Grünes Land ist lebensbejahendes Land
Text und Fotos: Markus Meyer
Fragen an: gartenarchitekt44@gmail.com
06.10.2020
Grünes Land ist lebensbejahendes Land – Ein wiederholter Aufruf wider dem Versiegelungswahn!!! Seit Jahren schreibe und referiere ich immer wieder über die Notwendigkeit von grünen Flächen, über Begrünungen in urbanen und ruralen Räumen, über die phantastischen Fähigkeiten und Talente von Pflanzen, die wir durchaus annehmen sollten und sinnvoll für lebensbejahende Maßnahmen einsetzen könnten. Trotz der permanenten Warnsignale, die uns – und zwar weltweit – die Natur in Form der unterschiedlichsten Gefahren wie Dürren und Überhitzungen, Überschwemmungen und Erosionen u.v.m. scheint der „homo ignorantus“ einfach nicht dazu lernen zu wollen. Mich irritiert es nach wie vor, dass nicht nur das ökologische Gleichgewicht durcheinandergeraten ist, sondern auch die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Handlungsmaxime in eine völlig paradoxe Richtung, nämlich in die falsche, verläuft. Je „gescheiter“ und „technik-affiner“ der Mensch zu werden scheint, desto mehr verbaut er sich offensichtlich selbst den Zugang zum Reich der Freiheit, wo er doch hin wollte oder nicht? Es ist doch der Mensch selbst, der unter dem Versieglungswahn oder dem Betonisierungswahn leidet oder? Das „Steinisieren“ unseres Lebensraumes an sich ist schon völlig abstrus, aber noch weniger verstehe ich die negativen Reaktionen auf die wenigen Menschen, die eben gegen diese Praktiken vorgehen, weil sie einfach atmen, einfach leben wollen. Laut einer Studie des Bundesumweltamtes in Österreich werden täglich ca. 13, 5 ha Grünland versiegelt bzw. verbaut. 13, 5 ha? Tagtäglich? Wollen wir diesen Irrsinn wirklich? Offenkundig ja, sonst würde es ja nicht passieren – Lebensfreude sieht für mich anders aus. Es verwundert mich auch nach wie vor, dass der Weg zu tollen Erkenntnissen wie die Akzeptanz und der Respekt gegenüber den Pflanzen als unsere „Seelentröster“, unseren „Lebensspender“, offensichtlich immer „steiniger“ wird. Gerne hätte ich gewusst, wie der „homo ignorantus“ Plato folgend aus der Welt des Scheins geführt werden kann und mit dem wahren Sein vertraut gemacht werden kann. Das Leben ist doch viel mehr als eine Idee oder? Inzwischen ist es wohl unbestritten, dass wir eine Erderwärmung haben, dass nicht nur Fauna und Flora, sondern auch der Mensch an sich mit den veränderten klimatischen Veränderungen zu kämpfen hat. Alles ändert sich, kann durchaus Angst machen, birgt aber auch Chancen. Umso wichtiger wäre es, die Gedankenmodelle, die Lebensmuster einer Überprüfung zu unterziehen und den bewegten Gegebenheiten anzupassen, nur: warum geschieht das nicht? Warum wird über den Verlust an Vegetationsflächen gejammert und dennoch besticht der Städte- und Wohnungsbau mit einem Flächenverbrauch (besser: -verlust), der in keiner Weise der wachsenden Bevölkerung gerecht wird. Stadt- und Raumplanern fehlt es an Konzepten, Lebensideen und/oder ökologischem Bewusstsein, sehr zu unserem eigenen Nachteil. Wie ich schon sagte, es müssen die Aufgaben und Themen der Zukunft botanisch gedacht und gelöst werden. Glaubt mir und wenn nicht mir, dann wenigstens den Pflanzen, denn sie wissen, was sie tun. Wir brauchen die Grünflächen! In