Die nördlichste Flamingo Kolonie
Text: Gudrun Kaspareit
Fotos: Sven Bieckhofe
11.11.2016
In Vreden, im Zwillbrocker Venn, nahe der niederländischen Grenze gibt es seit 25 Jahren die nördlichste Kolonie wild lebender Flamingos. Stets Ende März schweben die etwa 40 Vögel ein, zurück aus ihrem Winterquartier, dem Volkerakmeer im Rhein Maas Delta, um hier im Zwillbrocker Moor ihre Jungen aufzuziehen. Kurioserweise sind einige Flamingos Mischlinge aus Chilenischen, Karibischen und europäischen Großen Flamingos. 2005 wurden erstmals Mischlinge erbrütet. Wo die Flamingos herkommen weiß niemand, möglicherweise sind es Zooausbrecher? Fest steht nur, dass die Jungen im nächsten Frühjahr wieder kehren, um ihrerseits Junge aufzuziehen. Es ist schon ein atemberaubender Anblick, in der norddeutschen Tiefebene, in der stillen Moorlandschaft, dem spiegelnden Wasser, wo Libellen glitzernd schweben, Nebel tanzen, Gänse rufen und Möwen kreischen, plötzlich Rosa Flamingos stehen zu sehen. Sie seihen Wasser durch ihre Schnäbel und bauen auf einer kleinen Insel Nester aus Erde und Schlamm.
Ich weiß jetzt schon, dass ich dieses idyllische Naturschutzgebiet besuchen werde, um vielleicht die Flamingos auch einmal selber zu sehen.
Erstaunlicherweise kommen die eher tropischen Vögel ganz gut mit dem Frost hierzulande zurecht, solange die Teiche, Seen und Moore nicht zufrieren. Schlimmer ist das mangelnde Nahrungsangebot im Winter. Sie ernähren sich von Plankton, welches hier wegen dem vielen Möwenkot reichlich vorhanden ist. Am Zwillbrocker Venn gibt es die größte innerdeutsche Lachmöwen Kolonie. Doch in den Wintermonaten, wenn das Wasser gefriert und es kein Plankton und keine Kleinkrebse mehr gibt, ziehen die Flamingos in ihr Winterlager, ins südwestliche Holland.
Die Flamingos sind zwar Neozoen, aber sie sind eine Bereicherung der heimischen Fauna. Sie verdrängen niemanden, stehlen keinen Lebensraum, sind auch keine Nahrungskonkurrenten.
Sie sind nur ein wunderschönes rosa Wunder.
Bilderstrecke: Sven Bieckhofe, Flamingos im Zwillbrocker Venn, Vreden
Zum Nachlesen: http://www.vogelundnatur.de/zwillbrocker-venn/
Eva (Sonntag, 11 Dezember 2016 17:57)
Das war aber mal eine gelungene „Rosa-Wunder-Überraschung“ für mich! Warum habe ich vorher noch nichts davon gehört? Und wie poetisch der atemberaubende Anblick in der norddeutschen Tiefebene beschrieben ist wenn man „in der stillen Moorlandschaft, dem spiegelnden Wasser, wo Libellen glitzernd schweben, Nebel tanzen, Gänse rufen und Möwen kreischen, plötzlich Rosa Flamingos sieht“. Und Sven Bieckhofe krönt den Text mit seiner herrlichen Bilderstrecke.