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Kanwan

Studien zum Vogelschlag

Text: Netzfunde

16.08.2023

Behauptung

Vor allem Greifvögel werden durch die Rotoren erschlagen, weil sie bei der Jagd nach unten blicken und den Rotor von oben nicht rechtzeitig wahrnehmen. Immer wieder genannt wird der Rotmilan. Daher sind Vergleiche mit getöteten Vögeln durch Scheiben / Autos / … nicht zulässig, weil sie andere Arten betreffen. Es fehlt eine Aufschlüsselung nach Todesursache und Art

Diskussion

Vogelsterben

Grundsätzlich lässt sich sagen: Deutschlands Vogelwelt geht es schlecht: Von 1980 bis 2016 sind rund 40% aller Feldvögel verschwunden. Einige Vogelarten wie Kiebitz oder Rebhuhn weisen sogar einen Rückgang von 80% oder mehr auf. Und eines ist klar: Die industrialisierte Landwirtschaft trägt daran die Hauptschuld durch Mangel an Lebensraum und Mangel an Nahrung, insbesondere Insekten.

Hierbei ist interessant zu sehen, dass sich zwar gefährdete Arten, für die besondere Bemühungen zu ihrem Schutz ergriffen wurden, wieder erholen, aber vor allem „Allerweltsvögel“ stark betroffen sind, wie Star, Spatz, Fink und Lerche – denn insbesondere Zugvögel, welche sich von Insekten ernähren, finden zu wenig Nahrung, außerdem Arten, die als Altvögel zwar pflanzliche Nahrung bevorzugen, ihre Jungtiere aber mit proteinreichen Insekten aufziehen. 

Nimmt man die Landwirtschaft als Hauptursache heraus, die dafür sorgt, dass Vögel verhungern oder gar nicht erst geboren werden, und betrachtet nur Tiere, die durch menschengemachte Ursachen direkt getötet werden, so ergibt sich folgendes Bild:

Durch Straßen- und Bahnverkehr sterben pro Jahr ca. 70 Millionen Vögel, durch Glasscheiben zwischen 18 und 115 Millionen, durch Hauskatzen zwischen 20 und 100 Millionen. Legale und illegale Jagd tötet jährlich zwischen 1,2 und 25 Millionen Vögel, und durch Stromleitungen kommen zwischen 1,5 und 2,8 Millionen Tiere pro Jahr ums Leben. Das Usutu-Vogelvirus tötet jährlich 160.000 Amseln, und zuletzt werden 100.000 Vögel von Windenergieanlagen erschlagen.

Abbildung 1: Direkte Todesursachen von Vögeln pro Jahr in Deutschland 

Studien:

Klar ist aber natürlich, dass nicht jede Todesursache jede Vogelart gleichermaßen betrifft – Windenergieanlagen betreffen ganz spezifische Arten. Welche das sind, wie groß die Auswirkungen sind, und was man tun kann, dazu gibt es im Wesentlichen fünf verschiedene Studien unterschiedlicher Qualität:

Ein Verbundprojekt für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit von 2010. Es untersucht sehr detailliert und umfangreich die drei Arten Rotmilan, Wiesenweihe und Seeadler. Die Datenquelle zu Anzahl getöteter Vögel sind vor allem Zufallsfunde, weswegen die Forscher keine quantitativen Aussagen machten. 

Das Helgoländer Papier in der Neufassung von 2015, welches von der Ländergemeinschaft der Vogelschutzwarten verfasst wurde, und für jede mögliche betroffene Vogelart Mindestabstände von bestätigten Vorkommen der jeweiligen Art definiert, innerhalb derer keine Windenergieanlagen errichtet werden sollten, um Schlagopfer zu vermeiden. Außerdem werden Monitoringabstände um die Vorkommen definiert, innerhalb derer die konkreten Flugbewegungen untersucht werden sollen. Die Studie stützt sich auf eine Vielzahl von Quellen zu den einzelnen Arten, bezüglich der Schlagopferzahlen jedoch hauptsächlich auf die vom Landesamt für Umwelt Brandenburg geführten Kartei von Zufallsfunden.

