Ratgeber aus Botanien über Kräuter im Garten
Text: Markus Meyer
Fotos: Gudrun Kaspareit
28.05.2021
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Die Bedeutung des Kräutergartens als kleines Refugium für die Würz- und Heilkräfte der Natur hat schon sehr lange Tradition. Im Mittelalter hielt insbesondere in den Klostergärten das Wissen um
Anbau und Verwendung dieser Pflanzen in der Heilkunst Einzug. Später wanderten Petersilie, Ringelblume, Oregano und Konsorten über die Bauerngärten auch in die bürgerlichen Gärten. Im
deutschsprachigen Raum hatte die Kräuterverwendung zu Heil-Zwecken im 18. und 19. Jahrhundert (Samuel Hahnemanns und Sebastian Kneipps) ihre Blütezeit.
Die Bedeutung von Kräutergärten
In den heutigen Gärten sind die Kräuterecken oftmals nur sehr klein und artenarm, viele Menschen kennen als Würzkraut kaum mehr als Petersilie und Schnittlauch. Im Gegenteil, zuweilen werden
Heil- und Würzkräuter als „Un-Kräuter“ abgetan und verächtlich ignoriert. Mit dem Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung und den erbrachten Nachweisen bezüglich ihrer Heilwirkung mit ihren
Wirkstoffen gegen vielerlei Krankheiten, hat die Kenntnis um Anbau und Wirkungsweise dieser Pflanzen zugenommen, stellt aber bis heute eine Randnische dar.
Kräuter im eigenen Garten
Viele Hobby-Gärtner und Gartenbesitzer wissen teilweise gar nicht, welche Schätze, wie viele gängige Heilkräuter im eigenen Garten wachsen: Brennnessel, Beinwell, Johanniskraut, Spitzwegerich,
Löwenzahn, Baldrian, Königskerze, Ringelblume, Hopfen, Kornrade, Huflattich, Malven und Färberkamille und viele andere tummeln sich in den kultivierten Gärten der Gegenwart ohne grossartig
beachtet zu werden. Neben den unzähligen Heilkräutern finden sich dort auch Gewürzkräuter, die ebenfalls als Heilkräuter anzusehen sind, denn die meisten von Ihnen haben neben der Funktion, als
schmackhafte Bereicherung in der Küche zu landen, haben sie durchaus auch medizinische Eigenschaften. Nicht umsonst kursierte früher der Spruch, ein guter Koch sei gleichzeitig auch ein guter
Arzt.
Kräuter als „Gäste“
Ein Großteil dieser aromatischen Würz-Kräuter stammt aus dem mediterranen Raum oder aus dem orientalischen Raum, dementsprechend benötigen diese „Gäste“ einen sonnigen Platz im Garten. Hierbei
handelt es sich zum Beispiel um Salbei, Thymian, Schnittlauch, Lavendel, Petersilie, Anis, Fenchel, Oregano, Majoran, Basilikum, Rosmarin, Borretsch, Dill, Koriander, Lorbeer, Kresse, Knoblauch,
Ysop, Rauke, Weinraute, Eberraute, Melisse, Liebstöckel, Bohnen- und Bergbohnenkraut und Estragon.
Wie wir sehen, eine sehr vielfältige Palette, die uns die Pflanzenwelt zu bieten hat.
Einheimische Kräuter
Natürlich gibt es in unseren Breiten auch einheimische Kräuter, nur etwas spärlicher: Sellerie, Kümmel, Löffelkraut, Pfefferminze, Beifuß, Brunnenkresse, Sauerampfer und Pimpinelle gab es in
heimischen Gefilden im Grunde schon immer. Allesamt Würz- und Heilkräuter, die es gerne etwas kühler, feuchter und nicht ganz zu heiss und sonnig haben. Allerdings verschieben sich gegenwärtig
und auch in Zukunft die Klimazonen, dementsprechend werden sich auch die Standorte und demzufolge auch die Vegetation ändern.
