Die Platane
Text und Fotos: Marion Hartmann
Scherenschnitt: Erika Bulow Osborne
23.11.2015
Leipzig verfügt noch über ganze Alleen alter, mächtiger Platanen, so wie sie auch in Parks noch völlig unberührt stehen.
Erstaunlich, angesichts horrender Fällaktionen, wozu auch die "lästigen" Straßenbäume gehören, die geplanten Straßenverbreiterungen im Wege stehen.
Würde man die Sache esoterisch angehaucht betrachten, könnte man fast meinen, die stattlichen Platanen würden über unsichtbare Kräfte der Abwehr verfügen.
So fiel mir schon im Jahre 1997, im Zuge
meines Einsatzes zur Sicherung einer Baustelle auf, dass man regelrecht um große Platanen herum baute.
Eine der ältesten und mächtigsten Platanen, etwa 240 Jahre alt, befindet sich keine 100 Meter vom Bamberger Dom entfernt im Zentrum des Laubwaldes, der sich aus dem Landschaftsgarten des Freiherrn Stolzenberg entwickelte und sicher jedes Frühjahr ein besonderes Erlebnis für Freunde der Natur bietet, weil dann rings um die Platane der herrliche Bärlauch blüht.
1804 wurde die sogenannte Seehof-
Platane im Alter von 40 Jahren vom Schloss Seehof an ihren jetzigen Standort verpflanzt.
Die älteste Platane jedoch, die Platane des Hippokrates, befindet sich auf der griechischen Insel Kos.
Sie ist so alt, dass sie von einem Gerüst gestützt werden muss. Der Baum soll 2500 Jahre alt sein.., unter ihm soll Paulus das Christentum verkündet haben und Hippokrates (460 - 370) seine Schüler unterrichtet haben. In Persien gilt die Platane als der Wächterbaum der Könige.
Noch heute spenden diese heiligen Bäume Schatten an so manchen Dorfbrunnen.
Als der persische König Xerxes (480 v.d,Z.) sein Heer gegen Griechenland führte, war er derart hingerissen von einer Platane östlich von Sardes, dass er seine Truppen anhielt, um ihr zu huldigen.
Er schmückte sie mit Gold und anderen
Opfergaben und befahl einen Gärtner, der sich lebenslang um die Pflege dieser Platane bemühen sollte.
Im antiken Armenien war die Platane bei
den Feuerpriestern häufig ein Orakelbaum.
Das Trojanische Pferd wurde der Überlieferung nach aus Platanen- Holz gefertigt.
Schüler unterrichtet.
Wenn man heute diese Überlieferungen
nachweisen will, so scheitert es. Längst ist das Kernholz der Platane stark vermodert, doch gestehen Biologen dieser mächtigen Platane wenigstens 500 Jahre zu.
Die berühmteste Platane ist das Baumheiligtum PLATANIOTISSA, das sich in der Nähe der griechischen Stadt Kalavrita befindet.
Die zweistämmige Platane, die der Legende nach bereits 352 nach Christus dort stand, ist mit einem Stammumfang von 23 Metern eine der größten bekannten Platanen.
In ihrem Inneren befinden sich zwei
Räume, ein kleiner Altarraum und ein Gebetsraum, der 4- 8 Personen Platz bietet
Die Platane erhielt ihren Namen vermutlich wegen ihrer ausladenden Krone.
Ganze Laubengänge bildete sie damals im
alten Athen im Park Academia, wo Platon seine Vorträge hielt.
Wegen des immerwährenden Abwurfs ihrer
Rinde steht die Platane für Veränderung
Die ahornblättrige Platane ist die in Europa am häufigsten anzutreffende Platanenart. Vermutlich entstand sie um 1650 durch Kreuzung der Amerikanischen mit der Morgenländischen.
Ein beliebter Park- und Alleebaum, welcher schadstoffresistent wie auch sehr robust ist.
Die kleinen, kugeligen Früchte verwendete man früher als Heilmittel bei Schlangenbissen.
Blätter und Rinde wurden bei
entzündlichen Geschwülsten verwendet
Wir sehen, dass einstmals eine starke Verbindung zwischen Mensch und Natur bestand.., eine Verbindung, die uns in der heutigen Zeit oftmals als übertrieben scheint.
Und doch.., ein wenig davon könnte vor so mancher Zerstörung abhalten.
Das Bewusstsein der Heiligkeit aller
Schöpfung wäre ein Wesenszug des Menschen, der angesichts globaler Tatsachen in der Herausbildung mehr als notwendig ist.
Erika (Mittwoch, 02 Dezember 2015 07:52)
Ein schoener Artikel mit viel Hinweisen auf historisch sehenswerte Exemplare der Platane. Marion entfuehrt uns in ferne Laender und laesst uns Hippocrates und Plato lebendig erleben. Das trojanische Pferd aus Platanenholz muss sehr gut ausgesehen haben.
London Planetree, Platanus acerifolia hat sich in England in allen Staedten durchgesetzt wegen seiner Widerstandsfaehigkeit gegen Stuerme, Hitze, Duerre und Kaelte. Es gibt im Fruehjahr das Problem der behaarten jungen Triebe, welche sehr empfindlichen Menschen den 'Platanenhusten' verursachen und im Herbst sind die fallenden Blaetter problematisch, weil sie ein Jahr brauchen, um bruechig zu werden.