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Unter dieser Rubrik möchte ich künftig Produkte vorstellen, die sich durch besondere Nachhaltigkeit auszeichnen.

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Kanwan

Der Waschbär

Text: Gudrun Kaspareit

Fotos: Sven Bieckhofe

11.11.2016

Waschbär
(c) Sven Bieckhofe Waschbär

Ein niedlicher, kleiner maskierter Räuber, treibt in unseren Wäldern und nicht nur da, seit 70 Jahren sein Unwesen. Ob er nun von den Nazis ausgesetzt wurde, damit sie mehr zum Schießen hätten, oder ob er aus Pelzfarmen ausgebrochen ist, oder beides, weiß ich nicht genau. Aber Fakt ist, dass er sich seitdem prima vermehrt und ausgebreitet hat. Ursprünglich stammt der aus Nord Amerika. Er wohnt gerne in höher gelegenen Baumhöhlen, ist nachtaktiv und frisst was er so findet. Hauptsächlich Beeren und anderes Pflanzliches. Aber auch kleinere Tiere und Eier verschmäht er nicht.

Der Waschbär (Procyon Lotor) ist ein Vertreter der Familie

der Kleinbären und gehört zur Ordnung der Raubtiere. Charakteristische Merkmale des Kleinbären sind seine etwas gedrungene und bucklige Gestalt, die Gesichtsmaske mit einer über der Augenregion verlaufenden braunschwarzen Binde und der grau schwarz quergeringelte Schwanz.

Vielen, vor allem der Jägerschaft, ist er ein Dorn im Auge. Sie behaupten, er vermehre sich unverhältnismäßig, richte große Schäden an, übertrage Krankheiten und sei verantwortlich für den Rückgang der Bodenbrüter. Schon macht das böse Wort von der Ausrottung die Runde. Dabei haben seriöse Studien ergeben, dass er keinesfalls ein Faunenverfälscher ist und, seit immerhin 70 Jahren, keine nennenswerten Schäden angerichtet hat. 

Wer wissen will, was Faunenverfälscher sind, der richte seinen Blick auf Australien, wo ausgesetzte Kaninchen immensen Schaden anrichten, eingeschleppte Ratten, entlaufene Katzen oder auch die ausgesetzte Aga Kröte, den einheimischen Tieren sehr zu schaffen machen. 

Der Waschbär bei uns kann zwar zur Gefahr für Bodenbrüter werden, aber für den Rückgang der Bodenbrüter ist doch wohl eher die intensive Landwirtschaft mit ihren Spritzmitteln und der viel zu frühen Mahd verantwortlich. Auch die Tausenden Freigängerkatzen, die jagen was sie erwischen können, auch ohne Hunger, wie z.B. Bilche, Vögel, Amphibien, Eichhörnchen und vieles mehr sind schädlicher für die Natur, als die Waschbären. 

Apropos Eichhörnchen, auch sie sind Nesträuber, aber niemand käme auf die Idee, die niedlichen Kerlchen ausrotten zu wollen (naja, bis auf die Grauen Hörnchen in England). Auch die Behauptung, dass die Waschbären sich deshalb so stark vermehrt haben, weil sie hier keine natürlichen Feinde haben, ist falsch. In Nord Amerika haben sie ebenfalls kaum Feinde. 

 

Eine Studie weist darauf hin, dass es keinerlei Anzeichen dafür gebe, dass eine hohe Populationsdichte negative Effekte auf die Biodiversität eines Gebiets habe. Daher sei es „reine Spekulation“ und entbehre „jeder Seriosität“, wenn ohne vorherige wissenschaftliche Untersuchung ein kausaler Zusammenhang zwischen Waschbärvorkommen und dem Bestandsrückgang einer anderen Art in einem Gebiet hergestellt werde. Aus diesem Grund ist die Bekämpfung des Waschbären nach der Berner Biodiversitäts-Konvention abzulehnen, da diese besonders negative Auswirkungen eines Neozoons auf ein Ökosystem voraussetze (lt. Wikipedia).

