Der Ginkgo
Text: Marion Hartmann
Scherenschnitt: Erika Bulow Osborne
14.12.2016
Ginkgo/ Wanderer zwischen den Zeiten
Wem dieser Baum zuzuordnen ist und was es mit ihm auf sich hat, ist schwer zu sagen, denn das rein Wissenschaftliche ist nicht in der Lage, den Ginkgo zu erklären in seinem Wesen.
Mir fällt dazu auch nur eine Zeile aus einem Song der in Düsseldorf geborenen Rock- Lady "Doro Pech" ein, die heute in New York lebt:
"Alles überstehen.., alles überleben..!"
Genau das trifft auf den Ginkgo zu.., er starb während der Eiszeiten in Europa aus und rettete sich nach Asien, zudem überlebte er als einziger Organismus den Atombombenabwurf innerhalb des Detonationszentrums im Umkreis von 800 Metern.
Aus einem völlig zerstört geglaubten Wurzelstock spross knapp ein Jahr nach der Katastrophe ein frischer Trieb.
Man schätzt den Ginkgo, der bis zu 1000 Jahre alt werden kann bei einer Wuchshöhe bis zu 40 Meter auf ein Alter von 300 Millionen Jahre.
Er zählt damit als der Urvater aller Bäume, aus denen alle anderen Bäume hervor gingen, denn der Ur- Ginkgo besaß eine unglaubliche Vielfalt an Blättern.., zungen- und nadelförmig, gefiedert und von dreifach- bis mehrfach geteilt.
Ein Entwicklungsprozess von Jahrmillionen brachte endlich diesen Ginkgo hervor, wie wir ihn kennen.
Der Ginkgo, ein Mittler zwischen Urzeit und Menschenzeit!
400 Jahre alte Bäume findet man noch im Reich der Mitte an heiligen Pilgerorten und in Tempelanlagen, wo die asiatischen Frauen um Fruchtbarkeit und erfüllten Kinderwunsch beten.
Die unglaublichen Eigenschaften des Ginkgo lassen ihn für die heutige Welt zum großen Symbol für die Zukunft werden.., Fruchtbarkeit.., Anpassungsfähigkeit.., Stärke.., Unbesiegbarkeit.
Carl von Linne erweiterte bei der Einordnung des Ginkgo in sein Klassifikationssystem um den Zusatz "biloba", die Zweilappigkeit der Blätter bezeichnend.
In Weimar findet man ein Ginkgo- Museum, das in privater Trägerschaft geführt wird.
Hier ist es gelungen, neben umfangreichen, wissenschaftlichen Ausstellungsstücken, namhafte Künstler einzubeziehen, die ihre Werke in Ausstellungen präsentieren, allesamt den Ginkgo betreffend.
Das Museum bietet eine beispiellose Sammlung exclusiver Unikate, welche zwischen 37- und 58 Millionen Jahre alt sind.
Wie bekannt ist, beschäftigte sich Johann Wolfgang von Goethe neben der Dichtkunst auch mit Botanik und Gartenkunde.
So brachte sich der Dichterfürst beispielsweise auch ein in die Aufzucht von Ginkgobäumen in herrlichen Parkanlagen und Orangerien, wie im Schloss Belvedere zu Weimar.
Allein 90 große Ginkgobäume findet man in Weimar, während ein stattlicher "Goethebaum" bei einem Alter von 200 Jahren im botanischen Garten zu Jena bewundert werden kann.
In seinem Gedichtband: "West- östlicher Divan" veröffentlichte Goethe sein berühmtes Gedicht: " Ginkgo biloba!"
Ginkgo Biloba
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt
geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich eins und doppelt bin
?
(Johann Wolfgang von Goethe 1815)
Der Ginkgo ist auch Symbol der schönen Künste, nicht erst erst seit Goethe.
In der uralten, japanischen Tradition der Handmalerei war und ist er ein beliebtes Motiv auf Schnitzereien, Vasen und Kimonos, ist sogar auf Haarnadeln der Geishas zu finden.
Die Art Nouveau brachte die charakteristischen Ginkgoblätter ein in vielfältige Kunstsschmiedearbeiten, wie in Keramik- Glas- und Schmuckdesign.
Aber auch in seiner Bedeutung als Heilpflanze prägt der Ginkgo biloba heute wie kein anderer Baum das Gesicht unserer Welt.