Die PROGRESS-Studie von 2016, die 12 Wochen lang systematisch an 568 Windenergieanlagen nach Schlagopfern suchte. Hierdurch konnte die relative Häufigkeit der betroffenen Arten ermittelt werden, außerdem wurde nachgewiesen, dass ein populäres Prognosemodell für die Kollisionsgefahr, das sogenannte Band-Modell (nach einer Studie von W. Band von 2007) das Risiko nicht richtig abschätzen kann.  Kritik gab es an den Hochrechnungen der gefundenen Opfer auf die geschätzte Gesamtzahl von Opfern in Deutschland, da sämtliche im Umkreis der Anlagenhöhe gefundenen Vögel als Schlagopfer gewertet wurden, ohne ihre spezifische Todesursache zu klären. 

 

Eine Studie der Firma KohleNusbaumer SA, die zu beweisen versucht, dass es überhaupt kein Problem des Rotmilans mit Windenergieanlagen gibt. Sie wurde wegen falscher Daten vom NABU scharf kritisiert und zurückgewiesen. Wir werden daher diese Studie im Folgenden nicht als Quelle heranziehen.

Eine Untersuchung für den Kreis Paderborn, die darlegt, dass die Rotmilanpopulation im Kreis Paderborn parallel zum Ausbau der Windenergie zunahm. Auch hier kritisiert der NABU die Verwendung unvollständiger Daten. 

Eine Studie zur Bestandsentwicklung, die nachzuweisen versucht, dass sich Rotmilane aus Gegenden mit höherer Dichte von Windenergieanlagen zurückziehen und stattdessen in Gebieten mit geringerer Dichte ansiedeln. 

Ein Monitoringprojekt des Landesamtes für Umwelt Brandenburg, das Schlagopfer von Windkraftanlagen erfasst und die laufend aktualisiert wird und sehr vollständig bzgl. der erfassten Arten ist. Die Autoren betonen, dass es sich um gemeldete Funde handelt, nicht um systematische erfasste Opferzahlen, d.h. stark von der Meldebereitschaft und Lage der Anlagen abhängt. Eine Zusammenfassung der Zahlen für den Rotmilan wurde von der Landesregierung Brandenburg auf Anfrage der AfD veröffentlicht. 

 

Durch Windenergie betroffene Arten:

Die prozentualen Fundhäufigkeiten der verschiedenen Arten in der Nähe von Windenergieanlagen. Die Grafik ist sortiert nach den Ergebnissen der PROGRESS-Studie (orange), die vor allem tote Tauben und Enten in der Nähe der Windenergieanlagen fand. Dritthäufigstes Fundopfer war der Mäusebussard, gefolgt von Möwen (das Suchgebiet der PROGRESS-Studie war das gesamte Norddeutsche Tiefland) und Singvögeln. Der Rotmilan kommt erst an Position 13 der gefundenen Arten, ist aber, wie auch der Mäusebussard und der Seeadler, in den von Bürgern gemeldeten Funden massiv überrepräsentiert. Dies lässt den Schluss zu, dass entweder Funde gerade dieser Tiere mit viel größerer Häufigkeit gemeldet werden als „Allerweltsvögel“, oder aber diese Tiere von bestimmten Personen systematisch gesucht und gemeldet werden. Schaut man sich die Funde des Rotmilans in der Fundkartei genauer an, so fällt auf, dass oft dieselben Personen mehrere Funde melden, z.B. hat ein N. Rauschenbach am 05.04.2004, 07.04.2004, 10.05.2004 und 16.08.2004 jeweils einen Fund an derselben Anlage gemeldet. Es ist zur Meldung eines Anflugopfers auch kein Beweis notwendig, z.B. eine beglaubigte tierärztliche Untersuchung, noch nicht einmal ein Foto.