 

Auch der NABU lehnt die Jagd auf Waschbären ab. Vor allem, weil zu hoher Jagddruck die Reproduktion steigert. Also genau gesagt, je mehr Waschbären getötet werden, um so schneller vermehren sie sich. (Das ist übrigens auch bei Füchsen und Wildschweinen so, trotzdem lassen sich die Jäger die Jagd nicht ausreden.) Dem Waschbären wird nachgestellt. Er wird geschossen, mit Fallen gejagt, besendert und ausgesetzt, damit er den Jäger zu seinen Artgenossen führt. Dabei ist es kaum möglich, Waschbären durch starke Bejagung dauerhaft aus einem Gebiet zu vertreiben. Vor allem, wenn sie es für einen guten Lebensraum halten. Sie können ihre Fortpflanzungsrate bis zu einer gewissen Grenze steigern. Auch wandern Tiere aus dem Umland in die frei gewordenen Streifgebiete ein. Junge Rüden reklamieren zudem kleinere Streifgebiete für sich als ältere, was einen Anstieg der Populationsdichte zur Folge hat. Die Kosten, um aus einem größeren Gebiet auch nur zeitweise alle Waschbären zu entfernen, übersteigen in der Regel die Kosten der durch sie verursachten Schäden z.B. in Haus und Garten, um ein Vielfaches. Ergo, ist die Jagd sinnlos.

Waschbär
(c) Sven Bieckhofe Waschbär
Kommentare: 8
  • #8

    Gudrun (Mittwoch, 28 März 2018 16:26)

    Vielen Dank für diesen konstruktiven Beitrag, lieber Herr Wackerbarth. Es wäre so schön, wenn man die Vögel schützen könnten, ohne die Waschbären (oder Katzen, Füchse usw.) ständig bekämpfen zu müssen. In einer intakten Natur regelt sich dies meistens von alleine, aber genau das ist ja das Problem, die Natur ist in Schieflage geraten

  • #7

    Rainer Wackerbarth (Sonntag, 25 März 2018 22:29)

    Neben den schon erwähnten Raubzeugschutz und Nistkästen mit Vorbau, -nach den Richtlinien des Nabu erstellt- hängen wir die Standardnistkästen im Wald etwa 50 cm vom Baumstamm entfernt an einen waagerechten Ast, mit einem zusätzlichen Draht zwischen Bügel oder hinteren Leiste versehen, damit der Kasten sich bewegt. Somit bietet sich dem Waschbär keine Angriffsfläche, weil er sich nicht festhalten kann an dem Nistkasten. Übrigens unser Pilotprojekt über das Erstellen von zusätzlichen Nisthilfen im Wald an Bäumen mit Naturhöhlen oder Baumstümpfen mit Löchern sowie Narben in Baumstämmen, die aber mit Kreativität und Fantasie nachbearbeitet werden mussten. MfG Rainer Wackerbarth

  • #6

    Rainer Wackerbarth (Samstag, 11 Februar 2017 00:05)

    Sehr geehrte Frau Kaspareit, ich habe weder von Jagd noch von Ausrottung geschrieben. Es war nur ein Zitat von mir. Fakt ist, dass die Waschbärpopulationen sich in wenigen Jahren verdoppeln. Gar nicht vergleichbar mit anderen Räubern oder Greifern. Von den Wissenschaftlern werden die Schäden in der Natur immer verniedlicht, d. h. es wurden bisher keine nennenswerten Schäden festgestellt. Wie will man diese bei allen freibrütenden Singvögeln feststellen, wenn man gar nicht weiß wo die Nester sich befinden. Durch das Anbringen von Nistkästen konnten wir den Waschbären als größten Feind ausmachen. Durch seinen ausgeprägten Geruchssinn ertastet er jeden belegten Nistkasten. Im Frühjahr bei eigener Welpenaufzucht ist das Nahrungsangebot spärlich. Um Milch zu erzeugen braucht dieser auch tierisches Eiweiß. Ab Juni findet er mit Beginn des ersten Obstes (Kirschen) einen reichlich gedeckten Tisch. Dann sind auch die meisten Vogelbruten durch. In unserem ländlichen Raum zwischen Kassel und dem Edersee findet er ein Eldorado an Lebensqualität vor, wobei er sich ungehindert fortpflanzen kann. Ich bin kein professioneller Wissenschaftler, aber ich habe seit dem Jahr 1985, seit dem ich mich mit höhlenbrütenden Singvogelarten beschäftige und Nistkästen aufhänge, große Erfahrungen über den oder die Waschbären gesammelt und weiß wo von ich spreche. Wir haben bei uns im letzten Jahr ein Pilotprojekt im Wald gestartet in dem wir zusätzlichen Brutraum für Höhlenbrüter geschaffen haben. MfG Rainer Wackerbarth

