Meine kleine Fledermaus
Text und Fotos: Gudrun Kaspareit
11.07.2020
Heute habe ich mal etwas sehr Schönes zu berichten. Ich fand eine kleine Fledermaus, die aufgeregt auf der Straße herumkrabbelte. Dank der geballten Informationskompetenz von Gudi Becker, Sybille Waibel und Olivier Fiechter wusste ich, dass es sich um das Junge einer Mückenfledermaus handelte und ich wusste auch, was zu tun ist. Ich nahm das etwa 2 cm kleine Ding mit nach Hause, allerdings nicht ohne vorher in der Zoohandlung noch schnell Mehlwürmer zu besorgen. Ich habe das kleine Tierchen für den Transport kurzerhand in meine ausgekippte Handtasche gesteckt. Zuhause hatte ich Mühe, den Mini in meiner Tasche wiederzufinden, so gut hatte sie sich in einer Stofffalte versteckt. Sie zog von der Tasche in ein kleines Pappkartönchen um, ausgelegt mit Frottee. Sie krabbelte an meinem Finger herum und meckerte die ganze Zeit. Sie machte keinerlei Anstalten zu fliegen. Die Flughäute waren in Ordnung, wie ich schnell kontrollierte. Auch ansonsten war das Tierchen sehr munter und sehr redselig. Ich bot ihr aus einer 2ml Sprize Wasser an, welches sie auch sogleich annahm und aufleckte. Dann probierte ich ihr einen Mehlwurm zu geben. Sie schnupperte interessiert und leckte daran, machte aber keinerlei Anstalten, ihn zu fressen. Also schnitt ich dem armen Wurm den Kopf ab und drückte ihn aus, ganz so wie ich es gelesen hatte. Diesen Brei bot ich nun der kleinen Fledermaus an und siehe da, sie fraß ihn gierig. Auf diese Weise vertilgte sie noch weitere 7 Mehlwürmer. Ich fand das ungeheuer beglückend. Jeder der schon mal einen kleinen Vogel aufgezogen hat, weiß, wie mühselig es ist ihm am Anfang Futter einzuflößen. Bei der Fledermaus funktionierte das sofort. Nun klappte ich den Karton zu und stellte ihn an einen ruhigen Ort. Meine Kleine sollte sich ausruhen. Für sie war der helle Tag ja Schlafenszeit. Am Abend gab es noch einen kleinen Snack und als die Dämmerung kam fuhr ich zu der Stelle, wo ich sie gefunden hatte. Dort an der Straße stand eine alte Eiche, vermutlich kam mein Tierchen von dort. Ich setzte es an den Stamm und hoffte, dass ihre Mutter sie dort abholen würde. Verloren gegangene Babys werden von ihren Müttern wieder eingesammelt. Die Mütter hören die Rufe ihrer Kinder und die Kleinen klammern sich wie Affenbabys am Bauch ihrer Mütter fest. Innerhalb von Minuten war mein Findelkind nicht mehr zu sehen. Klein wie es war und mit der braunen Tarnfarbe verschmolz es schnell mit der Umgebung. Es krabbelte in eine tiefe Furche in der Rinde und zudem noch unter einen Efeustrang. Weg war es. Nun hatte ich keinen Einfluss mehr auf sein Schicksal, denn ich würde es nicht, schon gar nicht am nächsten Tag, wieder finden. Ich hoffte also sehr, dass die Mutter es holen käme. Als ich vom Baum zurück trat, stolperte ich über eine ganze Menge abgeschnittener Äste. Jetzt wusste ich auch, wie das Kleine auf die Straße geraten war. Der Bauhof hatte das sog. Lichtprofil der Bäume an der Straße ausgesägt mit einem Seitenmähwerk. Dabei ist das Baby vermutlich auf die Straße geschleudert worden.
Ich blieb eine Zeit lang stehen und beobachtete den noch etwas lichten Himmel. Dort wo die Eiche stand war sie schon mit der Dunkelheit verschmolzen.
Tatsächlich – eine Fledermaus flatterte im Zick Zack um den Baum. Ich sah sie mehrmals. Dann flog sie zu dem Stamm und auch sie verschmolz mit der Dunkelheit. Ich möchte so gerne glauben, dass es die Mutter war und das sie ihr Kleines gefunden hatte und ich denke so unrealistisch ist das nicht. Als es vollkommen Dunkel geworden war, ging ich nach Hause.
Doris Grün (Samstag, 15 August 2020 17:23)
Danke für den ganz süßen Bericht ich hätte nicht gewusst wie man so mit einer kleinen Fledermaus umgehen muss. Schade dass so viel Wissen verloren gegangen ist