Relative Fundhäufigkeit toter Vogelarten in der Nähe von Windenergieanlagen. Vergleich der gemeldeten Funde in der zentralen Fundkartei der staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg und der systematischen Suche durch die PROGRESS-Studie 

 

Auswirkungen auf den Bestand:

Entscheidend für die Beurteilung der Fundhäufigkeiten ist natürlich der Bestand. Je häufiger eine Art vorkommt, desto häufiger sollte man Anflugopfer erwarten. Tatsächlich ist es aber nicht so einfach – die Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass das Verhalten der Vögel bezüglich der Anlagen die entscheidende Rolle spielt. So umfliegen Gänse und Kraniche die Windparks, während Greifvögel kaum Ausweichverhalten zeigen, und teilweise mitten durch die sich drehenden Flügel fliegen. Auch Tauben halten sich vorwiegend im Gefahrenbereich auf. Der Schwarzstorch ist zwar mit nur 650 – 750 Brutpaaren in Deutschland extrem selten, aber es verunglückten bis 2015 auch nur 2 Tiere, und die Bestandsentwicklung ist parallel zum Ausbau der Windkraft positiv, so siedelten sich z.B. im Rhein-Hunsrück-Kreis in den letzten 15 Jahren ca. 9 Schwarzstorchpaare an  währenddessen 297 Windenergieanlagen errichtet wurden.  Wanderfalken brüten bei entsprechendem Angebot an Nistkästen sogar direkt am Mast und durchfliegen die Flügel ohne Verluste. 

Insofern ist es korrekt, sich auf den Rotmilan zu konzentrieren, denn zum einen vermeidet er Windparks nicht, zum anderen ist sein Bestand nicht sehr groß, bundesweit brüten 12.000 – 18.000 Paare. Die am häufigsten betroffenen Arten (Tauben und Enten) dagegen sind im Bestand nicht gefährdet. Vom stark betroffenen Mäusebussard brüten bundesweit 80.000 – 135.000 Paare, die PROGRESS-Studie rechnete die Fundzahlen mittels diverser Annahmen hoch und kam auf 7% des Bestandes, der Opfer von Windenergieanlagen werden könnte und dessen Population somit insgesamt negativ beeinflusst würde, während für den Rotmilan die Hochrechnung nicht eindeutig war, und für den Seeadler gar keine Aussagen möglich waren. Allerdings ist anzumerken, dass die Hochrechnung der geringen Anzahl von Fundopfern auf den Gesamtbestand mit sehr großen Unsicherheiten behaftet ist. Wenn auch nur einer der fünf gefundenen Rotmilane an etwas anderem als durch das Windrad starb, oder wenn nur ein einziger weiterer Vogel gefunden worden wäre, wären die Ergebnisse vollkommen anders. Dies wird auch von den Forschern selbst so gesehen, die für den Rotmilan eine Unsicherheit von 31% nach unten und 57% nach oben angeben (statt der hochgerechnet 26 Schlagopfer im Untersuchungsgebiet pro Jahr könnten es auch nur 7 oder sogar 61 sein), und für den Mäusebussard 27% nach unten und 39% nach oben.

Die PROGRESS-Studie konnte indes nachweisen, dass tatsächlich die Verschleppungsrate von toten Vögeln durch Raubtiere mit <10% sehr viel geringer ist als üblicherweise angenommen, dass also Hochrechnungen, die von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, nicht korrekt sind. Dies wurde ermittelt, indem verschiedene tote Vögel ausgelegt wurden, und einen Tag später vom Suchteam gesucht wurden. 

 

Bestandsentwicklung:

Die Studie von Katzenberger vergleicht die Bestände des Rotmilans in nahezu allen Regionen Deutschlands zu zwei verschiedenen Zählungen (2005-2009 mit 2010-2014) und errechnet für jede Region den Unterschied. Diese Unterschiede zeigen deutlich, dass sich die Vögel aus dem Osten Deutschlands tendenziell zurückziehen, und dafür vor allem in Baden-Württemberg ansiedeln. 

