Wieder mal ein eindrucksvolles Beispiel, was Liebe zur Natur, harte Arbeit und der Wille schaffen kann. Hier wurde der Natur und den Tieren ein Refugium zurück gegeben. Wegen dem große Engagagement und die Zähigkeit sich nicht durch all die Rückschläge entmutigen zu lassen, ist ein kleines Paradies entstanden. Dafür kann man Jörg Neef nicht genug danken!
Die Wiesenaufforstung
Text und Bilder Jörg Neef
Vor zwölf Jahren mussten wir entscheiden, was wir aus unseren Wiesen machen wollten (insgesamt 5,4 ha). Bis dato waren sie an unsere Agrargenossenschaft verpachtet, aber von ihrer Seite bestand kein wirkliches Interesse mehr daran. Da ich gelernter Forstwirt bin und in einer Familie aufwuchs, die schon immer mit dem Wald und der Forstwirtschaft verbunden war, reifte die Idee, diese Flächen aufzuforsten. Von der Agrargenossenschaft gab es keine Einwände, im Gegenteil, wir bekamen sogar Unterstützung und dadurch hörte ich erstmals von der Möglichkeit der Förderung bei ökologischer Waldmehrung.
Also starteten wir die Unternehmung. Zuerst ging es zur Forstdirektion, dann zur Gemeinde und auch zur unteren Naturschutzbehörde. Ich hatte eigentlich ein gutes Gefühl, immerhin wollten wir ja etwas für die Umwelt und die Natur tun, aber da hatte ich nicht mit den Beamten der Naturschutzbehörde gerechnet.
Von der Forstdirektion und der Gemeinde gab es keine Einwände, im Gegenteil, hier war man von unserem Vorhaben begeistert und wir bekamen jeweils das Einverständnis. Nur von der Unteren Naturschutzbehörde gab es Einwände. Bei einer Begehung der vorgesehenen Wiesen, kam plötzlich der Einwand, bei einer davon würde es sich um eine Trockenwiese handeln und diese wäre schützenswert und somit eine Aufforstung nicht möglich, maximal eine Streuobstwiese könne man sich vorstellen, was aber bei einer richtigen Trockenwiese eher kontraproduktiv gewesen wäre. Mir blieb regelrecht die Spucke weg, vor allem nachdem der Herr vom Naturschutz die zweite Fläche gar nicht erst in Augenschein nahm und dort sofort das O.K. zur Aufforstung gab.
Nun muss man sagen, dass diese Wiese eine Südhanglage hat und regelmäßig gemäht wurde, dadurch wurden durch die Traktoren immer wieder Teile der Grasnarbe ausgefahren und es entstanden relativ trockene Bereiche, hier wuchsen aber keine besonderen, schützenswerten Pflanzen, wäre dies der Fall gewesen, hätten wir hier natürlich auf unser Vorhaben verzichtet. Von Seiten der Behörde wurden uns keinerlei geschützten Pflanzen genannt, die hier angeblich wachsen sollten. Nun wohnt zufällig ein Phytopathologe in unserem Dorf und mit seiner Hilfe haben wir dann sämtliche auf der Wiese vorkommenden Pflanzen bestimmt und so konnten wir nachweisen, dass es sich hier definitiv um keine Trockenwiese handelt. Daraufhin bekamen wir dann, eher widerwillig, das O.K. von der unteren Naturschutzbehörde und nun konnten wir endlich loslegen.
Im April 2002 viel der Startschuss, die Förderbescheinigungen waren da, ein Forstunternehmen für die Pflanzung und den Zaunbau war auch gefunden, aufgrund der Flächengröße hätten wir das niemals alleine geschafft. Nun ging es also los, die Baumarten waren zu vor gemeinsam mit dem Revierförster festgelegt wurden und auch deren Aufteilung auf die Flächen. Wir hatten uns für die Rotbuche, die Traubeneiche, die Gem. Esche, die Winterlinde, den Bergahorn, die Gem. Fichte, die Europ. Lärche, die Weißtanne und auch die Douglasie entschieden. Wir wollen einen gesunden Mischwald erziehen und uns nicht auf die reine Holzproduktion ausrichten.
