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Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

Ressourcen schonen, die Natur entlasten, Chancengleichheit fördern, das alles kann die Menstruationstasse Ruby Cup

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Tropical Freaks

Die Kaffee-TrinkerInnen entscheiden darüber, ob die 100.000 km² Kaffee-Anbaufläche ein naturnaher Lebensraum für Kolibris und viele andere Tiere ist -- oder Monokultur, die ohne Rücksicht auf die Umwelt billigen Kaffee produziert.

Kanwan

Rabenvögel

Text: Gudrun Kaspareit

Fotos: Conrad Franz

11.02. 2011

Rabenkrähe
(c) Conrad Franz Rabenkrähe

Zu den Rabenvögeln zählen Raben, Krähen, Dohlen, Häher und Elstern. Sie alle gehören, man mag es kaum glauben, zu den Singvögeln.
Jüngste Forschungen bescheinigen den Rabenvögeln eine sehr hohe Intelligenz. Sie gelten als ebenso schlau wie Delphine.
Sie können abstrakt denken.
Sie können vorausschauend denken.
Sie können Probleme lösen.
Sie können bewusst täuschen.
Sie können sich selbst im Spiegel erkennen.
Sie können sich in Artgenossen hinein versetzen.
Sie können Werkzeuge herstellen und benutzen.

Außerdem sind sie hoch soziale Tiere. (Keine Rabeneltern!)

Und...sie unterliegen dem Jagdrecht.

(Gudrun Kaspareit)

Rabenkrähe
(c) Conrad Franz Rabenkrähe

Mit freundlicher Genehmigung vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.


Rabenvögel – ungeliebte Singvögel
http://www.lbv.de/
Rabenvögel stehen im Zentrum öffentlichen Interesses: Keine andere Vogelfamilie stachelt derart Naturschützer, Gartenbesitzer, Landwirte und Jäger zu hitzigen Diskussionen an und wird so oft zu Unrecht zu Übeltätern abgestempelt.
Es wird oft behauptet, Rabenvögel - vor allem Elstern - hätten zugenommen, seien zur Plage geworden. “Ich sehe immer mehr Elstern in meinem Garten!” hören wir häufig von verärgerten Anrufern. Wissenschaftliche Er­hebungen ergeben jedoch keine Anhaltspunkte für eine generelle, weiträumige Zunahme der Rabenvögel. Trotz regionaler Zu- oder Abnahmen der Bestände ist die Gesamtpopulation der drei Arten in Mitteleuropa seit Jahren konstant. Wenn dennoch der Eindruck entsteht, gerade die Elster sei in den letzten Jahren häufiger geworden, dann hat dies verschiedene Ursachen. Zum einen haben sich Bestände aus der Agrarlandschaft, wo auch der Lebensraum der Elster immer mehr beschnitten wird, in den Siedlungsbereich verlagert. Zum anderen werden die Bestände der Elster oft überschätzt, weil die Zahl der Elsternnester mit der der Brutpaare gleichgesetzt wird. Elstern bauen fast immer mehrere Nester, nutzen aber nur eines zur Brut. Auch die Konzentration von Elstern und Krähen als Aasvertilger an Verkehrswegen spiegelt eine unrealistisch hohe Dichte vor.

Rabenvögel
Marco Barnebeck (Tele arco) /pixelio.de Kolkrabe

Erfolgreiche Selbstregulation


Gab es früher in der freien Feldflur mehr Rabenvögel als im Orts-/Stadtbereich, so hat sich das Verhältnis heute eher umgekehrt. Gerade die anpassungsfähige Elster nutzt den Schutz vor natürlichen Feinden, z.B. Habicht oder Sperber, sowie das höhere Nahrungsangebot (Abfälle, Unrat, Deponien, ...) in der Nähe des Menschen. Eine generelle Zunahme verzeichnet die Elster aber nicht - vielmehr reguliert sich die Population dank ihres ausgeprägten Territorialverhaltens selbst sehr effektiv: Die intensive Verteidigung des Brutreviers gegenüber Artgenossen verhindert eine zu große Brutdichte. Bei steigender Dichte müssen Reviere mit weniger gutem Nahrungsangebot, höherem Feinddruck usw. besetzt werden. Dort sinkt wieder der Bruterfolg. Vor allem den Bestand der Rabenkrähe regulieren auch innerartliche Nesträubereien durch nichtbrütende Tiere, so genannte Schwarmvögel. Auch die zwischenartliche Konkurrenz von Rabenkrähe, Elster und Eichelhäher trägt zum stabilen Bestandsniveau bei.
Große Schwärme - kein Anzeichen für eine Massenvermehrung
Außerhalb der Fortpflanzungszeit bilden Rabenvögel große Trupps zur gemeinsamen Nahrungssuche und nutzen gemeinsame Sammel- und Schlafplätze, wo sich Vögel aus weitem Umkreis einfinden. Solche auffälligen “Zusammenrottungen” verleiten zu der falschen Annahme rasanter Vermehrung. Bei den größten Schwärmen von schwarzen Vögeln, die vor allem im Winter bei uns auftreten, handelt es sich um Saatkrähen. Diese Vögel kommen aus Ost- und Nordeuropa zu uns und überwintern hier nur. Als Brutvögel sind sie sehr selten und in weiten Teilen Europas vom Aussterben bedroht.