  • #5

    Gudrun (Dienstag, 07 Februar 2017 20:45)

    Lieber Herr Wackerbarth, wenn Sie meinen Bericht aufmerksam gelesen hätten, wüssten Sie, dass die Jagd sinnlos ist, weil sich die Waschbären um so mehr vermehren. Außerdem müssten Sie dann auch Eichhörnchen, Rabenvögel, Greifvögel usw. ausrotten, denn auch diese nehmen Nester aus. Der Waschbär lebt hier seit 70 Jahren und er hat sich das nicht ausgesucht, aber die Singvogelpopulation leidet erst massiv seit dem durch Spritzmittel verursachten Insektenschwund.
    MfG Gudrun Kaspareit

  • #4

    Rainer Wackerbarth (Dienstag, 07 Februar 2017 19:39)

    Jeder Wissenschaftler der Waschbärenforschung betreibt, müsste wissen wie gefährlich diese Räuber für unsere heimische Vogelwelt sind, es sei denn man verdient sein Geld damit. Ich habe sehr viele Vogelnistkästen im Wald in unserer Gemarkung aufgehängt. Hätten diese Kästen keine Schutzmechanismen oder keinen Vorbau, dann würde keine Brut dort ausfliegen.

  • #3

    Eva (Sonntag, 11 Dezember 2016 17:55)

    Danke, für die Vorstellung dieses niedlichen Tieres, das ja noch recht neu ist in unseren Breiten. Aber kaum hat es sich verbreitet, stehen die Jäger schon schussbereit, wie immer völlig sinnlos. Obwohl ein Waschbär in Gefangenschaft um die 20 Jahre alt werden kann, erreicht er in freier Wildbahn mal gerade knapp 2 bis 3 Jahre. Gönnt sie ihm doch bitte.
    Danke an Sven für die schönen Fotos!

  • #2

    Marion Hartmann (Freitag, 02 Dezember 2016 17:46)

    Ungeliebt ist er auch hier bei uns, denn er hält sich in den Gartenanlagen auf, die sich nahe am Auwald befinden.
    Dass er ein Schädling ist, wurde zweifelsfrei von den Gartenbesitzern festgestellt, allerdings.., wenn man nach den Schäden fragt, die ein Fangen und Erschlagen rechtfertigen, dann kommt da nichts rechtes an Fakten zusammen.
    Das Wort - Ausrottung - zu hören, ist stets ungeheuer traurig.
    Danke, liebe Gudrun, für Dein Engagement, das Thema Waschbär bewusst zu machen!

  • #1

    Erika (Freitag, 02 Dezember 2016 07:20)

    Northern Raccoon heissen sie auf Englisch. 2007 wurde eine Lizens zur Haltung von Waschbaeren in England aufgegeben. Problematisch werden die Kleinen,sobald sie geschlechtsreif werden. Das ist dann fuer unwissende Menschen der Moment, sie in die Wildnis zu entlassen. England mit seiner grossen Schar Jagdbesessener wird leider nur darauf warten, all diese entlassenen , verwilderten Tiere erschiessen zu koennen. Typisch englisch hat eine Londonerin, Kimberley Unger, mehrere Waschbaeren als Haustiere, mit denen sie spazierengeht. Ein Waschbaer wurde in einer U-Bahn schlafend gefunden.