Bolsonaro, das Ugeheuer
Text und Foto: Gudrun Kaspareit
15.11.2018
„Keinen Milimeter den Indigenen,“ verkündete er schon vor den Wahlen. Er will Regenwald roden für Bergbau und Agrarwirtschaft. Er bewundert den Faschismus, befürwortet Folter und Mord. Er spricht: „Ich bin homophob und sage das mit Stolz.“ Er hetzt gegen Farbige und Frauen. „Ich würde dich nie vergewaltigen, weil du es nicht wert bist,“ sagte er zu der Parlamentarierin Maria da Rosario.
„Ich bin für Folter. Das Problem der Diktatur war, dass sie nur gefoltert und nicht getötet hat.“
„Wir hätten 30 000 Korrupte erschießen sollen.“
„Es wird in Brasilien eine nie dagewesene Säuberung geben.“
All dies sagte Bolsonaro, allen war es bekannt, dennoch wurde er demokratisch gewählt. Gleich nach der Wahl hat er alle wichtigen Posten mit Militärs besetzt. Dieser Spruch hatte nie so viel Gültigkeit: „Die dümmsten Kälber, wählen ihren Schlachter selber.“
Die Welt ist entsetzt über die Wahl Bolsonaros, nur die Deutsche Bank hat sich öffentlich gefreut. Sie war ja noch nie zimperlich, wegen lästiger Menschenrechte, wenn es um gewinnversprechende Investitionen ging. Auf abgeholztem, ehemaligen Indianerland werden Konzerne für den Export nach China und Europa mit Glyphosat gespritztes Gensoja anbauen. In Europas Ställen wird Gensoja und damit im Prinzip Regenwald verfüttert. Das wird mit Bolsonaro noch schlimmer werden. Der deutsche Wurstesser darf sich schon mal freuen, dass Fleisch demnächst noch billiger wird.
Aber die Indigenen und die Kämpfer für indigene Rechte fürchten um ihr Leben.
Egal ob und wieviel Bolsonaro von seinen Drohungen wahr macht, seine Rethorik ist brutal und es macht mich schaudern, daß die Menschen ihn gewählt haben. Ich kann es einfach nicht fassen. Gerade jetzt, wo der Klimarat so dringend vor dem Klimakollaps gewarnt hat, will er den Regenwald zerstören. Die Deutsche Bank klatscht Beifall und wir sind machtlos. Vielleicht könnten die vielen McDonalds Kunden sich künftig zurück halten, damit Bolsonaros Plan nicht aufgeht bezüglich des Sojaverkaufs?
Wer aber sicher noch mehr zu leiden haben wird, sind die indienen Völker, die im Regenwald leben , teilweise nomadisch und deshalb unkontaktierbar. Schon jetzt werden sie von den Holzfällern verjagt oder umgebracht. Niemand bemerkt es, niemand kennt sie. Sie sind nirgends registriert und wenn sie weg sind, ist es als haben sie nie gelebt. Doch alle 900.000 indigenen Bürger des Landes sind in Gefahr. Bolsonaro hat sie häufig mit wüsten Beschimpfungen attackiert . "Es ist eine Schande, dass die brasilianische Kavallerie nicht so effektiv war wie die Amerikaner, die ihre Indianer ausgerottet haben", sagte er einmal. Wenn er seine Wahlversprechen einhält, stehen die ersten Völker Brasiliens vor einer Katastrophe; in einigen Fällen vor einem Völkermord.
