Ökologisch-präventiver Brandschutz
Text und Fotos: Markus Meyer
Fragen an: gartenarchitekt44@gmail.com
05.10.2020
Waldbrände und Feuersbrünste – die unterschätzten Herausforderungen der Zukunft Die Berichterstattung zeigt deutlich auf: es besteht akuter Handlungsbedarf. Die Bilder zu den gegenwärtigen Waldbränden und Feuerregimen weltweit zeigen nicht nur die Schattenseiten des von uns verursachten Klimawandels auf, sondern unterstreichen auch, dass es so nicht weitergehenkann. Wie wir alle weltweit inzwischen beobachten müssen, sind die Folgen nicht nur dramatisch und kaum mehr in Zahlen zu fassen, sondern regelrecht lebensbedrohlich. Allein im Jahr 2018 haben Waldbrände und Feuersbrünste (sowieandere Naturkatastrophen) in den USA einen physikalischen Schaden von über 400Mrd. Dollar verursacht - ganze Städte wurden teilweise und komplett zerstört – und dabei sind die mittelfristigen und langfristigen ökonomischen Folgen auf die Weltwirtschaft noch nicht berücksichtigt. Weltweit werden ca. 340 Mio. Hektaran Flächen, vor allem Vegetationsflächen, durch Waldbrände und Feuersbrünstevernichtet, jährlich! Unsere Erde ist aber endlich! Neben den unglaublichen ökonomischen und ökologischen Folgensind es die sozialen Auswirkungen, die Sorge bereiten sollten. Mehrere Tausende Menschen werden nicht nur „entwurzelt“, inzwischen kosten Waldbränden auch Menschenleben und zwar viele. Viel zu viele. Und diese Vielzahl an Toten sind schlichtweg – wie alle anderen Folgeerscheinungen -völlig unnötig. Leider ist es ja nicht so, dass sich die Klimaveränderungen stoppen werden, im Gegenteil: die klimatischen Bedingungen werden sich verschlimmern, Dürren, Murenabgänge, Regenergüsse, Orkane und Stürme, werden sich häufen. Dadurch erhöhen sich die Gefährdungsrisiken für Waldbrände und Feuerregime; ein Grund mehr, tatsächlich über botanisch-präventive Brandschutzmaßnahmen nachzudenken, anderen gedankliche Zugänge auch tatsächlich zuzulassen. Umso mehr, weil die Waldbrände und Feuersbrünste wandern, sie sind in Wohnsiedlungen, Gewerbegebieten, öffentlichen Räumen angekommen. Sie zerstören mittlerweile auch komplette Infrastrukturen, Lebenspunkte der Menschen, aber auch landwirtschaftlichen Flächen, die Böden und letztlich auch die Vegetationsflächen – also unser Ökosystem. Es ist also höchste Zeit, sich den Themen Waldbränden und Feuersbrünsten zu widmen, zumal wir allesamt Verursacher, aber auch Betroffene sind. Schließlich atmen wir alle oder? Die Notwendigkeit ergibt sich auch aus der Feststellung, dass Waldbrände und Feuersbrünste nicht nur in Wäldern passieren, sondern – wie schon erwähnt – in urbanen und ruralen Räumen. Handeln ist angesagt! Das Dilemma ist aber nicht erst vor ein paar Minuten entstanden. Die Entfremdung und Entkoppelung vom Menschen zur Natur sind schon älter. Forschungen und Entwicklungen gehen im Grunde seit der industriellen Revolution eine anti-ökologischen naturfeindlichen Pfad und genau diesen müssen wir auch real und wissenschaftlich verlassen, wenn wir unser Ökosystem wahren wollen. Mit Ignoranz und Respektlosigkeit lassen sich die klimatischenHerausforderungen nicht lösen, zumal vielen „Brandherden“ mit einfachenökologischen Maßnahmen präventiv entgegengetreten werden könnte – dabei hilftder Bezug zur Ökologie, zur Natur. Unsere Umwelt ist nicht unser Feind! Und unsere „Retter“ sind ja schon da, also bitten wir siedoch um Hilfe oder? „Pflanzen aller Landschaften vereinigt euch“ und helft uns, möge man der Pflanzenwelt zurufen, denn es sind die Pflanzen, die