Die Birke
Text: Marion Hartmann
Ein eigenes Erlebnis, das Ehrfurcht gebietet
Bei dieser Gelegenheit möchte ich über ein Erlebnis berichten, das sich im Jahre 1974 zutrug.
Frisch verheiratet war dies der Tag unseres Umzugs von einer kleinen und sehr engen Wohnung in größere und freundlichere Wohngelegenheit. Es war ein Freitag und wir warteten vergebens auf meinen Bruder Peter, der sich zur Hilfe angesagt hatte, sobald er aus Rostock zurück sei.
Er war beschäftigt als Fahrer bei einer Leipziger Spedition und fuhr eine der schwersten Zugmaschinen der LKW Marke FAUN. An jenem Freitag sollte ein riesiger Schiffsmotor nach Rostock geliefert werden.
Erst zu abendlicher später Stunde, als der Umzug längst erledigt war, wir aber noch erschöpft auf Kisten saßen, da stand mein Bruder kreidebleich vor der Tür.
Folgendes erzählte er mit zittriger Stimme:
"Mit meinem Beifahrer und dem Schiffsmotor auf dem Tieflader befand ich mich in der Nähe von Niemegk, Landkreis Potsdam. Mein Beifahrer dusselte vor sich hin und schlief letztendlich fest ein. Wir waren ja schon unendliche Stunden vor der Ladung des Schiffsmotors unterwegs. In der Absicht, einen guten Ort zu finden für eine Rast und Erfrischung, bog ich von der Autobahn ab auf eine Landstraße, welche von Obstbäumen gesäumt, direkt in einen kleinen Ort führte.
Über Radio hörte ich noch die Nachrichten und weiß dann nichts mehr ausser..., dass es einen furchtbaren Knall gab.
Ich musste in Bruchteilen von Sekunden eingeschlafen sein. Ich hörte meinen Beifahrer aufschreien und sah, dass wir einen Abhang hinabgestürzt waren, in Richtung Tiefe dort festhingen. Unten sah ich Wasser glitzern, ein See mit Sicherheit und mir kam das große Grauen beim Gedanken, wir wären dort hinabgestürzt und die Fahrzeugtüren hätten sich verklemmt.
In aller Vorsicht öffnete ich die Fahrertür für einen Spalt und hieß meinem Beifahrer, ruhig sitzen zu bleiben.
Noch wussten wir die Lage nicht einzuschätzen. Die kleinste Bewegung könnte den schweren Faun mit der Schubkraft des riesigen Schiffsmotors auf dem Tieflader nach unten stürzen lassen.
Ich sah zu meinem Entsetzen, die ganze tonnenschwere Last wurde von einer hochgewachsenen, aber dünnen Birke gehalten.
Vorsichtig entkamen mein Beifahrer und ich der grauenvollen Situation und standen alsbald kreidebleich auf der Landstraße, von wo aus ich Hilfe rief.
Nichts war uns passiert, nicht der kleinste Kratzer!
Ab diesem Tag hielten sowohl mein Beifahrer als auch ich an dieser Stelle, um einen Strauß Blumen vor der Birke abzulegen. "
Dieses Erlebnis hatte nicht nur meinen Bruder und seinen Beifahrer sensibilisiert, sondern auch Menschen, die davon hörten.
Biologie der Birke
Die Birke gilt als eine der ersten Bäume, die sich nach der letzten Eiszeit auf dem Boden unserer germanischen Vorfahren ansiedelte, welche die Birke als ein beseeltes Wesen anbeteten.
So ist die Birke in fast ganz Europa und Asien im gemäßigten Klima bis zu Höhen von 2000 Metern zu finden.
Lichte Wälder und Moore gehören zu ihren bevorzugten Standorten.
Zur Pflanzengemeinschaft der Birke gehören die Birkenpilze. Diese dürfen jedoch nur im bescheidenen Umfang geschnitten werden, da sie unter Naturschutz stehen.
Hier findet man auch den Birkenspanner, ein Nachtfalter, der allerdings seit dem 19. Jahrhundert eine dramatische Wandlung erfährt, insbesondere in englischen Industriegebieten.
