Die Fuchsjagd
Text: Gudrun Kaspareit
Fotos: Gudrun Kaspareit, Olivier Fiechter, Erika Bulow Osborne
28.10.2020
Es wird immer mehr Menschen klar, sogar einigen Jägern, das die Fuchsjagd keinen Wert hat. Egal, wie viele Füchse getötet werden, sie können Verluste stets ausgleichen. Auf hohe Todeszahlen reagieren Füchse, wie auch andere Wildtiere, mit erhöhten Vermehrungszahlen. Sie passen sich an alle Lebensräume an und besiedeln sogar die Städte. Sie sind klassische Kulturfolger und echte Opportunisten. Das einzige was die Jäger, welche Füchse schießen, erreichen ist eine lokale Mäuseplage, denn die Füchse sind die eifrigsten Mäusejäger. Ehe die Fuchspopulation sich erholt, haben die Mäuse sich stark vermehrt und die Landwirte rufen nach Mäusegiftködern, um die sog. "Schadnager" zu bekämpfen.
Leider sterben an diesen Giften auch die letzten Feldhamster und alle, die Mäuse fressen, z.B. Bussarde.
Jäger haben in jahrelanger Propagandaarbeit den Fuchs zum Schädling stilisiert. (Hauptsächlich um die in Volieren gezüchteten Fasane und Rebhühner zu schützen, die fast zahm, kurz vor der Jagd ausgesetzt werden.)
Füchse als Krankheitsüberträger.
Sie, die Jäger, sprechen dabei gerne von Tollwut. Allerdings gilt Deutschland seit 2008 als tollwutfrei. Das ist also eine Lüge. Auch der Fuchsbandwurm sei eine Gefahr. Der Fuchsbandwurm wird von Hund oder Katze auf den Menschen übertragen, wenn diese infizierte Mäuse fressen. Ein Grund mehr, die Füchse, die Mäuse jagen zu lassen. Weniger Mäuse, weniger Infektionsquellen.
Kranke Füchse
Bei hoher Populationsdichte, würden Füchse auch selber krank werden.
Hier wiederum ist meistens die Staupe gemeint. Füchse würden sehr unter der Staupe leiden, deshalb sollte es nicht so viele Füchse in einem Revier geben, denn die Staupe ist hochansteckend.
Aber sorry, das klingt ähnlich dumm, als wenn man sagen würde: weil es schlimme Erkrankungen gibt ( Pest, Ebola oder so) müsse man die Populationsdichte der Menschen in einem bestimmten Gebiet vorsorglich reduzieren. Also sinngemäß, weil ein Fuchs krank werden KÖNNTE, sollte man ihn vorsorglich erschießen.
Füchse als Jagdkonkurrenz
Füchse würden Bodenbrüter, Rebhühner und Hasen, allesamt gefährdete Arten, den Gar ausmachen. Tatsächlich aber, wie schon erwähnt, jagen die Füchse in erster Linie Mäuse. Das Verschwinden von Hasen, Rebhühnern und anderen Bodenbrütern ist Hauptsächlich der intensiven Landwirtschaft zu verdanken, den Insektiziden, der Flurbereinigung - und der Jagd. Denn obwohl Hasen und Rebhühner gefährdet sind, werden sie weiterhin von Jägern erschossen.
Füchse haben in Deutschland und den meisten europäischen Ländern keine Schonzeit, d.h. sie dürfen das ganze Jahr über gejagt werden. Sogar die kleinen Welpen dürfen getötet werden.
Jäger sind auch noch aus einem anderen Grund ganz versessen darauf Füchse zu schießen. Sie, die Füchse, sind schlau und schwer zu erwischen. Deshalb ist es für den Jäger ein besonderes Jagderlebnis einen Fuchs erwischt zu haben.
Allein in Deutschland werden nach offiziellen Zahlen der Jagdverbände jedes Jahr etwa 600.000 Füchse erschossen, in Fallen gefangen oder anderweitig von Jägern getötet. In Österreich belaufen
sich die sogenannten jährlichen "Fuchsstrecken" derzeit auf etwa 60.000 Tiere, in Großbritannien sind es im Schnitt 200.000.