 

Da in der nördlichen Hälfte Deutschlands im Mittel mehr Windenergieanlagen stehen als in der südlichen Hälfte (insb. Baden-Württemberg und Bayern), liegt der Verdacht nahe, dass die Windräder für diese Entwicklung verantwortlich sein könnten. Ein genauer Vergleich von Bestandsentwicklung und Dichte zeigt jedoch, dass sich

• Nur wenige Vögel in Bayern ansiedeln, obwohl dort die WEA-Dichte eher noch geringer als in Baden-Württemberg ist, teilweise gehen die Bestände trotz fehlender Windräder sogar zurück 

Bestandsentwicklung und WEA-Dichte in einzelnen Regionen in Bayern (je dunkler, desto weniger Windräder)

• Die Bestände in den Regionen mit der höchsten WEA-Dichte nahezu stabil bleiben, wogegen sie in benachbarten Regionen mit geringer Dichte abnehmen 

Die interessanteste Schlussfolgerung macht der Autor der Studie anhand der Analyse der Bestandsänderung, die er über die jeweilige WEA-Dichte aufträgt. Es entsteht ein x-y-Streudiagramm, welches sehr viele Punkte nahe der Y-Achse (keine oder wenige WEA) und wenige Punkte bei höheren WEA-Dichten hat. Er berechnet trotz der stark unbalancierten Punktwolke eine lineare Regression, welche einen stark negativen Verlauf zeigt. Dieses Verfahren ist allerdings mathematisch zur Approximation der Daten nicht geeignet – ein gleitender Median (d.h. an jedem Punkt wird der Median aus den 10 Datenpunkten rechts und links davon berechnet) lässt nahezu keinen Zusammenhang zwischen WEA-Dichte und Bestandsentwicklung erkennen.

Es wäre daher interessant zu untersuchen, welche anderen Einflussfaktoren auf den Bestand des Rotmilans existieren. Beispielsweise könnte ein erhöhter Pestizideinsatz im Osten Deutschlands für einen Rückgang des Nahrungsangebotes gesorgt haben, oder besondere Schutzprogramme den Bestand stabilisieren.

Insgesamt geht die Brandenburgische Landesregierung (sogar auf Basis der erhöhten Fundzahlen in der zentralen Fundkartei) von einem sehr geringen Einfluss von Windenergieanlagen auf den Bestand des Rotmilans aus. Der Bestand ist seit 1996 ist im Rahmen natürlicher Bestandsschwankungen im relativen Mittel stabil, und bei 6 Kollisionen pro Jahr bei 3.400 erwachsenen Milanen ist dies eine Quote von 0,18%. 

 

Andere Todesursachen:

Für die Gesamtabschätzung ist interessant zu betrachten, durch welche Ursachen und in welcher Zahl die betroffenen Arten außerdem ums Leben kommen. Hierbei ist vor allem der Straßenverkehr zu nennen, denn Greifvögel sind Opportunisten: Sie versuchen oft, überfahrene Tiere zu fressen und werden dabei selbst von den Fahrzeugen erfasst, deren Geschwindigkeit sie nicht korrekt einschätzen können. 

Auch an Glasscheiben sterben Greifvögel, insbesondere natürlich solche Arten, welche menschliche Siedlungen nicht meiden. 

Weiterhin kommen viele Tiere durch legale oder illegale Jagd ums Leben: Zwischen 2005 und 2015 wurden insgesamt 1445 Fälle illegaler Tötung bekannt, alleine der Rotmilan hatte 156 Opfer zu beklagen.

Ein weiteres Risiko sind Bleivergiftungen, vor allem beim Seeadler. Die Vögel nehmen Munition auf, mit der auf Rehe oder Wildschweine geschossen wurde, und werden schleichend vergiftet: Bei 125 von 500 verendeten Tieren wurde eine Bleivergiftung festgestellt. 

Insgesamt ist davon auszugehen, dass durch andere Ursachen mindestens genauso viele Greifvögel sterben wie durch Windkraftanlagen. 