unser Dasein sichern. Vielleicht begleiten sie uns auf dem Weg von der Notwendigkeit (unserem Übel?) in die Freiheit oder Glückseligkeit? Schließlich waren es die Pflanzen, die vor uns den Planeten Erde besiedelten und es werden auch die Pflanzen sein, die nach uns noch diesen Planeten bevölkern werden. Meiner Ansicht nach sollte es doch die Maxime jeglichen Handelns sein, den Naturgesetzen folgend, die Rahmenbedingungen und Strukturen, dielebenserhaltend wirkend, mit Demut und Respekt zu begegnen und diese nicht zu zerstören? Pflanzen sind keineswegs langweilig und gefühlsarm. Hiermöchte ich meine Ausführungen mit einem Verweis auf Charles Darwin ergänzen, der als Naturforscher im 19. Jahrhundert beobachtete, dass sich Pflanzendurchaus „bewegen“ und im Umfeld der Pflanzen Prozesse stattfinden, die zeigten, dass Pflanzen keineswegs statisch und tot sind. Im Laufe vieler Experimente hatte Darwin (andere Botaniker später natürlich auch) nachgewiesen, dass die Evolution auch bei Pflanzen anzuwenden ist – denn offensichtlichkönnen sie „sehen“, wenn sie sich zum Licht neigen. Wir kennen das von denSonnenblumen (Helianthis anuus). Und im Gegensatz zu uns Menschen spielt Schnelligkeit keine Rolle. Unser Ökosystem ist seit vielen Millionen nicht nur existent, sondern auch in Bewegung. Die Anpassungsfähigkeiten der Pflanzen über viele Generationen hinweg unterstreichen eindrucksvoll, dass ein vitales Miteinander im Einklang der Natur durchaus sinnvoll und nötig ist. Naturgesetzeals kategorischen Imperativ anzuerkennen, würde auch den Menschen nicht nur vieles erleichtern, sondern auch ihr Überleben sichern. Warum also Pflanzen nicht als „botanische Brandmelder“ anerkennen und schauen, ob Veränderungen und Reaktionen bei Pflanzen noch vorder Entstehung von Waldbränden und Feuersbrünsten zu erkennen sind. Die Zellstrukturen bei Pflanzen sind breit gefächert aufgebaut, sie beinhalten Signalmoleküle, bestehen aus verschiedenen Proteinen und Zuckermolekülen, aus aufgelösten Gasen und Radikalen (wie Phosphor u.ä.) sowie Atomen. Allesamt Bausteine, die jegliche Temperaturänderung, Bodenzusammensetzung, Schwingungen, Mineralien- und Inhaltsstoffe bis hin zum Säuregehalt des Bodens registrierenund postwendend die gesammelten Informationen verarbeiten, indem Pflanzen ihre Form, ihr Verhalten, ihre Farbe usw. ändern. Offensichtlich ein Indiz, dass die Zellen in Pflanzen ein kollektives „Bewußtsein“ haben, sämtliche Informationen werden dezentral weitergeleitet und verarbeitet. Und zwar nicht nur intern, sondern auch nach außen. Wie gesagt, sie kommunizieren. In Form von verschiedenen optischen und chemischen Signalen– Akazien produzieren Pheromone, um ihre „Ruhe“ zu haben – geben sie ihre Informationen an andere Pflanzen oder auch Tiere weiter. Deshalb vermute ich, dass Pflanzen die Entstehung von Bränden und Feuersbrünste durchaus „riechen“ können und sehr wohl auch entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten können – nur: wir sehen das nicht! Oder sie „hören“ nahende Gefahren wie Hitze oder Trockenheit. Forscher haben nämlich bei Eichenwurzeln ein „Knacken“ in der Trockenperiode festgestellt. Da Hitze und Trockenheit sowie Dürren Waldbrände und Feuersbrünste begünstigen, macht es Sinn, diese Form der Sensorik näher zu betrachten und bei „landgestalterischen“Maßnahmen zu berücksichtigen; in Begleitung der Forschung, auch diese Schere klafft zu weit auseinander. Nicht wenige Pflanzenforscher und Ökologen sind der Meinung, dass es keineswegs darum geht, ob Pflanzen