Rabenvögel sind keine Lämmerkiller


Nur in sehr seltenen Einzelfällen attackieren und töten halbwüchsige Rabenkrähen bzw. Kolkraben neugeborene Lämmer. Meist haben es solche Vögel auf die Nachgeburt abgesehen und vergreifen sich dann auch an geschwächten Neugeborenen, die keine Lebenszeichen zeigen. Gerüchte, Rabenvögel wären in Schwärmen äußerst aggressiv und würden regelmäßig Schafe oder gar Menschen anfallen, sind völlig unrealistisch. Die er­wähnten Einzelfälle wurden von der Presse aufgebauscht und festigen zu Unrecht das schlechte Bild der Rabenvögel als hinterlistige Killer. Rabenvögel sind weder blutrünstig noch töten sie aus Vergnügen!


Ja: Rabenvögel fressen Kleinvögel. Aber: ...


Die Tatsache, dass Rabenvögel Nester von Kleinvögeln plündern, macht sie in weiten Kreisen der Bevölkerung unbeliebt. Der Anteil von Eiern und Jungvögeln am Nahrungsspektrum beträgt aber maximal 7%. Bei der Hauskatze sind das schon 35%! Die Hauptnahrung von Elster, Eichelhäher und Rabenkrähe besteht aus Früchten, Beeren, Samen sowie Insekten und anderen wirbellosen Tieren. Bei verschiedenen Untersuchungen in der freien Feldflur zeigte sich, dass auch in Gebieten mit großen Rabenvogelbeständen die übrige Vogelwelt je nach Le­bensraumangebot hohe Siedlungsdichten erreicht.
Von den Nesträubereien im Siedlungsbereich sind naturgemäß die häufigsten Singvogelarten (z.B. Amsel, Grünfink, Meisen) am stärksten betroffen. Gerde diese Arten erreichen hier aber zum Teil eine fünf- bis zehnfach höhere Siedlungsdichte als in Waldgebieten. An hohe Verluste ihrer Gelege und Jungvögel sind sie durch hohe Nachkommenzahlen und mehrere Bruten pro Jahr hervorragend angepasst.


Beispiel Osnabrück


Alle einschlägigen Daten und Untersuchungen belegen, dass die Verluste an Singvogelnestern durch Rabenvögel nicht zu einem wesentlichen Bestandsrückgang bzw. zu einer ernsthaften Bedrohung oder sogar zum Aussterben einer Vogelart führen. So wurde für ein ca. 24 km² großes Untersuchungsgebiet im Stadtbereich Osnabrücks während knapp zehn Jahren eine Zunahme des Elsternbestandes um 280% (von 60 auf 228 Brutpaaren) festgestellt. Trotz dieser massiven Zunahme trat keine Abnahme im Gesamtbestand der erfassten Stadtsiedler ein. Im Gegenteil, die Anzahl der brütenden Arten stieg sogar. Die Brutbestände von Rotkehlchen, Zaunkönig, Gimpel, Amsel, Ringeltaube und Kleiber nahmen deutlich zu, nur die von Buchfink und Grünling dagegen ab. Da Rabenvögel nicht auf bestimmte Singvogelarten als Beutetiere spezialisiert sind, kann die Abnahme der beiden letztgenannten Arten kaum der Elster angelastet werden.


Fazit: Rabenvögel dezimieren Singvögel oder auch Niederwild nie bis zur Bestandsgefährdung. Artensterben wird durch den Menschen verursacht. Den Rückgang der europäischen Vogelpopulationen verursachen primär Lebensraumzerstörung und Gifteinsatz.

Rechtliche Situation


Nach der EU-Vogelschutzrichtlinie sind sämtliche in der Europäischen Union vorkommenden Vogelarten einschließlich ihrer Eier, Nester und Lebensräume geschützt. Diese EU-Richtlinie setzen in Deutschland Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung in nationales Recht um. Ersteres lässt unter bestimmten Voraussetzungen “eine Ausnahme von dem grundsätzlich bestehenden artenschutzrechtlichen Verbot der Regulierung der nach dem Bundesartenschutzverordnung besonders geschützten Rabenvogelarten” zu. Nach dieser Regelung werden in Bayern bis heute jährlich rund 50000 Rabenvögel gejagt: 1992/93 wurden 18643 Elstern, 22508 Rabenkrähen und 25233 Eichelhäher geschossen. Im Juni 1994 wurden Elster, Eichelhäher und Aaskrähe in Anhang II/Teil 2 (jagdbare Arten) der EU-Vogelschutzrichtlinie aufgenommen. Dies eröffnet in Zukunft die Möglichkeit, diese Arten in Deutschland einer regulären Bejagung auszusetzen, wenn sie in den Katalog der jagdbaren Arten in §2 Bundesjagdgesetz aufgenommen oder explizit vom besonderen Schutz lt. Anlage 1 Bundesartenschutzverordnung ausgenommen werden. Letzteres würde den Ländern auch ohne Änderung des §2 Bundesjagdgesetz die Möglichkeit eröffnen, die Rabenvögel zu jagdbarem Wild zu erklären.