 

Handlungsempfehlungen:

Trotzdem ist natürlich jeder getötete Vogel einer zu viel, und daher gehen die Wissenschaftler intensiv auf mögliche Ursachen für das Durchfliegen von Windparks und Maßnahmen zur Vermeidung dieses Verhaltens ein.

Rotmilane benötigen offenes Land zum Jagen, sie nutzen benachbarte Bäume und Gehölze zum Nisten. Der Rotmilan ist kein Waldvogel. 

Entscheidend für den Aufenthalt von Greifvögeln, insbesondere von Rotmilanen im Bereich eines Windparks ist die Verfügbarkeit von Beutetieren. Wenn außerhalb des Parks das Gras oder Getreide hoch steht, können die Vögel ihre Beutetiere nicht entdecken. Daher werden gerne Bereiche mit niedrigem Bewuchs im Umfeld der Anlagen angeflogen, dazu zählen auch geschotterte Flächen, denn auf diesen sind eventuelle Beutetiere leicht erkennbar. Daher sollten innerhalb des Windparks keine Kulturen angebaut werden, die zur Brutzeit des Milans gemäht werden müssen, und die Brachflächen am Mastfuß sollten so klein wie möglich sein und vor Ende Juli weder gemäht noch umgebrochen werden. Außerdem sollten zu Zeiten der Mahd die Anlagen abgeschaltet werden.

Wenn umgekehrt in der Nähe des Windparks Flächen gemäht werden, halten sich die Vögel mit Vorliebe dort auf und haben keine Notwendigkeit in den Windpark zu fliegen. So ist es z.B. möglich ein ausreichend großes Feld in Abschnitten täglich zu mähen, so dass immer neue Freiflächen entstehen, die für die Vögel attraktiv sind und sie so vom Windpark fernhalten.

Ein weiterer Faktor ist das Vorhandensein von Dunghaufen oder Kompost – diese sind für Milane hochattraktiv, sollten daher nicht im Bereich von Windparks gelagert werden. 

Eine statische Abstandregelung ist dagegen nicht sinnvoll, da zum einen die Brutplätze variieren, zum anderen sich der Jagdbereich nicht kreisförmig um den Brutplatz erstreckt, sondern je nach Attraktivität der Flächen sehr unterschiedlich sein kann. Es ist daher eine Raumnutzungsanalyse notwendig, die erfasst wo potentielle Nahrungsgebiete liegen und die Flugbewegungen kartiert. 

Diese Maßnahme wird auch vom Helgoländer Papier empfohlen, das für jede Art angibt, innerhalb welchen Bereiches um Horst oder Aufenthaltszentrum eine solche Raumnutzungsanalyse sinnvoll ist. Die im Papier angegebenen Mindestabstände sind als hinreichende Bedingung zu verstehen, nicht als notwendige: Wenn keine Anlagen innerhalb des Mindestabstands sind, sind keine Schlagopfer zu erwarten, aber umgekehrt müssen nicht unbedingt Schlagopfer auftreten, wenn der Mindestabstand unterschritten wird, denn dies hängt von konkreten Faktoren am Standort ab.

Als weitere Maßnahmen kommen radar- oder kamera-gestützte Vogelüberwachungssysteme in Frage, die die Anlagen bei Annäherung abschalten oder anders gefärbte Flügel, denn aktuelle Forschungen legen nahe, dass Vögel die Rotoren eher als Hindernis wahrnehmen, wenn einer der Flügel auffälliger gefärbt ist. 

Darüber hinaus sind Artenschutzprojekte ein sehr wirksames Mittel um den Bestand von Vögeln zu verbessern, denn die wichtigste Ursache für zurückgehende Bestände ist auch für Greifvögel fehlendes Futter. So konnte in der Rhön der Bestand des Rotmilans durch ein Artenschutzprojekt stabilisiert werden. 

