Quallen
Text: Gudrun Kaspareit
und Wikipedia
Foto: Gudrun Kaspareit
01.03.2022
Quallen sind weltweit auf dem Vormarsch. Warum? Quallen kommen mit sehr sauerstoffarmen Wasser aus. Überall dort, wo Fische mit der schlechten Wasserqualität nicht mehr zurecht kommen, stoßen die Quallen nach. Gut ist das im Gelben Meer zu beobachten. In diesem Meer gibt es einige Zonen, die als Totzonen gelten. (Zu wenig Sauerstoff für Fische, auch Hypoxie genannt) Die Kinderstuben der Fische können dort nicht mehr existieren, wohl aber die der Nomuraquallen. Das treibt japanische Fischer in die Verzweiflung. Oft genug sind ihre Netze voller Quallen, anstatt Fischen. Seit den1970er Jahren haben sich Totzonen in den Meeren und großen Seen an Zahl und Größe in jedem Jahrzehnt verdoppelt. Es gibt sie in allen Meeren. Sie entstehen durch zuviel Düngemittel Eintrag und sonstige Verschmutzung. Das vermehrt das Algenwachstum. Die Algen benötigen Sauerstoff und entziehen diesen den Meeren. Aber Quallen benötigen nur sehr wenig Sauerstoff und kommen auch mit qualitativ schlechtem Wasser zurecht. Teilweise wird aber auch befürchtet, dass der Mensch durch Überfischung das Gleichgewicht zugunsten der Quallen verschieben könnte. Früheste Fossilien belegen, dass es Quallen schon im Kambrium gab, vor ca. 541 Millionen Jahren. In dieser Zeit, als es noch keine Fische gab, waren die Quallen die Hauptprädatoren der Meere. Es gibt auch Quallen, die mit Algen eine Symbiose eingehen und von Photosynthese leben. Quallen sind also sehr alte und sehr erfolgreiche Lebewesen, die einstmals die Meere beherrschten. Wenn wir nicht aufpassen, wird das bald wieder so sein.
Die Nomura Qualle
Die Nomura-Qualle erreicht einen Durchmesser von bis zu zwei Metern und ein Gewicht von bis zu 200 Kilogramm. Ihre Tentakel werden bis zu fünf Meter lang. Sie kommen hauptsächlich in Gewässern zwischen China und Japan vor, vor allem aber im Gelben Meer.
Während früher nur wenige Exemplare gesichtet wurden, findet man sie heute zu Milliarden vor den japanischen und südchinesischen Küsten. Die Gründe dafür sind unter anderem die Überfischung der Meere, die globale Erwärmung und der Schmutz, der vor Chinas Südküsten in die Meere abgegeben wird.
Durch alljährliche Bestandszuwächse kommt es in der japanischen Fischereiindustrie zu großen finanziellen Verlusten, da sich die Nomura-Quallen in den Netzen der Fischer verfangen. Die bereits in den Netzen gefangenen Fische werden durch das hohe Gewicht der Quallen zerquetscht sowie teilweise verschleimt und die Netze reißen unter der Last der Quallen.(Wikipedia)
Die Würfelqualle
Würfelquallen sind aktive, räuberisch lebende Tiere, die in ihrem Bewegungs- und Wanderungsverhalten eher mit Fischen zu vergleichen sind. Sie gehören damit zum Nekton der Meere.
Zu den Würfelquallen gehören die wohl am meisten gefürchteten Quallenarten, darunter die Carucia barnesi, eine Art aus der „Irukandji“-Gruppe, die neben anderen Arten das Irukandji Syndrom auslösen kann, und Chironex fleckeri aus der Gruppe der „Seewespen“, deren Gift einen Menschen unter Umständen innerhalb von wenigen Minuten töten kann.
Am Rand der Exumbrella, also an den Seitenflächen des Würfels bzw. Quaders sitzen perradial in Gruben vier keulen- oder kolbenförmige, relativ große Sinnesorgane. Phylogenetisch sind sie aus umgewandelten Tentakeln entstanden. Auf dem Schirm sind rundum 24 Augen angeordnet. Die Medusen können dunklen Objekten geschickt ausweichen. Das Nesselgift der Würfelquallen gehört zu den stärksten Giften im Tierreich. Es dient dem Beutefang und der Verteidigung gegen Feinde. Das Gift bewirkt den Tod eines Kindes, das damit in Berührung kommt, innerhalb weniger Minuten. Die Würfelqualle kann bis zu 60 Tentakel besitzen, die bis zu 3 m. lang sein können. Es wurde über Todesfälle von Touristen auf den thailändischen Inseln Ko- Phangan und Ko- Samui berichtet.
Ein abwechselndes Füllen und Entleeren ihrer Schirmhöhlung ermöglicht den Tieren eine Fortbewegung durch das Rückstoßprinzip. Es sind relativ schnelle Schwimmer, die zielgerichtet schwimmen, aber auch schnelle 180°-Wendungen durchführen können. Diese Quallen sind aktive Räuber. Die Seewespe ( Chironex fleckeri) gehört ebenfalls zu den Würfelquallen. (Wikipedia)
Portugiesische Galeere
Diese Art gehört zu den Staatsquallen. Staatsquallen (Siphonophorae) sind eine Ordnung stockbildender und freischwimmender Nesseltiere der Klasse der Hydrozoen, deren Stöcke aus je Hunderten bis Tausenden von Polypen bestehen. Die äußere Erscheinungsform der Portugiesischen Galeere ähnelt zwar stark einer Qualle, tatsächlich besteht sie jedoch aus einer ganzen Kolonie voneinander abhängiger Polypen. Eine Vielzahl Polypen schließt sich zusammen, deren Einzeltiere sich nach und nach auf bestimmte Aufgaben wie Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Abwehr oder die Ausbildung von Fangfäden spezialisieren. Dies führt schließlich dazu, dass die Individuen einzeln nicht mehr lebensfähig, sondern auf den Zusammenschluss mit anderen Polypen angewiesen sind.
