Die großen Raubtiere sind zurück in Europa
Text und Fotos: Gudrun Kaspareit
23.01. 2015
Wolf, Bär und Co.
Ähnlich wie die wieder angesiedelten Wisente und Biber, die sich zu stabilen Populationen entwickelt haben, gibt es auch wieder stabile, sogar wachsende Populationen von Bären, Wölfen und Luchsen in Europa. 17000 Bären, 12000 Wölfe und 9000 Luchse leben wieder hier, auch außerhalb von Schutzgebieten und in der Nähe von Menschen. Insgesamt beherbergt Europa z.B. mehr als doppelt so viele Wölfe, wie Amerika und das obwohl Europa doppelt so stark besiedelt ist, trotz der alten Feindschaft und Rivalität von Menschen und Raubtieren. Aber es macht sich auch eine bessere Akzeptanz in der Bevölkerung bemerkbar, außerdem greifen die diversen Schutzmaßnahmen.
Das gibt Hoffnung, das Großraubtiere und Menschen sogar auf stark besiedelten Kontinenten koexistieren können.
Der Wolf und das Schaf
Gerne schimpft der Schafhalter auf den Wolf, aber 200 Wolfsrissen stehen stehen 4000 durch falsche Haltung verendete Schafe gegenüber (z.B. in der Schweiz). Sie verhungern, verheddern sich in Zäunen, stürzen von Felsen oder Klippen und verdursten. Schlechte oder fehlende Behirtung ist Schuld. In den Medien erfährt man davon nichts, hat aber ein Wolf ein Schaf getötet, gibt es einen großen, blutrünstigen Artikel in der Presse.
Dabei haben sich Herdenschutzhunde bestens bewährt, um eine Schafherde vor dem Wolf zu schützen. Aber wer schützt die Schafe vor den Menschen?
Wolf und Mensch
Längst hat der Wolf große Anpassungsfähigkeit bewiesen,
er lebt seit langem an Stadträndern in Rumänien. Auch am Stadtrand von Rom gibt es seit langem Wölfe. Dennoch sind Straßen, Autobahnen und Bahnschienen für Wölfe, so wie für alle Wildtiere gefährlich. In unserer zersiedelten Landschaft gibt es immer wieder für das Tier tödliche Unfälle.
Menschen gegenüber ist der Wolf sehr scheu und zieht sich lieber zurück , anstatt die Konfrontation zu suchen. Seit der Wolf sich wieder ausgebreitet hat in Europa ist kein Fall bekannt, in dem ein Wolf einen Menschen verletzt hätte.
Die Beziehung von Mensch und Wolf, oder auch Bär, ist widersprüchlich. Zum einen fürchtet man so ein starkes Raubtier, auch als Jagdkonkurrenten, zum anderen bewunderte man aber auch gerade dessen Eigenschaften, wie Kraft und Ausdauer, was sich zum Beispiel in vielen Familienwappen niederschlägt.
Karsten Dörfer (Dienstag, 03 Februar 2015 12:50)
Liebe Frau Kaspareit,
ich habe eine Frage. Sie schreiben: "Insgesamt beherbergt Europa z.B. mehr als doppelt so viele Wölfe, wie Amerika und das obwohl Europa doppelt so stark besiedelt ist, trotz der alten Feindschaft und Rivalität von Menschen und Raubtieren." Nun gibt es allerdings in den USA (incl. Alaska) ungefähr 10.000 bis 13.000 Wölfe, für Kanada werden sie laut U.S. Fish and Wildlife Service auf ca. 50.000 geschätzt.
Für "Amerika" wären das also mehr als 60.000 Wölfe! Beziehen sich Ihre deutlich anderen Zahlen
vielleicht auf den folgenden Satz: "For example, Europe hosts twice as many wolves (>11,000) as the contiguous United States [~5500 wolves (11)], despite being half the size (4.3 million km2 versus 8 million km2) and more than twice as densely populated (97 inhabitants/km2 versus 40 inhabitants/km2)." aus dem Artikel "Recovery of large carnivores
in Europe’s modern human-dominated landscapes"?
Der Begriff "contiguous United States" bezieht sich ausschließlich auf die 48 Staaten südlich von Kanada, also ohne Alaska. Insofern müsste Ihre Aussage etwas anders formuliert werden, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.
Freundliche Grüße
Eva Schmelzer (Montag, 02 Februar 2015 14:49)
Das stimmt doch alles in allem positiv! Hoffen wir, dass sich das Bewusstsein der Bevölkerung weiterentwickelt, dass diese Tiere zu unserem Lebensraum gehören, eine ungeheure Bereicherung sind, dass sie die dummen Ängste verlieren und erkennen, dass ein hin und wieder eventuell gerissenes Schaf nicht rechtfertigt, diese Raubtiere zu verbannen. Wenn in der Massentierhaltung eine Krankheit ausbricht, müssen Tausende Tiere getötet werden.
Trotz des drohenden „Ausverkauf des Waldes“ haben sich die Umweltbedingungen in Deutschland im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten offensichtlich verbessert, zumindest nicht verschlechtert. Wasserläufe, einst aufwendig begradigt, werden nach und nach renaturiert. Biotope entstehen, Natur- und Artenschutzprojekte haben Hochkonjunktur. Auch die Jagd ist besser reguliert. Die Tiere werden nicht mehr systematisch von Menschenhand dezimiert. Kurz: Die Lebensbedingungen haben sich also für viele Tierarten verbessert, sodass sie sich nach langer Abwesenheit wieder bei uns ansiedeln können. Nun muss sich noch die Freude darüber verbreiten.
Eine weitere gute Nachricht kommt aber auch aus der Vogelwelt: Immer mehr und mehr Arten kommen von alleine wieder nach Deutschland zurück. Zum Beispiel kehrt der Schwarzstorch kehrt allmählich aus Osteuropa zurück, in fast allen Bundesländern haben sich wieder Brutpaare angesiedelt. Auch verschiedene bislang verschwundene Spechtarten sind wieder bei uns vertreten. An ihnen zeigt sich, dass auch die heftigen Stürme, die ganze Waldstücke niederreißen, ihre guten Seiten haben, denn im Totholz vermehren sich die Borkenkäfer, die eine Leibspeise der Spechte sind. Naturschützer fürchteten lange Zeit um Kraniche und Seeadler, die akut vom Aussterben bedroht waren. Mittlerweile gibt es wieder einige Seeadler in Mecklenburg-Vorpommern und in der Oberlausitz. Und auch die Kraniche erobern wieder neues Terrain. In Ost- und Nordeuropa wurden ihre Bestände nie so stark dezimiert wie bei uns. Auch die Umwelt hat sich dort weniger stark verändert. Jetzt haben sich die Kraniche so stark vermehrt, dass sie sich neue Lebensräume in Deutschland erschließen. Jetzt liegt es an uns Menschen, alle diese Heimkehrer willkommen zu heißen!