Gefahr aus der Tiefe - Methanhydrat
Wer auch ein Fan von Frank Schätzing und seinem Roman „Der
Schwarm“ ist, wird es wissen: Methanhydrat ist gefährlich, denn es ist im Wasser nur bei bestimmten Temperaturen stabil. Das ist nicht nur der spannende Plot des Romans, sondern auch eine äußerst gut , gemeinsam mit den Wissenschaftlern des Instituts für Meereskunde in Kiel, recherchierte Tatsache.
In dem Roman werden verschiedene, real existierende Wissenschaftler des GEOMAR sogar namentlich genannt.
Methanhydrat bildet sich aus Wasser und Methangas bei einem
Druck ab etwa 2 MPa – dieser Druck wird ab etwa 200 Meter Wassertiefe erreicht – und Temperaturen von 2 bis 4 °C. Methanhydrat ist thermodynamisch nur unter bestimmten Druck- und Temperaturbedingungen stabil und bildet sich daher in großer Menge an den Kontinentalabhängen, an denen der Druck hoch und die
Temperatur niedrig genug ist. Weitere Vorkommen finden sich in den
Permafrostböden der Polargebiete. Das natürliche Vorkommen wird auf zwölf Billionen Tonnen Methanhydrat geschätzt, damit ist dort möglicherweise mehr als doppelt so viel Kohlenstoff gebunden wie
in allen Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorräten der Welt. Methanhydrat kommt gewöhnlich in Tiefen von 500 bis 1000 Metern vor. Damit Methanhydrat entgegen seinem Auftrieb im Wasser am Meeresboden liegen bleibt, benötigt es die haftende Vermengung mit schwererem Material, etwa Sand oder Gestein in ausreichendem Verhältnis. Methanhydrat kommt typischerweise daher auch in der Tiefe des
Seebodens vor, wo es Poren ausfüllt und die Tendenz hat, nach oben zu steigen. Auf der Grundlage neuster wissenschaftlicher Berechnungen nehmen Forscher an, dass sich unter der Eisschicht der Antarktis etwa 4 Milliarden Tonnen Methanhydrat befinden. Weil sich Methanhydrat in den höheren Wasserschichten bei geringerem
Druck und höherer Temperatur zersetzt und dadurch große Mengen gasförmigen Methans entweichen, ist der Abbau der Methanhydratfelder schwierig. Methanhydrat scheint großen Einfluss auf das Klima zu haben, denn Methan ist ein Treibhausgas welches 28 Mal klimaschädlicher ist als CO2. Schon ohne die globale Erwärmung kann beim Abbau von Methanhydrat wie beim Abbau von Erdöl und
Erdgas Methan freigesetzt werden. Es besteht die Gefahr, dass es zu
klimaschädlichen Massenfreisetzungen kommt. Und nun ratet mal, was passiert, wenn die Temperaturen in den Meeren steigen. Mit einer Erwärmung des Bodenwassers wird die Dicke der Stabilitätszone der Methanhydrate reduziert. Bisher stabile Methanhydratvorkommen werden instabil – das Methanhydrat zerfällt, es wird Methan frei und geht teilweise in den gasförmigen Zustand über. Ein Entweichen von Methan in großem Umfang in die Atmosphäre ist eine Gefahr. Die Konsequenzen hieraus könnten das Klima der Erde über Zehntausende Jahre beeinflussen. Neben dem Methanhydrat im Ozean kann durch die Erwärmung das im Permafrostboden befindliche Methan freigesetzt werden, sobald der Boden auftaut. Wenn Methan schlagartig freigesetzt wird – dies kann durch eine Destabilisierung des Methans durch eine Hangrutschung ausgelöst werden, wie sie zum Beispiel vor Norwegen vor etwa 8000 Jahren in der sogenannten Storegga-Rutschung geschah, – kann ein Großteil des gasförmigen Methans an die Meeresoberfläche steigen und die Methankonzentration in der Atmosphäre stark erhöhen. Umgekehrt hält das Methanhydrat die Hänge stabil. Wird das Wasser wärmer, das Methanhydrat instabil,
können auch die Hänge instabil werden. Geraten sie ins Rutschen, können sie riesige Tsunamiwellen auslösen.
Wenn Methan ausgast und seine Blasen durchs Wasser an die
Oberfläche steigen (Blowout), kann es passieren, dass aufgrund der veränderten Wasserdichte Schiffe ihre Schwimmfähigkeit verlieren. Sie sinken dann einfach auf den Grund des Meeresbodens. (Bermuda Dreieck Effekt)
Gudrun (Montag, 15 April 2019)
Liebe Eva,
danke nochmal für Deinen dringenden Appell, er ist so bitter nötig. Liebe Grüße, Gudrun
Eva Schmelzer (Montag, 15 April 2019 11:48)
Auch wer bisher glaubte, das Buch sei ein Science Fiction Roman, weiß nach dem Lesen von Gudruns Bericht, dass es bittere Realität ist. Nachdem Schätzing bereits über 1.000 Seiten hinweg sein umweltpolitisches Anliegen vor sich hergetragen hat, plädiert er auf der letzten noch einmal durch den Mund einer seiner Figuren gegen die Zerstörung einer "Komplexität, die wir nicht verstehen", und für "Wälder und Korallenriffe, fischreiche Meere, saubere Luft, klare Flüsse und Seen". Bitte handelt! Bitte handelt schnell!