Zuletzt muss man auch festhalten, dass der Fokus auf den Rotmilan durch Gegner der Windenergieanlagen durchaus nicht immer dem Zweck dient, diesen wunderschönen Vogel zu schützen, sondern vorgeschoben ist, um die Anlagen zu verhindern. Dies wird vom Vorsitzenden von Vernunftkraft Rheinland-Pfalz auch offen zugegeben. Umgekehrt befürworten Vogelschutzexperten den Ausbau der Windkraft, weil natürlich auch sie sehen, dass der Verlust von Lebensräumen durch den Klimawandel weitaus schädlicher für die Vogelwelt ist, als die potentiellen oder tatsächlichen Schlagopfer. 

 

Fazit:

Es ist korrekt, dass der Rotmilan in Deutschland für Fatalitäten durch Windenergieanlagen anfälliger ist als andere Arten. Ob diese Todesfälle den Bestand negativ beeinflussen, ist noch nicht abschließend geklärt; Andere Ursachen haben zumindest auf den Bestand einen höheren Einfluß als Windenergieanlagen. In jedem Fall wird die Problematik stark aufgebauscht, von Vogelschreddern kann keine Rede sein.

Starre, gar kreisförmige Abstände zu Brutplätzen sind keine wirksame Maßnahme zum Schutz vor Todesfällen durch Windenergieanlagen, vielmehr ist eine sinnvoll geplante Flächennutzung unter und außerhalb der Anlagen wichtig, hinzu kommen technische Lösungen wie gefärbte Flügel oder Überwachungssysteme.

 

Quellen:

 

NABU

 

 

Position von BUND und NABU

Die naturverträgliche Energiewende wird nur gelingen, wenn wir es schaffen, Energie einzusparen und effizienter zu nutzen. Parallel dazu gilt es, die erneuerbaren Energien auszubauen – auch die Windenergie, die in Baden-Württemberg noch viel Potenzial hat.

Der Klimaschutz und der Schutz der biologischen Vielfalt sind für BUND und NABU gleichrangige Ziele.  Daher unterstützen die beiden Verbände die Klimaschutzaktivitäten der Landesregierung und damit den Ausbau der Windenergie. Die Energiewende ist aus ihrer Sicht unausweichlich und richtig – sie muss jedoch naturverträglich und mit Bürgerbeteiligung vollzogen werden.

Dabei gibt es einige Punkte zu beachten, die im gemeinsamen Positionspapier der Verbände erläutert werden. Unter anderen wird darin beschrieben, welche wichtige Rolle der Standortwahl und der richtigen Planung zu kommt und welche Standorte für Windenergieanlagen tabu sein müssen. Außerdem werden die Themen Vermeidung und Kompensation von Eingriffen und Bürgerbeteiligung aufgegriffen.

 

Klima- und Naturschutz sind kein Widerspruch

Windenergienutzung und Naturschutz schließen sich nicht aus, wenn der Ausbau richtig gelenkt wird. BUND und NABU treten dafür ein, dass Fachgesetze und der Windenergieerlass sorgfältig angewendet werden – auch, weil das die Voraussetzung ist für die Akzeptanz von Windenergieprojekten und für eine möglichst große Planungssicherheit der Investoren.

Zugleich kritisieren NABU und BUND, dass Naturschutzargumente immer wieder auch missbräuchlich verwendet werden mit dem Ziel, den Ausbau der Windenergie vor Ort zu verhindern. Diese Scheindebatten sind für den fundierten Naturschutz kontraproduktiv und lenken von den echten Herausforderungen ab.

Die Verbände fordern die Landesregierung auf, an ihrer Windausbaustrategie festzuhalten. Gleichzeitig appellieren sie an alle gesellschaftlichen Akteure und Akteurinnen, sich ebenfalls für die Energiewende zu engagieren und sie konstruktiv mitzugestalten.

Die ausführliche Position von BUND und NABU zum Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg finden Sie hier in diesem Positionspapier (PDF-Download):

 

Beteiligungsleitfaden_Windenergie_BUND_N
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