "Unsterbliche" genannt... ob sie noch lebt in meinem Gärtchen, das schon seit 32 Jahren nicht mehr meins ist?
    Danke für den schönen Artikel und danke auch an Erika, die schnell noch einen Scherenschnitt dazu gezaubert hat, ich sehe, er ist "ganz frisch" vom Dezember 2018!