Weiterführender Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Industriemelanismus
Anmerkungen zur Biologie der Birke:
http://www.sdw.de/cms/upload/pdf/Die_Birke.pdf
Mythologie der Birke
Geweiht bei den alten Germanen der Göttin Freya (Frühling, Freude, Wiedergeburt), stand die Birke zum Frühlingsfest als das Symbol der Fruchtbarkeit und es wurde unter diesem Gehölz das Erwachen der Natur gefeiert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Germanisches_Neuheidentum
Im Mittelalter schützte man das Vieh durch Aufhängen von Birkenzweigen vor Dämonen und Hexerei.
Auch der Acker wurde nur bestellt, wenn Birkenzweige hier und da in den Boden gesteckt sich befanden zum Schutze vor Missernten, Unwettern und Schädlingsbefall.
Und so sollte es nicht wundern, wenn auch die Kinderstuben von Freya gegen böse Geister durch Aufhängen von Birkenzweigen unter Schutz gestellt wurden!
Ein aus Birkenreisig gefertigter Besen kehrte die bösen Geister und Hexen aus dem Haus hinaus!
Die Birkenrinde
Die Birkenrinde verfügt über ganz besondere Eigenschaften, die insbesondere in Russland sehr geschätzt wurden.
Die in der Rinde enthaltenen ätherischen Stoffe waren geeignet zur Aufbewahrung aller Arten von Lebensmitteln, da sie vor Schimmel und schneller Verderbnis schützten.
Aus diesem Grunde wurden Behältnisse aus Birkenrinde gefertigt, denn darüber hinaus zeigte sich die Rinde antibakteriell, antiseptisch, atmungsaktiv und feuchtigkeitsregulierend.
Auch im Kunsthandwerk war die Birkenrinde ein begehrtes Material und noch heute werden in Schweden verschiedene Kurse nach alten Vorgaben angeboten.
Die medizinische Verwendung der Birke
In der Naturheilkunde wird die Harn durchspülende Wirkung der Birkenblätter sehr geschätzt, insbesondere bei Blasen- und Nierenleiden und bei Harnsäureüberschuss, der sich leider sehr schnell zur Gicht entwickeln kann.
Ein Tee aus Birkenblättern hilft gegen rheumatische Beschwerden.
Nicht neu ist die Erkenntnis der außerordentlichen Heilkraft der Birkenrinde in Bezug auf regenerierende und heilende Eigenschaften bei entzündlichen Hautproblemen.
Der Birkenrindenextrakt kommt bei folgenden Krankheiten zum Einsatz:
Neurodermitis, Schuppenflechte, Ekzeme und Schäden der Haut durch Sonnenlicht!
Der zuckerhaltige Saft, der im Frühjahr aus der verletzten Rinde des Birkenbaumes austritt, wird heute noch als Haarwuchsmittel verwendet!
Die letzte Birke
Die letzte Birke, sie fällt morgen,
traurig stirbt ein Wald ganz leise.
Nichts ahnend baut ein Vogel sein Nest,
singt uns dabei seine schönste Weise.
Menschen fanden im Birkenwald Ruh‘,
hörten den Liedern der Vögel gern zu.
Morgen verstummt er, der Vogelgesang.
Die Birke muss sterben und mir wird so bang.
Seit Ewigkeiten lebte der Wald,
war Menschen und Tieren vertraut,
jetzt wird er abgerissen, dafür eine Straße gebaut.
Des Baumes Krone schreit lautlos zum Himmel,
noch hält sie das Vogelnest in zitternden Zweigen.
Morgen fällt die letzte Birke,
tief will ich mich vor ihr verneigen.
© Maria Kindermann
Linksammlung
Zur Verwendung des Holzes der Birke:
http://de.wikipedia.org/wiki/Birkenholz
Birkenpech und seine frühe Verwendung als Klebstoff
http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2007/1002/001_neandertaler.jsp
Wie die Birkenrinde in der Taiga geerntet wird:
http://sagaan.de/birkenrinde/in-der-taiga-wie-die-rinde-der-birke-geerntet-wird/
Ein Birkenmärchen
http://www.hekaya.de/txt.hx/das-maerchen-von-der-schlanken-birke--maerchen--europa_76