Damit ist die Jagd die bei weitem häufigste Todesursache für Füchse - Kugel, Schrot und Schlagfalle sind Studien zufolge je nach Gebiet für 56 bis 80 Prozent der jährlichen Fuchsmortalität
verantwortlich.
Die Fuchswochen
Anfang des Jahres, während der Ranz (Paarungszeit der Füchse), wenn die Füchse unaufmerksam sind, finden die sog. Fuchswochen statt. Da werden die Füchse noch intensiver als sonst bejagt mit allem was zur Verfügung steht. Man nutzt hier nicht nur die Unachtsamkeit der paarungsbereiten Tiere aus, sondern nimmt darüber hinaus billigend in Kauf hochträchtige Tiere oder gar Elterntiere zu töten. Im Jahresverlauf gesehen töten Jäger in der Paarungszeit die meisten Füchse.
Schliefanlage
In sog. Schliefanlagen werden Jagdhunde dazu ausgebildet, den Fuchs aus dem Bau vor des Jägers Flinte zu treiben. Diese Abrichtung erfolgt an lebenden Füchsen, die eigens für dieses Zweck gefangen wurden. Die Schliefanlage selber besteht aus einem System von Betonröhren, durch das der abzurichtende Hund den Fuchs jagt. War die Ausbildung erfolgreich, wird der "Übungsfuchs" getötet.
Die Gründe für die Fuchsjagd sind vielfältig, wie beschrieben. Aber der Hauptgrund ist Freude und Lust an der Jagd – hunderte von Jagdberichten, die in Büchern und Jagdzeitschriften veröffentlicht werden, stilisieren die Fuchsjagd mit Flinte oder Falle zu einem unglaublich erregenden Erlebnis empor. Insbesondere die winterliche Ansitz- oder Lockjagd zur Paarungszeit sowie die Baujagd finden sich immer wieder in den literarischen Ergüssen schreibender Waidmänner. Wer sich dafür interessiert, entdeckt beispielsweise im Forum der Jagdzeitschrift Wild und Hund einen reichen Fundus entsprechender Beispiele.
(Quellen: Parin, P. (2003): Die Leidenschaft des Jägers. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg. Longrigg, R. (1975): The History of foxhunting, Macmillan. Cartmill, M. (1993): Tod im Morgengrauen. Artemis & Winkler, München. Sowie die großen deutschsprachigen Jagdzeitschriften, z.B. "Wild und Hund", "Jäger", "Die Pirsch", "Deutsche Jagd Zeitung" oder "Unsere Jagd" nebst den dazugehörigen Webpräsenzen.)
Von Einem, der versuchte einen Fuchswelpen zu retten
Diese Geschichte ist sehr, sehr traurig. Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Die Frau, die den Fuchs gefunden hat, hätte sich schneller um Hilfe bemühen müssen.
Aber was wirklich schlimm ist , sind die Wildhüter, hüten heißt behüten. Aber sie behüten nicht, sie sind so schiessgeil, dass sie der Tierärztin ihre Spritze missgönnen und das Tierkind lieber
selber abknallen wollen. So etwas werde ich niemals verstehen.
Jedes Lebewesen hat per se ein Recht auf sein Leben - ohne Unterschied. Alle.
Oder wie Albert Schweitzer sagte: " ich bin Leben, das leben will, unter Leben das leben will. "
Aber hier kommt die Geschichte:
" Vor vor 3 Tagen bekam ich einen Anruf, man hätte einen Fuchswelpen gefunden und ob ich helfen könne. Sie, die Finderin, möchte damit nicht zum Jagdaufseher, da er ihn eh erschiessen würde. Was ich da noch nicht wusste, dass sie den Fuchswelpen schon mehrere Tage hatten und Katzenfutter verfüttert hatten, statt Welpenmilch. Dann kam der Kleine zu mir und zu meiner Freude war er doch scheinbar gut beisammen, trotz dem vielen Katzenfutter. Auch von Flöhen, Zecken oder gar Räude war nichts zu sehen, ein kleiner Rüde wie er schöner nicht sein konnte, abgesehen von der Katzenstreu die überall in seinem Fell klebte, da er in einer Katzenkiste gewesen ist. Nach dem Baden, anfänglich zögerlich und dann mit voller Wonne, strahlte sein Fell wieder richtig fuchsfarbig. Die Welpenmilch wurde mit Heisshunger angenommen.