Elster
(c) Conrad Franz Elster

Nein zur Bejagung


Die Fragwürdigkeit der Abschüsse hat der frühere bayerische Landwirtschaftsminister Bocklet selbst in der Ant­wort auf eine Landtagsanfrage verdeutlicht: Als Schadwirkung der Rabenvögel konnte er nur geltend machen, dass “vereinzelt Eichelhäherschäden an Maiskulturen auf Feldern aufgetreten sind, die in Waldrandnähe liegen.” Dies kann wohl kaum als Berechtigung für den jährlichen Abschuss von ca. 25000 Eichelhähern herangezogen werden! Diese Zahl ist höher als die für jede andere Rabenvogelart und sucht, mit Ausnahme von Nordrhein-Westfalen, auch im Ver­gleich der Bundesländer ihresgleichen. Was führt dazu, dass die Häher dennoch in diesem Umfang verfolgt werden? Die vereinzelten Schäden in der Landwirtschaft treten gegenüber den unschätzbaren Diensten zurück, die er laut Aussagen von Forstleuten bei der natürlichen Verjüngung des Waldes durch das Vergraben von Eicheln und Bucheckern leistet, von denen er viele nicht wieder findet und aus denen schließlich junge Bäume aufgehen. Die Verjüngung des Waldes ist wiederum unabdingbare Voraussetzung für einen naturgemäßen Waldbau, dem ausdrücklichen Ziel der Staatsregierung. Die “Schäden” an der Singvogelfauna sind vernachlässigbar. Für die jagdliche Regulierung von Rabenvögeln besteht aus ökologischen Gründen folglich keine Notwendigkeit. Es bleibt also nur noch die Lust am Schuss auf diese attraktiven Tiere übrig. Diese “Begründung” kann aber nicht die Bejagung einer Rechtfertigen, die eine wichtige Funktion im Naturhaushalt erfüllt.


Schlussbemerkung


Gerhard Kooiker, der zehn Jahre lang den Einfluss der Elster auf die begleitende Kleinvogelwelt in Osnabrück untersucht hat, kommt zu dem Schluss, dass “das so genannte ‘Elstern-Singvogel-Problem’ ein psychologisches bzw. ein pädagogisches, aber kein ökologisches” ist. Für die Zukunft ist daher dringend eine sachliche Zusammenarbeit zwischen Jägern, Landwirten und Naturschutzverbänden erforderlich. Dazu gehört u. a. auch eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, die Bevölkerung auf die wirklichen Ursachen des Artensterbens aufmerksam zu machen und sie für einen umfassenden Lebensraumschutz zu gewinnen, der die Situation für Tiere, Pflanzen und letztlich auch für den Menschen verbessert.


http://www.lbv.de/index.php?id=985&schrift=

Eichelhäher
(c) Conrad Franz Eichelhäher

Interesse am www.ibv.de Vogelschutz in Bayern? Bitte Bild anklicken.

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Kommentare: 2
  • #1

    richter (Mittwoch, 04 Januar 2017 21:19)

    Der Beitrag ist an Einseitigkeit nicht zu überbieten !
    Rabenvögel sowie Greifvögel sind Nesträuber und die sind Jahre
    mit sehr hoher Sicherheit für den Rückgang der Singvogel -
    Population verantwortlich ! In spätestens 5 Jahre sind die
    Singvögel eine Seltenheit , dank dieser Politik !!

  • #2

    Gudrun (Donnerstag, 05 Januar 2017 06:29)

    Hallo richter
    seit Millionen von Jahren haben sich sog. Nesträuber und Singvögel im Gleichgewicht gehalten, erst menschliches Eingreifen in die Natur hat alles durcheiander gebracht. Der starke Rückgang der Singvögel, insbesondere der Bodenbrüter und der Insektenfresser ist wohl eher der intensiven Landwirtschaft und der frühen Mahd zuzuschreiben. Durch die vielen Insektizide, die versprüht werden, sterben die Insekten und mit ihnen die Insektenfresser. Die frühe Mahd im Jahr lässt Bodenbrütern keine Chance, ihre Nester werden geschreddert.
    PS die meisten Greife fressen in erster Linie Mäuse