Die Erde brennt
Text: Gudrun Kaspareit
Foto: Wikipedia
02.09.2019
„Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre. […] Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen. Denn es brennt.“
Selbst ich hätte nicht gedacht, dass dieses Zitat von Greta Thunberg so schnell Realität wird.
Diese Schlagzeilen haben uns aufgeschreckt. Der Amazonas brennt. Und wir wissen ja, der Amazonas ist die Lunge der Welt. OK die Weltmeere produzieren mittels Algen mehr Sauerstoff, aber der Amazonas ist immerhin die Klimaanlage der Welt. Er brennt nicht wegen der Klimaerwärmung, sondern das Klima erwärmt sich, weil er brennt. Und angezündet haben ihn Menschen, ermuntert und ermutigt durch Bolsonaro, den Faschisten in Brasilien. Der Amazonas Regenwald brennt jedes Jahr mit tausenden mehr oder weniger großen Feuern, um Platz zu schaffen für den Sojaanbau und die Rinderzucht.
Präsident Bolsonaro hat die Gesetze zum Schutz des Waldes gelockert zugunsten der Agrarwirtschaft. Nie seit 1980 gab es so viele und so große Feuer im Amazonas, wie in diesem Jahr. Satelliten registrierten überdurchschnittlich viele Brände, rund 75.000. Nach Angaben des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus wurde bisher so viel CO2 freigesetzt wie zuletzt 2010.
Es besteht die Gefahr eines Teufelskreises. Es besteht das Risiko, dass sich die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds irgendwann nicht mehr aufhalten lässt. Der Wald produziert durch Verdunstung von sehr viel Wasser aus den Blättern seinen eigenen Regenkreislauf. Geht Wald verloren, wird es trockener. Geht zu viel Wald verloren, bricht dieses System irgendwann ganz zusammen. Der Wald stirbt dann ab. Der Kipppunkt könnte bei 30% – 40% Waldzerstörung liegen. 20% sind schon weg. Es brennt nicht nur in Brasilien, auch in Peru und Bolivien lodern die Feuer.
Was kaum Eingang in die Medien gefunden hat, ist die Tatsache, dass der Regenwald auch in Zentral Afrika brennt und zwar sehr großflächig. Im Kongo findet Brandrodung statt auf Teufel komm raus, aus den gleichen Motiven und mit denselben Folgen, wie in Südamerika.
Ebenfalls nicht zu vergessen Süd Ost Asien, auch da fällt immer mehr Regenwald den Flammen zum Opfer. 2015 gerieten die Waldbrände in Indonesien total außer Kontrolle, so dass in Jakarta das Atmen schwer fiel, durch all den Rauch, der die Luft verdunkelte. Auf Sumatra und im indonesischen Teil Borneos kommt es jedes Jahr in der Trockenzeit zu heftigen Waldbränden, von Menschen entzündet, denn intakte Regenwälder brennen nicht von selbst. Wegen der Ausmaße der Brände und je nach Wind ziehen die Rauchschwaden oft tagelang über Singapur und Malaysia hinweg.
Wenn wir mal kurz darüber nachdenken, fällt auf, dass die Wälder u.a. für Europas Konsum sterben. Rindfleisch und Soja aus Südamerika, Palmöl und Papier aus SO Asien, Wintergemüse, Baumwolle, Schnittblumen, Kakao , Palmöl u.s.w. aus Afrika. In Osteuropa werden die letzten Urwälder für Billigmöbel gerodet und in Südeuropa brennt es immer wieder wegen der Grundstücksspekulanten. Die Folge davon, die Wälder als wichtige Co2 Senken fallen weg und das brennende Holz gibt das gespeicherte Co2 wieder an die Atmosphäre ab. Die Temperatur steigt. Die Gletscher und Permafrostböden schmelzen. Der Klimawandel schreitet voran. In Folge der Trockenheit der letzten zwei Jahre, sterben auch hierzulande die Wälder. Die Grundwasserspiegel sind abgesunken, die Wurzeln der Bäume erreichen es nicht mehr und vertrocknen. Derzeit findet ein schlimmes Waldsterben in Deutschland statt. Zudem ist eine Fläche von 2349 Hektar ist in Deutschland 2018 von Waldbränden betroffen gewesen. Das war die größte Fläche seit 26 Jahren.
Eine ökologische Katastrophe spielt sich derzeit in der sibirischen Taiga ab. Dort sind bis jetzt 3,1 Millionen Hektar verbrannt. Die Region umfasst abgelegene, unbewohnte Wälder in Krasnojarsk, Jakutien und Irkutsk. Giftige Rauchschwaden ziehen hunderte Kilometer weit. Der Umstand, dass es auch dort immer trockener wird und das Präsident Putin erst viel zu spät mit Löschmaßnahmen begonnen hatte, hat zu diesen verheerenden Bränden geführt. Experten der Welt-Meteorologie-Organisation berechneten, dass die Brände in der Arktis nur im Juni rund 50 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen haben. Dazu kommt, dass weniger Bäume, entsprechend weniger Co2 aufnehmen können. Der Teufelskreis nimmt Fahrt auf.
