Es muss mehr Kohle in der Erde bleiben
Text: Gudrun Kaspareit
Foto: Wikipedia
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/sand-ein-nur-scheinbar-unendlicher-rohstoff-100.html
02.12.2021
Schon 2010 sagte der Träger des Alternative Nobelpreises Nnimmo Bassey:
„Die Welt wird durch fossile Brennstoffe angetrieben, aber das ist nicht mehr zeitgemäß. Man sollte Öl und Kohle im Boden lassen. Die Menschheit ist intelligent genug Alternativen zu ersinnen. Der Mensch ist Teil der Natur, er zerstört sich selbst, wenn er die Natur zerstört. Warum sollte man über Kohlendioxydspeicherung nachdenken, um die Kohle nachhaltig erscheinen zu lassen? Das ist nicht intelligent.“
Tatsächlich müssen wir nicht auch noch den letzten Dreck aus der Erde kratzen. Laut einer neuen britischen Studie müssen von der verbliebenen Kohle 90% im Boden bleiben, wenn wir unsere Klimaziele noch erreichen wollen. Nach wie vor sind fossile Brennstoffe der Treiber der Weltwirtschaft. Doch wir sollten die Finger von den verbliebenen Kohle, Öl und Gasvorkommen lassen ( 90% der Kohle, 58% des Erdöls und 59% des Erdgases)
Eine ursprünglichen Studie von 2015 musste deutlich nachkorrigiert werden. Damals kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass für das Erreichen des Klimaziels rund 35 % der Ölreserven, 50 % der Gasreserven und über 80 % der Kohlereserven ungenutzt bleiben sollten. Anhand aktueller Daten und Entwicklungen bewertete das Forscherteam die Situation nun neu und korrigiert die Zahlen deutlich nach oben.
Leider gibt es Länder die glauben sie können nicht auf fossile Brennstoffe verzichten. Indien zum Beispiel hat sich vorgenommen die größte Kohlemine der Welt im australischen Outback auszubeuten. Die Mine ist größer als Groß Britannien. Das ist sowohl für Indien, als auch für Australien ein gutes Geschäft. Russland und China sind ebenfalls für den Aufbau ihrer Wirtschaft auf Kohle angewiesen. Deshalb gaben sie auf der Klimakonferenz in Glasgow die Bremser. Auch andere Industrienationen tun aktuell nicht genug, um den CO2 Austoß signifikant zu reduziern, ebenso Länder, deren Wirtschaft von der Erdölförderung abhängt.Wissenschaftlern bereitet dies große Sorge, denn all diese Staaten bewegen sich zu wenig, um den Klimawandel zu bremsen.
Ein weiteres großes Thema, das die Kohle betrifft ist der Kunststoff.
Plastik in jeder Form boomt. Nicht nur, dass Plastik schädlich ist, vor allem für die Meere, es fördert auch den Co2 Ausstoß durch Kohle. Vor allem ärmere Länder beziehen ihre Energie, um Plastik zu erzeugen, durch die Kohle. Der im Fachmagazin «Nature Sustainability» veröffentlichten Studie zufolge verursachten Kunststoffe im Jahr 2015 4,5% der weltweiten Treibhausgasemissionen.
Der Kohlenstoff-Fußabdruck von Kunststoffen ist doppelt so hoch, wie angenommen. Vor allem in Schwellenländern wie Indonesien, China oder Südafrika ist die Kunststoffproduktion seit 1995 um das 50-fache angestiegen. Dort wird Kohle verbrannt, um Plastik zu erzeugen.
Zudem kaufen die Industrienationen den Kunststoff aus eben jenen Ländern. So tragen die Industrieländer maßgeblich zum plastikbasierten Co2 Ausstoß bei.
Die globale Gesundheitsbelastung von Feinstaub ist durch die Kunststoffproduktion um 70% gestiegen. Die Hälfte davon geht auf die Verbrennung von Kohle zurück.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, man müsse nur Plastik verbieten und das Problem sei gelöst. Alternativen verbrauchen unter Umständen noch mehr Ressourcen und vergrößern den Co2 Fußabdruck dadurch. Deshalb ist es wichtig, schnell aus der Kohle auszusteigen und auf alternativen Energien zu setzen.
Dennoch glaube ich, dass es auch zielführend sein kann, Plastikartikel durch langlebige Stoffe zu ersetzen, die nicht ständig entsorgt und neu produziert werden müssen. Denn man darf nicht vergessen, dass die Kunststoffindustrie an der Wegwerfmentalität verdient und deshalb ein Interesse daran hat, dass mehr Kunststoff produziert wird, als tatsächlich gebraucht würde.