intelligent genug sind, mit den ändernden Umweltparametern zurechtzukommen. Im Gegenteil, gerade die Pflanzenwelt hat bis heute viele Millionen Jahre unter Beweis gestellt, dass sie es durchaus können. Die Frage ist eher, ob wir Menschen in der Lage sind, die Pflanzen zu verstehen oder für mich konkreter die Frage, ob wir Menschen generell irgendwann einmal in der Lage sein werden, die Pflanzen zu verstehen oder ist allgemein bekannt, warum die Brennnessel brennt? Oder woher wissen die Blumen, wann sie blühen sollen? Damit meine ich, dass Pflanzen durchaus „kommunizieren“, sie haben auf ihre Art Sinnesorgane, die sie offensichtlich effizienter und zielorientierter zum Überleben, zur Fortpflanzung, zur Regeneration einsetzen. Sie tauschen sich untereinander aus, die Nachrichtenübertragung innerhalb der Pflanzen, von den Wurzelspitzen bis hin zu den Blättern oder Blütenspitzen funktioniert – so stelle ich mir ein funktionierendes kollektives Bewußtsein vor. Auch der Austausch zur Umwelt läuft, Pflanzen nehmen durchaus wahr, was um sie herum passiert und reagieren entsprechend darauf. Bei Pflanzen handelt es sich keineswegs um einfache passive Organismen, sondern um dezentralisierte äußerst logische aktive Systeme oder Demokratien, die nicht nur sämtliche Umwelteinflüsse aufnehmen und verarbeiten können. Sie „erinnern“ sich auch. Aus diesem Grund „wissen“ Pflanzen auch, wann sie zu blühen haben, daher vermehren sie sich auch erfolgreich. Über vieleJahre hinweg haben sie sich Faktoren wie Licht, Kälte, Temperaturunterschiedeu.ä. eingeprägt und daraus die Lernerfahrungen zur Fortpflanzung für sichadaptiert. Pflanzen wissen vielmehr als wir Menschen gemeinhin denkenund wir sollten auf die Pflanzen „hören“. Die zukünftigen Herausforderungen,vor allem die Umwelt-Aufgaben, denen wir uns zu stellen haben, können wir nurmeistern, wenn wir die Lösungsvorschläge der Pflanzenwelt annehmen. Mithilfeder Pflanzen können wir Waldbrände und Feuersbrünste vermeiden oder zumindesteindämmen, Erosionen vorbeugen, Dürren und Trockenheiten kompensieren, Überhitzungen abbauen u.v.m. Ich denke, sie hat definitiv eine Überlebensstrategie entwickelt, die zumindest mich fasziniert und angesichts einer Lebenserwartungvon über 1000 Jahren kann man wohl nicht von einem Scheitern sprechen. Im Gegenteil: es sind vermutlich die dezentral aufgebauten, modular vernetzten Strukturen als ganzheitliche anarchistische (oder kommunistische) System, die den Pflanzen das Überleben sichert und die Vermehrung gewährleistet, sogar bei Hitze, Dürre und Feuer. Die Feuerbeständigkeit vieler Pflanzen gibt nach wie vor Rätsel auf. Es gibt Pflanzen, die Feuer lieben, Pflanzen, die Feuer ertragen und letztlich auch Pflanzen, die Feuer zur Fortpflanzung einfach brauchen. Es lohnt sich also, die Geheimnisse der Pflanzen zu entschlüsseln, um unser Ökosystem zu bewahren und botanische Methoden zu kreieren, um Naturkatastrophen wie Waldbrände zu vermeiden. Noch einfacher wäre es natürlich, Waldbrände erst gar nicht zu verursachen. Wie immer: Respekt, Demut und Dankbarkeit der Natur, der Pflanzenwelt gegenüber, wären für mich schon ein besonderer Klima- und Naturschutz. Nicht jammern, tun!!! Unten seht Ihr ein Foto zu einem Waldgebiet in der Nähe von Wien, allerdings habe ich ähnliche Bilder auch in Norddeutschland, in anderenRegionen Österreichs, sogar in Skandinavien, Norditalien, Frankreich und Polen sehen müssen - wir müssen handeln, alle!(Anmerkungen wie immer direkt via Email gartenarchitekt44@gmail.com oder hier, danke)