Der Wunsch nach einer eigenen Apotheke im Garten ließe sich aufgrund des Angebots an Würz- und Heilkräuter sehr leicht realisieren, zumal diese Idee nun wahrlich nicht neu ist. Ähnlich einer
Wohnung kann auch der Garten eingerichtet und gestaltet werden, man kann ihn durchaus nach Themen ordnen: "Erkältungskräuter" wie Thymian, Salbei, Huflattich, Spitzwegerich, Malve, Veilchen und
Königskerze können dort neben "nervenberuhigenden Kräutern" wie Zitronenmelisse, Lavendel, Johanniskraut, Baldrian und Hopfen und "Magenkräutern" wie Wermut, Pfefferminze, Majoran, Ysop und
Kamille stehen. Und schon ist das Erste-Hilfe-Set fertig.
Pflanzenwirkstoffe in Kräutern
Die Auswahl an Pflanzenwirkstoffen unserer Heil- und Gewürzkräuter ist mannigfaltig und beeindruckend umfangreich: Mineralstoffe, ätherische Öle, Bitterstoffe, Vitamine, Gerb- und Schleimstoffe,
Glykoside, Alkaloide, Flavone, Saponine und Kieselsäure ergeben einen Cocktail, der reich an den heutzutage so gepriesenen sekundären Pflanzenstoffen ist. Dazu gesellen sich auch Botenstoffe, die
in Form von Düften durchaus wohltuend und gesund wirken.
Würz- und Heilkräuter produzieren chemische Substanzen, die krebs- und entzündungshemmend, nervenberuhigend, appetitanregend, entschlackend, krampflösend, wassertreibend, herz- und
kreislaufstabilisierend, magen- und darmstärkend, blutreinigend und antibakteriell wirken. Je nachdem, in welchen Kombinationen und Konzentrationen sie durch das jeweilige Kraut einwirken. Wir
können unsere Kräuter als Tee, Aufguss und Umschlag, als Badezusatz, in Salben oder frisch als Gewürz oder Salatpflanze in der Küche genießen.
Vorsicht Gifte!
Unsere Apotheke im Garten kann also erheblich zu unserer Gesundheit, zu unserem Wohlgefühl und natürlich auch zu unserer Ernährung beitragen, aber dennoch ist Achtsamkeit gefragt, denn einige
Pflanzen haben ihre eigenen Verteidigungsstrategien und Überlebensaktivitäten in Form von Giften entwickelt wie zum Beispiel der Eisenhut oder das Maiglöckchen.
Aber auch bei Petersilie, Waldmeister, Basilikum, Estragon und Anis gilt es, den Konsum auf ein geringes Maß zu beschränken. Bei der Petersilie ist der in allen Pflanzenteilen und besonders im
Samen vorkommende Petersilienkampfer Apiol in großen Mengen genossen giftig. Ähnliches gilt für den Waldmeister. Das in ihm enthaltene Cumarin wirkt in größeren Mengen leicht lähmend und
verursacht Übelkeit. Diese Substanz finden wir übrigens auch im Basilikum und Estragon.
Darüber hinaus sollten diese beiden Würzkräuter aber auch nicht für medizinische Zwecke in größeren Mengen und/oder über einen längeren Zeitraum verwendet werden, denn sie enthalten den Wirkstoff
Estragol, ein Wirkstoff, der im Tierversuch eine mögliche kanzerogene (krebsauslösende) Wirkung zeigte. Auch Anis soll offenbar eine ähnliche krebsauslösende Wirkung in größeren Mengen
haben.
Paracelsus sagte schon, "die Dosis macht das Gift", solange sich der verzehr und der Genuss an Kräutern in Grenzen hält, kommt die zuweilen sehr gesunde heiltherapeutische Wirkung bestens zur
Geltung. Also begrüßt die Welt der Kräuter mit offenem herzen und Demut, denn nicht vergessen: "Achtet auf die Pflanzen, denn sie wissen, was sie tun" - wie immer ein herzliches Dankeschön und
ich freue mich wieder auf respektvolle inspirierende Rückmeldung,
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Eva Schmelzer (Dienstag, 15 Juni 2021 20:53)
Herrlich! Als ob Markus Meyer (und natürlich Gudrun) gewusst hätten, wie hilfreich dieser überaus ausführliche Artikel für mich im Moment ist, genauer gesagt, für meinen Sohn, der in seinem Naturgarten große Areale in sonnigen und schattigen Lagen für Kräuter einrichten will! Vielen Dank!