Ginkgo kann Gedächtnisstörungen, vor allem im Frühstadium von Demenz und Alzheimer verbessern dadurch, dass er die Durchblutung fördert, somit die Hirnleistung erhöht.
Entzündungen des Lungengewebes werden deutlich gemindert und er ist ein effektives Mittel gegen Kopfschmerzen und Migräne.
5000 Jahre, so alt wie die Lehre Buddhas ist, kann man die medizinische Verwendung des Ginkgo zurück verfolgen.
Ich bedanke mich bei Erika Bulow- Osborne für die Beigabe eines wunderschönen Schnittes des Ginkgos.
Hallo,
da ihr auch schon über Ginkgo geschrieben habt wollte ich euch nur unsere Studienzusammenfassung zusenden, die mit 69 med. Studien die derzeit aktuellste und umfangreichste Auswertung zur Ginkgo Wirkung darstellt:
Mit besten Grüßen
Elias
https://www.inutro.com/ginkgo-biloba
Erika (Sonntag, 15 Januar 2017 17:56)
Fruchtbarkeit,Anpassungsfaehigkeit, Staerke, Unbesiegbarkeit
Daraus wuerde Dr. Adamy vielleicht eine Anregung fuer ein Sonett gewinnen. Fuer mich stehen diese Worte symbolisch fuer meinen nun 37 Jahre alten Ginkgo, den ich pflanzte nach der Geburt unserer Tochter. Er ist fuer mich deutsche Kultur um die Goethezeit. Er musste sich, schraeg wachsend, anpassen an einen gewaltig hohen,breiten Walnussbaum im Nachbargarten.Das ging gut, bis seine Krone gegen die breiten Walnusaeste stiess. Der Ginkgo beschloss, eine neue Spitze zu entwickeln und sie waere bereit gewesen, in die Hoehe zu wachsen.
Letztes Jahr wurde derWalnussbaum gefaellt, die Besitzer hofften auf schnellen Verkauf ihres Hauses. Die wirkliche Ginkgo-Spitze hatte nun Freiheit und Licht, sodass unser Sohn und mein Mann den Ersatz-Ast entfernten.
Der Ginkgo ist nun bereit, normal zu wachsen, unbesiegt, geliebt von unzaehligen Voegeln im Garten und im Haus.Ob sich irgendwo ein weiblicher Gingo befindet? Fruchtbarkeit ist vorhanden.
Eva Schmelzer (Dienstag, 03 Januar 2017 13:24)
Ich habe in den letzten Monaten schon an anderer Stelle in facebook-Einträgen von Marion über diesen überaus faszinierenden Baum gelesen. Sehr schön, dass hier jetzt noch mal alles Wissenswerte und teilweise Unglaubliche ausführlich zusammengefasst ist. Der Baum ist mir eigentlich erst seit relativ kurzer Zeit so recht bekannt, bis dahin kannte ich ihn nur dem Namen nach und habe ihn als Exoten eingestuft. Im Juni 2014 gab es in der Stadt den verheerenden Orkan, dem 30.000 Bäume zum Opfer fielen, die ersetzt werden müssen. Nun habe ich vor kurzem gelesen, dass liebgewonnene Baumarten wie die Kastanie in Düsseldorf ausgedient haben und nach Auskunft des Gartenamtes nie mehr eine Kastanie in dieser Stadt in den Boden gesetzt werden wird, denn die Kastanie ist unheilbar krank. Ein gefährlicher Erreger verursacht einen tückischen Bakterienbefall, der einfach nicht in den Griff zu kriegen ist. Unter den „Bäumen der Zukunft“ steht nun der Gingko ganz vorn, denn er erfüllt Kriterien wie lange Lebenserwartung, überschaubaren Pflegeaufwand, Widerstandsfähigkeit und geringes Bruchrisiko. Er ist bienenfreundlich, gegen Minustemperaturen gewappnet und ist weitgehend immun gegen Bakterien- und Pilzbefall.
Jetzt bin ich mal wieder abgeschweift – ich wollte mich eigentlich nur noch mal herzlich bedanken über den detaillierten und vielseitigen Gingko-Bericht, der mich jetzt natürlich um so mehr interessiert, weil der Baum mir immer häufiger begegnet.
Und natürlich wäre der Beitrag nicht komplett, hätte Erika nicht die unverwechselbare Form des Blattes in einem ihrer Scherenschnitte festgehalten.