Letztens war ich in der Ausstellung „Panorama Amazonien“ von Yadegar Asisi, die unglaublich realistisch, detailversessen und bunt ist. Man steht atemlos und staunt. Je mehr man schaut, desto mehr wird man gewahr. Ameisen, Käfer, Schmetterlinge, kleine Eidechsen tummeln sich. Schildkröten, Schlangen und Krokodile bevölkern die Wasser. Eine unglaubliche Vielzahl an Vögeln fliegt durch die Äste der Bäume, wo die Affen spielen. An einer Liane hängt ein Faultier. In einer Astgabel liegt ein Ozelot. Die Bäume ragen 35 m in die Höhe von Brettwurzeln gehalten, von Flechten behangen, von Würgfeigen umwachsen, von Blumen umrankt. Dieser Regenwald ist ein unfassbarer Hort des Lebens, üppig, füllig, überbordend , eines greift ins andere. Nimmt man aber einen Teil fort, könnten alle anderen Teile zusammenbrechen. (Entferne von einem gut geölten Uhrwerk ein kleines Zahnrad...) Mein Herz krampft sich zusammen, wird traurig und schwer wenn ich daran denke, dass dies dem Amazonas Urwald geschehen könnte. Er ist der artenreichste der Welt und er ist die Lunge der Welt. Bitte liebe Fleischesser, esst diesen Wald nicht auf, schlagt wenigstens in diesem Fall Bolsonaro ein Schnippchen.
Quelle:
https://derstandard.at/2000090484726/Kein-Millimeter-fuer-Indigene-Ungewisse-Zukunft-unter-Bolsonaro
Tuelo (Sonntag, 15 September 2019 13:33)
Bolsonaro é a resposta ao despudorado primeiro mundo e seu domínio cruel que espalha e legaliza injustiça e atrocidades veladas, disfarçadas do ouro falso de ONU e outras estruturas dominantes que subjugam os povos desde a segunda guerra. Não sabem o que significa Brasil. Saberão; Bolsonaro ensinará!! O brasileiro sabe desde sempre. Liberdade afinal!!
#dct
Jürgen Engelmann (Sonntag, 30 Dezember 2018 02:24)
Brasilien ist von der Fläche her das fünftgrößte Land der Erde. So ein Land kann sich nicht autark am Leben erhalten. Es braucht Verbündete. Und die müssen, bei der angekündigten Politik erst gefunden werden. Geht er in seinen Handlungen zu weit, wird sich die Bevölkerung zu Wort und vielleicht auch zur Tat melden. Seine Amtszeit wird er nicht überstehen. Entweder er wird des Amtes enthoben, gestürzt, oder fällt einem Anschlag zum Opfer. So eine aggressive, menschenverachtende Politik lässt sich auf Dauer nicht durchsetzen. Dafür gibt es Beispiele in der Geschichte Südamerikas.
Eva Schmelzer (Samstag, 15 Dezember 2018 12:43)
Es ist mir sehr schwer gefallen, diesen Artikel zu lesen. Und es ist mir unbegreiflich, wie ein solches Ungeheuer Staatspräsident werden konnte. Sein Extremismus wirkt sich furchtbar auf alle Lebensbereiche für Menschen und Natur aus, und das zeichnete sich ja ganz eindeutig schon während des Wahlkampfes aus, eine düstere Überraschung war es also nicht. Ein Grund sind wohl die politischen Evangelikalen, die in jüngerer Vergangeheit immer mehr an Einfluss in Lateinamerika gewonnen haben. Sie prägen mit ihrem konservativen Weltbild Debatten über Geschlechterrollen, Familienverhältnisse und Sexualität, und die Wahlempfehlungen ihrer Pastoren beeinflussen das Stimmverhalten der Wähler. Sebastian Grundberger, der Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Peru, beschäftigt sich schon länger mit dem Erstarken der Evangelikalen. Zur Frage, welche Rolle sie bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien gespielt haben sagt er: "Evangelikale bilden dort eine wichtige Wählergruppe: Ihr Bevölkerungsanteil liegt ungefähr bei 30 Prozent. Etwa zwei Drittel der Evangelikalen, die wählen gingen, haben in der Stichwahl für Jair Bolsonaro gestimmt, ein Drittel für seinen Kontrahenten Fernando Haddad. Ich würde nicht sagen, dass sie allein die Wahl entschieden haben, aber sie waren sicher ein wichtiger Faktor." Nun steht Brasilien vor einem Desaster, das möglicherweise auch innere Unruhen nach sich ziehen könnte, denn es gibt mit Sicherheit noch genügend Staatsbürger, die genauso fassungslos sind wie wir.