Gestern versuchte ich ihn dann zur Wildstation zu bringen, wo ich immer mit Wildtieren hingehe. Ich wurde abgewiesen, da es sich um ein Tier handelte, das gejagt werden darf. Bum, das saß.
Anschliessend versuchte ich mit etwa 30 Anrufen bei Tierparks und Institutionen, die sich mit Wildtieren befassen, den Kleinen unterzubringen, doch niemand hatte Interesse daran, ihn aufzunehmen.
Dann plötzlich ein Anruf von der Wildhut, sie seien informiert worden, dass ich einen Fuchs bei mir hätte und nach einem Platz suche. Das sei Wilderei und nicht tiergerecht, so dass ich zweifach
angeklagt werden würde. Da ich abstritt, einen Fuchs zu haben und sagte, dass ich nur erfahren hätte, dass irgend jemand einen Fuchswelpen hätte, aber ich noch nicht wüsste wer es sei, gabs erst
einmal Ruhe.
Leider hat dann der Kleine am Nachmittag plötzlich angefangen zu husten und hatte ein komisches Bellen, so dass ich gleich zur Tierärztin fuhr mit ihm. Doch da wurde mir mitgeteilt, dass sie
keine Wildtiere verarzten dürfte. Wenigsten hat sie ihn dann doch noch untersucht und fest gestellt, dass es ihm den Magen verdreht hatte mit dem ganzen Katzenfutter darin und sie nichts mehr für
ihn tun könne. Aber ehe sie ihn einschläfern konnte, musste ich die Wildhut nochmals anrufen und sagen, dass er jetzt bei mir sei, aber nicht mehr lebensfähig wäre. Der Wildhüter meinte dann, er
käme vorbei und würde ihn erschiesse. Nach längerem hin und her und div. Belehrungen von Amts wegen, erlaubte er mir doch, zu einem Tierarzt zu gehen, um ihn einzuschläfern. Aber auch erst mit
dem Druck, dass ich es veröffentlichen würde, mit allem drum und dran. Danach wurde der Kleine dann eingeschläfert. Ich nahm ihn anschließend mit nach Hause und habe ihn heute Morgen im Garten
beerdigt.
Sicher, den ersten großen Fehler hatte die Finderin gemacht, als sie ihm Katzenfutter gab, statt Welpenmilch. Aber auch der ganze Paragrafendschungel mit allen Gesetzten und Vorschriften, ist
schon der Wahnsinn. Die Sturheit der Beamten, die ihn lieber erschießen wollten, war einfach zum Kotzen. Das war leider einer meiner schlimmsten Tage in den letzten Jahren."
Eva Schmelzer (Montag, 16 November 2020 16:50)
Mein tiefes Mitgefühl gilt den Menschen, die solche Erlebnisse hatten wie in diesem Bericht beschrieben. Es ist eine Schande, dass die Jäger immer noch so eine starke Lobby haben. Man spricht in der Öffentlichkeit selbstverständlich nicht von Schießvergnügen oder Blutlust, nein: man hört vom Schutz des Niederwildes, der Tollwutbekämpfung, vom Fuchsbandwurm oder der Räude... Es scheint, müssten wir ihnen dankbar sein, den Hegern und Pflegern, weil sie uns beschützen vor der unbändigen Gefahr, welche vom tiefen, düsteren Wald ausgeht, weil sie – natürlich immer für uns – angeblich das gesamte ökologische Gleichgewicht in der Waage halten.
