Tipps für´s Pilzesammeln
Text und Fotos: Jürgen Engelmann
05.09.2019
Liebe Waldfreunde, besonders, liebe Pilzfreunde.
Ein langer, aber sehr wichtiger Text über den Umgang mit Pilzen.
Ich sehe mich aus gegebenem Anlass herausgefordert noch einmal, auch bedingt durch die Jahreszeit, einige wichtige Hinweise zum Umgang mit den in der Natur vorkommenden Pilzen zu machen.
Die sogenannte Pilzsaison ist in vollem Gange, obwohl es das ganze Jahr hindurch essbare Pilze zu finden gibt, auch im Winter bei Frost und Schnee. Das nur nebenbei.
Wer Pilze sucht und sich nicht sicher ist, welche essbar sind, hat zwei sichere Möglichkeiten, sich nicht zu vergiften. Entweder stehen lassen oder 2-3 Exemplare dem Pilzberater vorzustellen. Wichtig ist, der gesamte Pilz, einschließlich der "Wurzel" wird für eine Bestimmung benötigt. Den Pilz also am unteren Stielende greifen und vorsichtig herausdrehen. Ist der Boden zu fest, dann mit dem Messer nachhelfen. Nicht mehr als 3 Exemplare von jeder unbekannten Art zur Beratung mitnehmen. Der Berater ist nicht dazu da, eure Pilze zu sortieren.
Ein irreführender Satz, den ich sogar schon in Bestimmungsbüchern las, ist der: "Nehmen sie nur die Pilze mit, die sie ganz genau kennen." Jeder kennt den Fliegenpilz....mehr brauche ich dazu nicht zu sagen.
Hört nicht auf die sich erstaunlicherweise am Leben erhaltenen Märchen aus "prähistorischer" Zeit. Wie, wenn eine Schnecke den Pilz frisst, ist er nicht giftig, oder wenn du einen Löffel in die kochenden Pilze hältst und er wird nicht blau, sind sie essbar. Alles Unsinn, der sogar zum Tode führen kann.
Pilze bitte stets in luftdurchlässige Behältnisse sammeln.
Keineswegs in Plastiktüten. Durch den Druck des Gewichtes entsteht Wärme, die über einen kurzen Zeitraum chemische Prozesse auslöst und die Pilze ungenießbar macht. Wir sprechen dann von einer indirekten Pilzvergiftung.
Ich rate davon ab, Bestimmungsbücher über den Verzehr entscheiden zu lassen. Viele Pilzarten haben Doppelgänger, die sich äußerlich in nichts unterscheiden. Selbst der Mykologe benötigt ein Mikroskop um sie anhand der Sporen zu unterscheiden.
In jedem Jahr gibt es eine Reihe Pilzvergiftungen mit tödlichem Ausgang. Gründe sind Leichtsinn, Überheblichkeit, Bequemlichkeit. Sollte sich wider Erwarten jemand vergiften, sofort den Arzt informieren und das Erbrochene aufbewahren. Am Erbrochenen kann ein Mykologe sehen, welche Pilze gegessen worden sind. Und daraus wiederum kann der Arzt geeignete Maßnahmen einleiten. Keine Milch trinken, wie oft geraten wird.
Noch ein letztes Wort zu den Bildern. Wenn jemand ein Bild hochlädt und wissen möchte, um welchen Pilz es sich handelt, wer es weiß, kann es gern sagen. Aber bitte, bitte keine Auskunft über die Verwertbarkeit. Damit kann man sich, wenn die Aussage ernst genommen wird und falsch ist, strafbar machen und dem Anderen Leid zufügen.
Ich beantworte gern noch Fragen. Sonst würde das hier zu weit führen. Als Ergänzung noch ein paar Fruchtkörper von Pilzen.
Ihr könnt die Bilder vergrößern, wenn Ihr drauf klickt.
Bild 1 zeigt den Samtfuß-Rübling. Essbar Wächst nur im Winter bei Frost an Weichholz, wie Weide oder Pappel.
2 ist der Strubbelkopf - ungenießbar
3 Totentrompete - essbar
4 Spitzmorchel - essbar, geschützt
5 Grünblättriger Schwefelkopf - giftig
6 Grauer Wulstling - essbar. Doppelgänger Panterpilz - giftig
7 Espen Rotkappe
8 Schwefelporling, jung essbar, wenn er noch weich und saftig ist.
9 Stockschwämmchen, essbar aber mit tödlich giftigem Doppelgänger, dem Nadelholz-Häubling.
10 Grünspan-Träuschling, essbar
Engelmann (Mittwoch, 30 Oktober 2019 01:57)
Vielen Dank, liebe Erika. Pilze haben mich bereits als Kind interessiert. Ein weites spannendes Feld. Als Forst-Lehrling wurde das Wissen um sie konkreter. Und die Mitarbeit in einer Fachgruppe Mykologie hat die Kenntnisse noch erweitert. Es gibt Dinge im Leben, die einen nicht loslassen. Dazu gehört bei mir die Beschäftigung mit den Pilzen. Und weil ich weiß, dass sich jedes Jahr Menschen durch Leichtsinn vergiften, auch mit tödlichem Ausgang, habe ich diese Hinweise geschrieben. Vielleicht bewahren sie den einen oder anderen vor Schaden.
Erika (Montag, 23 September 2019 20:56)
Lieber Juergen, es ist fantastisch, dass Du uns mit Deiner Pilzkenntnis so helfen kannst. Fuer mich standen Pilze immer im Zusammenhang mit dem grossen Besitz der Fuerst Otto von Bismarck- Familie, die den riesengrossen Sachsenwald schon frueh der Oeffentlichkeit fuer Erholung, und Wandern freigab.
Ich war besonders fasziniert vom Hallimasch, der immer in kleinen Gruppen wuchs. Meine Mutter putzte die Pilze und erklaerte mir, welcher Reichtum im Wald wuchs, und dass wir alles als Festessen geniessen sollten.
Erst spaeter lernte ich, dass Pilze mt ihrem Myzel in Verbindung zu Baeumen wuchsen. Von seiner leucht funktion ls ich erst kuerzlich. Der Hallimasch scheint aber besonders geschickt zu sein: um recht weit verbreitet zu werden, lockt sein Duft Insekten an. Ich ahnte nicht, dass er auch schaedlich sein konnte, weil er sich ins Holz hinein-frass.
Pilzgerichte blieben immer Erinnerung an unser gemeinsames Sammeln und Geniessen.