Da es schon relativ spät im April war, wurde erst mit der Pflanzung begonnen und der Zaunbau auf später verschoben. Das Wetter passte, also ging es mit der Rotbuche los. Alles lief gut, doch als wir am nächsten Morgen auf die Fläche kamen staunten wir nicht schlecht, über Nacht war das Schwarzwild zu Besuch und bei ihrer intensiven Nahrungssuche hatten sie einen Großteil der frisch gepflanzten Bäumchen einfach wieder ausgegraben. Also wurden diese noch einmal eingepflanzt und ich machte mich sofort auf den Weg und klapperte alle Friseursalons der Umgebung ab und besorgte mir abgeschnittenes Haar, um damit das Schwarzwild für wenigstens ein paar Tage von der Fläche fernzuhalten, was auch gut funktionierte.
Die restliche Pflanzung klappte gut, der Zaun wurde aufgebaut und das Wetter machte keine Probleme. Es dauerte gar nicht lange und die ersten Blätter begannen zu treiben, es war ein unbeschreibliches Gefühl, als alles langsam grün wurde und die Hoffnung war groß, dass unser Vorhaben funktionieren würde. Doch im Mai und Juni bekamen wir dann eine extrem heiße und trockene Phase, ich glaube gut 4 Wochen und dort wo gerade noch frisches Grün war, vor allem bei den Rotbuchen, aber auch bei den Douglasien, Weißtannen und selbst zum Teil bei der Traubeneiche, war plötzlich vieles braun und vertrocknet. Uns stockte der Atem, wir waren regelrecht verzweifelt, hatten wir etwas falsch gemacht? Nach der Begehung mit dem Revierförster war dann aber schnell klar, es lag nicht an den Pflanzen oder an der Pflanzung, das viel zu trockene und heiße Wetter war schuld. Wir verblieben so, dass wir bis zum nächsten Frühjahr abwarten wollten, um sehen zu können, was überhaupt noch überlebt hatte. Zum Glück waren diese Schäden nur auf einer unserer Flächen, die mit der Südhanglage, so extrem aufgetreten. Die andere Fläche war relativ gut davon gekommen.
Im nächsten Frühjahr konnten wir dann das ganze Ausmaß der Schäden sehen, bei der Rotbuche hatten wir gut 60% Ausfall, bei der Weißtanne und der Douglasie sogar bis zu 70%. Die Traubeneiche lag schätzungsweise bei 20 bis 30%, also alles in allen doch ganz schön heftig. Nach Rücksprache mit unserem zuständigen Revierförster stellten wir dann den Antrag auf Baumartenwechsel für die Nachbesserung im folgenden Jahr. Für die Rotbuche wollten wir Traubeneiche und ansonsten auf die Europ. Lärche zurück greifen.
Also besserten wir wie schon geschrieben aus, in der Hoffnung, dass es nun funktionieren würde, aber die Natur hatte das leider nicht so vorgesehen. Nach den zwei teils sehr trockenen Sommern und recht milden Wintern kam es danach zu einer Mäuseplage, welche über 3 Jahre sehr extrem anhielt und sich dann langsam aber sicher verabschiedete. Die von Anfang an aufgestellten Sitzkrücken für die Greifvögel und vor allem der sehr fleißige Fuchs haben uns sehr bei der Bekämpfung der Mäuse sehr geholfen, und sicher einen Totalausfall, vor allem bei der Rotbuche, verhindert. Alles zusammen hatte dann aber doch zum Erfolg geführt, jedoch war wieder unsere Fläche mit der Südhanglage besonders stark betroffen.
Nun hieß es wieder nachbessern, denn der größte Teil der bereits nachgebesserten Bäumchen war jetzt von den Mäusen abgefressen, vor allem durch die Kurzschwanzmäuse (Wühlmäuse), welche auch vor größeren Bäumen keinen Halt machen und so mussten vor allem Buchen, Traubeneichen und Lärchen, daran glauben. Nun setzten wir auf den Bergahorn, später auf die Winterlinde, denn der Bergahorn wurde auch sehr gern von den Mäusen besucht.