Aber die Wahrheit ist: Wo Füchse nicht bejagt werden, leben sie in stabilen Familienverbänden zusammen, in denen nur die dominante Füchsin Junge bekommt. Dadurch ist die Vermehrungsrate bei einem Minimum an sozialem Stress gering; die Fuchspopulation bleibt auch ohne Bejagung auf konstantem Niveau. Greift nun jedoch der Mensch mit Flinte und Falle in die Fuchspopulation ein, brechen diese Familiengemeinschaften auseinander und nahezu jede Füchsin wird trächtig. Außerdem zeigt sich, dass auch die Anzahl an Welpen pro Wurf in bejagten Gebieten deutlich höher ist. Insgesamt ergibt sich dadurch in Jagdgebieten eine drei- bis achtmal höhere Fortpflanzungsrate als in fuchsjagdfreien Regionen. Starke Bejagung treibt also lediglich die Geburtenraten in die Höhe, ohne den Fuchsbestand tatsächlich zu reduzieren. Besonders deutlich zeigt dies ein Blick in die europäische Vergangenheit: In den 1970er und 1980er Jahren griff man zu extremsten Mitteln bis hin zur Vergasung ganzer Fuchsfamilien im Bau, um Füchse zur Bekämpfung der Tollwut zu dezimieren. Nach fast zwei Jahrzehnten intensivster Fuchsbekämpfung gab es jedoch mehr Füchse als je zuvor, und die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Tollwut hatte weiter zugenommen. Erst durch den großflächigen Abwurf von Impfködern aus Flugzeugen konnte die Tollwut besiegt werden.
Trotzdem sind es gerade die Jagdverbände, die auch heute noch jede Gelegenheit nutzen, um Panik vor der Tollwut oder auch dem Fuchsbandwurm zu verbreiten – ungeachtet der Tatsache, dass Deutschland seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut ist. Erkrankungen am Fuchsbandwurm sind bei Menschen extrem selten: Deutschlandweit erkranken daran pro Jahr etwa 30 Menschen. Das sind deutlich weniger, als durch Blitzschläge oder Jagdwaffen zu Schaden kommen.
Otto (Montag, 16 November 2020 04:56)
Hallo Frau Kaspareit,
schon seit langen lese ich Ihren Newsletter mit all den Themen die auch mich sehr interessieren. Ich freue mich jedes Mal, wenn wieder ein neuer in meinem Posteingang eingetroffen ist. So auch dieses mal.
Besonders betroffen, war ich über die beiden Beiträge über die Fuchsjagd und Hasenjagd, obwohl ich seit langen über Auswüchse der Hobbyjagd Bescheid weiß.
Wir wohnen etwas außerhalb und freuen uns über jedes Tier das wir noch beobachten können. Noch vor wenigen Jahren, konnten wir von unserer Terrasse aus viele Hasen, Rebhühner, Fasane und mit etwas Glück auch mal einen Fuchs beobachten.
Mittlerweile ist von den Tieren so gut nichts mehr zu sehen. Ab und zu mal ein Feldhase. Trotzdem rückt jedes Jahr im November eine Horde Hobbyjäger mit Jagdhunden an um eine Treibjagd zu halten. Was sich da abspielt, ist nichts für schwache Nerven.
Kaum ein Tier wird sicher getroffen, es ist einfach unmöglich ein flüchtendes Tier, das auch noch Haken schlägt, sicher zu treffen. Trotzdem wird drauf gehalten. Ein angeschossener Hase schreit wie ein kleines Kind. Angeschossene Tiere werden von den Jagdhunden regelrecht zerrissen.
Ich habe schon öfter versucht, mit den Jägern zu reden, aber ich wurde nur ausgelacht und es wurde gesagt, ich soll mich nicht lächerlich machen. So müssen wir hilflos zuschauen, wie unsere letzten Wildtiere dahingemetzelt werden.
Rechtlich kann man dagegen auch nichts machen, denn das alles ist erlaubt.
Vor zwei Jahren im Frühjahr beobachteten wir jeden Tag in der Abenddämmerung eine Fuchsfähe mit ihren drei Jungen bei der Mäusejagd. Wir freuten uns jeden Tag, wenn die tapsigen kleinen Welpen aus dem Rapsfeld auftauchten, und wir ihnen beim Spielen zuschauen konnten.
Eines Tages hörten wir um fünf Uhr morgens mehrere Schüsse. 200 Meter von unserem Haus befindet sich ein nämlich ein Hochsitz. Die Füchse haben wir nie mehr gesehen.
Ich denke, es ist sehr wichtig, die Öffentlichkeit über all diese Grausamkeiten zu informieren, denn viele Menschen sehen in diesen kranken Lusttötern immer noch den Heger und Pfleger.
Hier noch ein link der zeigt, wie krank diese Menschen sind:
https://www.facebook.com/dierenradar/videos/2143267782634956/