Form von Dach- und Fassadenbegrünungen, als urbane Inseln, Parkanlagen, Waldgesellschaften oder wie auch immer. Wir brauchen die Pflanzen, da sie uns nicht nur ernähren und heilen, sondern auch schützen – und sie zeigen uns, wie „Leben“ geht. Sogar einige Versicherungen haben inzwischen erkannt, dass Pflanzen durchaus als Prävention von Naturkatastrophen wirken können – also? Schon Sokrates sagte, dass „richtiges Handeln aus der richtigen Einsicht erfolgt….. Grundbedingung für einen guten Zustand der Seele ist“, eine gesunde Seele stellt für mich die Basis für ein gesundes Leben dar – das weiß ich aus eigener Erfahrung. Gesunde Umwelt = gesunde Seele!! Es ist schlichtweg respektlos, wie wir mit dem Planeten umgehen, auf dem wir alle nur zu Gast sind, denn: “ Unrecht tun ist schlimmer als Unrecht erleiden.“ (noch einmal Sokrates) Pflanzen als essbare Kühlsysteme, gesunde grüne Wände, Natur- und Wildschutzoasen, botanische Düfte als Wellness-Inseln, Bäume als Sonnenschirme, Nachgärten auf den Dächern, viele botanische Ideen und Vorschläge gäbe es, die wir nur annehmen müssten – gerne helfe ich dabei!!! Natürlich erhoffe und erwarte ich mir, dass nicht nur ein paar wenige, vor denen ich ehrfurchtsvoll den Hut ziehe, chapeau!!, sondern viele Menschen, am besten alle, auch diejenigen, die Entscheidungen treffen, innehalten, nachdenken und dann entscheiden – und zwar für das Atmen und Leben. Ein Paradigmenwechsel quer durch alle Fronten und Gesellschaftsebenen ist meiner Ansicht eine Grundbedingung für das Fortbestehen unserer Art, denn die „intelligenten Wesen“ werden überleben. Ehrfurcht und Demut als Reiseproviant, Mut zum Umdenken, Lust auf Leben und dann kann die botanische Reise losgehen. Denn es sind die Pflanzen, die wir als Reisebegleiter brauchen. Das ist meine persönliche Hoffnung, wohl wissend, dass solange ein Anwalt mehr verdient als eine Krankenschwester, ein Auto wichtiger ist als ein Baum und Ökologie als Schulfach (am besten schon eine Einführung dazu im Kindergarten) nicht etabliert ist, diese Hoffnung als Bedingung menschlicher Existenz (Hesiod) ein Blase ist….aber sie ist es auch, die bekanntlich zuletzt stirbt. (Cicero) Wie Ihr seht, ich meine es ernst, unsere Situation wird nicht besser, also tut. Und ich bohre weiter, weil ich muss und auch nicht anders kann!!! Und noch einmal möchte ich darauf hinweisen, dass sich Klima- und Naturschutz nicht nur lohnt, sondern auch rechnet. Allein ein schön klimafitter Zürgelbaum (Celtis occidentalis) als Schattenspender hält länger, ist „günstiger“, zerstört keine Umwelt bei seiner Entstehung und kühlt besser als ein Sonnenschirm – und er kann sogar Photosynthese!!! Abschließend wieder in eigener Sache: Am 18. August 2020, 20 Uhr, gibt es wieder ein Radio-Interview auf Radio OkiTalk, mit dem Titel: „Botanischer Weckruf Teil 3: Botanische Lösungen gegen Naturgefahren“ Die anstehenden Aufgaben der Zukunft können wir nur botanisch lösen, nicht technisch!!! Unten könnt Ihr sehen wie zum Beispiel eine entspannte, erfrischende Mauer- und Fassadenbegrünung ausschauen kann, daneben ein Beispiel dafür, wie es eigentlich nicht ausschauen sollte. Es gäbe so viel sinnvollere Lösungen, einfach tun und wenn die nötigen Kenntnisse fehlen, einfach fragen.