Der Feuerökologe Johann Goldammer vom Global Fire Monitoring Center sagt: „Im Norden vollzieht sich der Klimawandel besonders schnell, die Ökosysteme sind nicht daran angepasst und damit besonders verletzlich. Wir werden große Teile der Wälder dort verlieren – und dieser zusätzliche Kohlenstoffeintrag in die Atmosphäre wird den Klimawandel noch weiter antreiben.“
Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, hat Trump verkündet, er wolle den gemäßigten Regenwald Alaskas zur Abholzung freigeben. Es handelt sich um den größten Nationalpark der Vereinigten Staaten, den Tongass National Forest. Nach Angaben der "Washington Post" hat Trump seinen Landwirtschaftsminister Sonny Perdue angewiesen, den Tongass für die Abholzung freizugeben. Die Zeitung beruft sich dabei auf ein Gespräch des Präsidenten mit Alaskas Gouverneur Mike Dunleavy an Bord der Air Force One. Zehn Millionen Hektar könnten dadurch verloren gehen.
Schon 2017 hat Trump in Utah fast 80% geschützte Fläche frei gegeben. Er hat zwei Naturschutzgebiete in Utah um mehr als 5000 Quadratkilometer verkleinert, damit die Holzindustrie, und die Montanindustrie, die Wälder ausbeuten können, damit Öl gefördert und Gas gefrackt werden kann.
Ein beängstigender, aber lesenswerter Artikel
"Nicht nur für Brasilien wird es das Ende sein", sagt Antonio Donato Nobre. Er ist einer der wichtigsten brasilianischen Spezialisten für Urwaldökologie. Er beriet die Regierung für das brasilianische Waldschutzgesetz, dem „codigo florestal“. Er lebte und forschte über 14 Jahre in Manaus im Amazonas. Zur Zeit ist er Professor am brasilianischen Institut für Weltraumforschung, INPE, in Sao José dos Campos bei São Paulo, das die Entwaldungen und Waldbrände erfasst.
„Wir haben lokale, regionale und natürlich globale Auswirkungen. Alle drei haben bereits ein sehr, sehr ernstes, ja katastrophales Niveau erreicht. Neueste, noch nicht veröffentlichte Studien zeigen, dass der Osten Amazoniens den Kipppunkt schon überschritten hat. Das Klima hat sich bereits so verändert, dass sich der Wald nicht mehr halten kann.“
„Die äquatorialen Wälder sind also existenziell für den Transport von Feuchtigkeit der tropischen Zonen auch in die nördlichen Gebiete des Planeten. Den amazonischen Regenwald zu zerstören, bedeutet das Herz des Planeten anzugreifen. Außerdem können wir das im Pariser Abkommen festgelegte Klimaziel von höchstens zwei Grad Erwärmung völlig vergessen, wenn wir diesen Regenwald vernichten.“
„Ohne den Amazonas Regenwald, wird Brasilien zur Wüste.“
„Also die Realität ist: Die Titanic sinkt. Sie ist bereits mit dem Eisberg kollidiert und, ja sie sinkt. Was ist jetzt noch zu tun? Lass die Rettungsboote zu Wasser und hol die Schwimmwesten raus. Und zwar schnell. Denn sehr bald schon wird sie auf den Meeresboden aufschlagen.“
Dies sind nur einige Zitate aus dem Artikel. Bitte lest selber.
https://www.tagesspiegel.de/politik/amazonas-experte-warnt-nicht-nur-fuer-brasilien-wird-es-das-ende-sein/24955946.html?utm_source=pocket-newtab&fbclid=IwAR3GZ3AYCeuwfV06RO5nokBCwTRTRWMSDCWUz0NTF42kiOIiA-gFKty3WnQ
Johannes (Dienstag, 24 September 2019 04:02)
Ja, die Titanic sinkt. Die Menschen an Bord erleben dieses Sinken aber lieber mit einem Energydrink in der Hand als mit einem naturschonend angebauten Kaffee.
Die Soja-Barone finden reißenden Absatz, während verantwortungsvolle Bäuern auf ihren Rainforest-Bananen, -Kaffee, -Kakao usw. sitzen bleiben. So ist das eben.
Marion Hartmann (Montag, 23 September 2019 12:32)
Ich finde es total unangemessen, Vergleiche zu ziehen. ob nun der Amazonas oder die Weltmeere mehr Sauerstoff produzieren. Dementsprechende, vergleichende Forschungsberichte kann man sich an den Hut stecken, statt, wie ich selber in den Medien überall gelesen habe, beschwichtigen zu wollen, dass uns ja durch die Weltmeere immer noch genügend Sauerstoff zur Verfügung stehen würde. Wenn der Amazonas brennt, ist das eine Riesen- Katastrophe, welche keine natürlichen Hintergründe hat und ein deutliches Zeichen, dass es eines Weltgerichtshofs bedarf, der sich aus unabhängigen Vertretern (Experten) aller Länder zusammensetzt. Und dabei geht es wahrlich um alles, was Leben betrifft, auch um die bedrohten "naiven" Indigenen, welche uns seelisch - geistig noch immer weit überholen. Danke liebe Gudrun, ich weiß, dass Du Dich auf Grund dieser Verhältnisse persönlich zutiefst verletzt fühlst und jede Minute Deiner sehr begrenzten Zeit dafür opferst.