Zwischenzeitlich begann auf unserer anderen Fläche, welche sich viel besser entwickelte, das Eschentriebsterben. Zuerst wusste keiner was mit den Bäumen los war, immer im zeitigen Frühjahr stellten sich braune bis schwarze Triebe ein, die dann vertrockneten. Später bildeten sich Verletzungen, Risse in der Rinde und später bildeten sich Nekrosen. Die ersten Eschen starben ab und anfangs konnte uns nicht einmal der Revierförster sagen, was mit den Bäumen los ist. Ich dachte erst, es handelt sich um Spätfrostschäden, aber mittlerweile wissen wir, dass es sich um das Eschentriebsterben handelte. Gegen diese Pilzkrankheit kann man nichts unternehmen, wir können nur abwarten und hoffen, dass so viele wie möglich gesund bleiben und resistent sind. Es gibt solche Bäume, aber es sind höchstens 20% bis 30%, der Rest ist mehr oder weniger stark geschädigt. Hier wollen wir in diesem Frühjahr mit Roterle und Gem. Fichte nachbessern auch um noch absterbende Eschen zu kompensieren.
Nach 11 Jahren intensiver Arbeit, sehr viel Nachbesserung, Mäusebekämpfung, regelmäßiger Kulturpflege und Zaunreparatur konnten wir im Jahre 2011 die erste Fläche, 2,7 ha, vom Wildschutzzaun befreien. Hier ist inzwischen ein widerstandsfähiger Mischwald entstanden, obwohl Rehe, wie auch Wildschweine immer wieder einen Weg durch den Zaun gefunden hatten und teilweise in einer einzigen Nacht die nachgepflanzten Weißtannen komplett verbissen hatten. Die hier anfallenden Nachbesserungen sind nur noch gering. Die Bäumchen werden mit Verbissschutzmittel gegen das Rehwild geschützt.
Unsere Problemsüdhangfläche benötigt noch bedeutend mehr Hilfe, hier werden wir in diesem Frühjahr noch einmal gut 1000 Bäume nachbessern, dieses Mal versuchen wir es mit Schwarz- und Waldkiefer
für die trockenen Ecken, sowie Europ. Lärche und Winterlinde. Die Winterlinde hatte ich hier schon vor 3 Jahren probehalber gepflanzt und da diese sehr gut anwächst, sie ist recht
anspruchslos und vor allem bei sämtlichen Mäusearten sehr unbeliebt, was ich schon auf unserer anderen Fläche bemerkt hatte. Hier sind die Rotbuchen und Lärchen in der direkten Nachbarschaft
stark geschädigt worden, aber bei der Winterlinde wurde nicht eine einzige Pflanze angefressen.
Alles in allem denke ich, können wir stolz auf unseren Wald sein, es ist nicht immer einfach gewesen und war mit viel Arbeit verbunden, aber wenn man das Resultat sieht, dann weiß man wofür man die ganze Energie aufgebracht hat und weiterhin aufbringen wird.
Jörg Neef
Dagmar Herrmann (Donnerstag, 28 November 2013 09:08)
Ich bewundere mit welcher Geduld und Einsatzbereitschaft ihr das geschaffen habt. Es ist so wichtig für uns alle, dass Grünflächen, vor allem naturbelassene, und Wald weiter bestehen bleiben können. Die Schönheit der Natur ist "Götterspeise" für unsere Seele. Gerade für mich als Städterin ist jede erhaltene (von entstehenden kann ja kaum die Rede sein) ein Segen.
Jörg Neef (Freitag, 12 April 2013 22:51)
Danke für Deine super Arbeit Gudrun! Morgen früh geht es ganz zeitig ab in die Baumschule und das Wochenende ist dann mit Bäume pflanzen ausgebucht, endlich ist passendes Wetter. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich doch einmal Gedanken über eine mögliche Aufforstung machen, es müssen nicht immer große Flächen sein, klein Vieh macht auch Mist! Jeder gepflanzte Baum ist wichtig, es muss nicht gleich ein ganzer Wald sein.
Gudrun Kaspareit (Freitag, 12 April 2013 12:45)
Lieber Jörg, vielen Dank für Deinen Bericht und Dein gutes Beispiel!