Mehr Schutz für Schweinswale
TExt: Gudrun Kaspareit
27.01. 2017
Die vom Aussterben bedrohten Schweinswale in der Ostsee sollen besser geschützt werden, da es nur noch ca. 500 von ihnen gibt. Schweden richtet zwischen Öland und Gotland ein Schutzgebiet ein, das 1 Million Hektar umfassen soll. Dies wird das größte Schutzgebiet Schwedens. Das ist besonders wertvoll, da hier die Schweinswale, die einzige heimische Walart, ihre Kinderstube haben. Sie treffen sich hier zur Paarungszeit und um ihre Jungen zu gebären. Nun sind sie hier gegen Lärm und vor Fischernetzen, in denen sie oft genug als Beifang landen, geschützt.
Im Rahmen eines Forschungs-Projekts werteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstmalig nach zweijähriger Aufzeichnung Echoortungslaute von Schweinswalen in der gesamten Ostsee aus, um abschätzen zu können, wo und wie viele Schweinswale noch in der Ostsee vorkommen. Dabei zeigte sich, dass südlich der schwedischen Insel Gotland offenbar ein wichtiges Fortpflanzungsgebiet der Ostsee-Schweinswale liegt.
Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund führt seit 2002 in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Studien zum Echoortungsverhalten und Vorkommen der Schweinswale in der Ostsee durch. Ein aktueller Beschluss des Deutschen Bundestages ruft auf, die Arbeiten des akustischen Monitorings zum Schutz der Ostseeschweinswale auch in Zukunft fortzusetzen. Die Pionierarbeiten in Stralsund von 2002 bis 2007 hatten bewiesen, dass diese Methode zur Erfassung von Schweinswalbeständen in Gebieten mit nur wenigen Tieren besonders gut geeignet ist. Dadurch konnte das SAMBAH-Projekt mit EU-Geldern (Life+) und vom Bundesamt für Naturschutz finanziert und erfolgreich durchgeführt werden.
Schweinswale müssen, als Säugetiere, regelmäßig zum Atmen an die Oberfläche. Leider haben sie sich immer wieder in Stellnetzen verfangen und sind ertrunken, da sie diese schlecht orten konnten. Sogar oder auch gerade, wenn sie durch sog. Pinger davon abgehalten werden sollte. Sie gerieten durch die Pinger in Panik und schwammen in benachbarte Netze.Das neu entwickelte, programmierbare Warngerät PAL („Porpoise ALert“) kann hier Abhilfe schaffen. Es erzeugt naturgetreue Kommunikationssignale und regt die Echoortung der Tiere an.
PAL imitiert die Warnlaute der Tiere auf der Frequenz von 133 kHz. Das ist die Tonhöhe, welche Schweinswale für Ultraschallorientierung und Kommunikation nutzen. Freilandversuche zeigen, dass die Kleinwale darauf mit einer verstärkten Echoortungsaktivität reagieren. Dies ermöglicht es den Tieren, die gefährlichen Netze rechtzeitig wahrzunehmen. Dabei erhöhen sie den Mindestabstand zur Schallquelle nur um rund 20 Meter – sie werden also nicht aus ihrem Lebensraum vertrieben. Im Gegensatz dazu können Seehunde und Kegelrobben das Signal nicht hören und werden daher auch nicht davon angelockt. Die PAL-Geräte wurden seit 2014 in der professionellen dänischen und deutschen Stellnetzfischerei in der westlichen Ostsee getestet und konnten dabei erfolgreich zur Beifangverringerung beitragen.
Quelle: Wissenschaftsjahr
Mone (Freitag, 03 Februar 2017 20:13)
Danke für diesen gut recherchierten Bericht!
Eva Schmelzer (Mittwoch, 01 Februar 2017 14:48)
Wie erleichterns, einen solchen Bericht zu lesen, der nur Positives für den Umwelt- Meeresschutz verbreitet! Erfreulich, dass so viel doch recht aufwändige Forschungsarbeit geleistet wird, um diese bedrohte Art zu retten und ein so großes Schutzgebiet von Schweden ausgewiesen wird. Vielleicht ist das Prinzip des Warngeräts PAL auch anderswo für andere Walarten einsetzbar?