Die Portugiesische Galeere ist eine typische Art des Pleustons, der auf der Wasseroberfläche treibenden und mit dem Wind verdriftenden Organismen. Sie findet sich in erster Linie im Pazifik, aber auch vor den Kanaren und vor Portugal. Sie ist zudem in der Karibik verbreitet, etwa vor der Küste Kubas.
Anfang Mai 2009 waren vor den spanischen Baleareninseln Mallorca und Formentera erstmals seit einem Jahrzehnt wieder Exemplare an den Küsten aufgetaucht. Die Inselbewohner nennen diese „Carabela portuguesa“ auch „Botella azul“ (dt. blaue Flasche). 2001, im Juni 2010 und im Mai 2018 kam es auch in dem Inselarchipel von Malta zu Sichtungen.Im August 2010 wurde ein gehäuftes Vorkommen der Portugiesischen Galeere an der nordspanischen Atlantikküste im Baskenland und in Kantabrien beobachtet. Im April 2018 wurden mehrere Exemplare am Strand von Migjorn (Süd-Küste) von Formentera gesichtet und der Strand von Migjorn auf Formentera wurde für Schwimmer gesperrt. Im Oktober 2019 wurden Portugiesische Galeeren vor Kerry in Irland gesichtet.
Hauptgründe für das verstärkte Auftreten von Quallen im Allgemeinen ist zum Einen die Überfischung der Thunfische, der Temperaturanstieg der Meere, sowie größeres Nahrungsangebot durch Überdüngung, was zu verstärktem Algenwachstum führt.
Die bläulich schimmernde bis 30 cm messende sackförmige Gasblase (Pneumatophore) sorgt für den Auftrieb. Sie ist gefüllt mit einem Gasgemisch bestehend aus durch die Haut diffundierter Umgebungsluft und in einer „Gas-Drüse“ aus Alpha-Aminosäure. Bei Gefahr kann das Tier die Gasblase leeren und so innerhalb von Sekunden abtauchen.
Das kammähnliche Segel wird nur bei Wind aufgerichtet, sonst würde die Portugiesische Galeere austrocknen. Während der Drift schaukelt sie immer wieder rechts und links, um sich feucht zu halten. Durch Steuerung ihrer Fangarme kann sie gerade soviel manövrieren, dass ihre Großverbände von mehreren tausend Exemplaren zusammen bleiben. Die zahlreichen blauen, weißen oder rotvioletten Tentakel sind bis zu 50 Meter lang. Das Gift der Nesselzellen ist sehr schmerzhaft, aber meist nicht tödlich. (Wikipedia)
Cassiopea
Die Mangrovenqualle, oder Cassiopea wird im Englischen auch Upside Down Jellyfish (etwa: Auf dem Kopf stehende Qualle) genannt, da sie nicht, wie andere Quallen, durch die Meeresströmung umhergetrieben wird, sondern sich dauerhaft am Meeresboden festsetzt. Dabei sind die Tentakel nach oben in Richtung Sonnenlicht gewandt, die Qualle steht kopf. Außerdem lebt diese Gattung in Symbiose mit Algen, die sich in den Tentakelgeweben befinden und dort Photosynthese betreiben. Zwar besitzen auch Mangrovenquallen Nesselzellen (Nematocyten), die Cassiosomen, diese dienen aber vorrangig der Verteidigung und können beim Menschen leichte Juckreize und Hautirritationen verursachen. Die Cassiosomen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie mit Schleim ins freie Wasser entlassen werden können und so außerhalb des Körpers der Qualle wirksam werden können. Dies wurde als eine Erklärung für das Phänomen des „stechenden Wassers“ postuliert, bei dem Taucher davon berichten, auch ohne Berührung einer Qualle ähnliche Hautreizungen zu spüren. Obwohl sie kein zentrales Nervensysthem hat, wurde bei Cassiopea ein schlaf-ähnlicher Zustand beobachtet. (Wikipedia)
Dies ist nur eine kleine Auswahl der Quallenarten, welche die Meere bevölkern. Sie sind faszinierende Tiere, aber sie können Schwimmern auch gefährlich werden. Sie waren eine der ersten Arten in den Meeren und sie werden auch eine der letzten Arten sein, die noch in den Meeren leben können, wenn wir die Ozeane weiter zerstören.
Eva Schmelzer (Dienstag, 15 März 2022 17:52)
Diese Artikel stellt eine wunderbare Zusammenfassung von allem Interessanten dar, das dieser einzigartigen Art zu eigen ist. Ich finde diese Tiere schon seit meiner Kindheit faszinierend (und auch ein wenig respekteinflößend, als mich als kleines Mädchen eine hellbraune Nesselqualle in der Nordsee beim Baden berührte. Aber dieses Brennen ist ja kaum mehr als die Berührung mit einer Brennnessel.)
Dass die Art schon derart alt ist, also mindestens 541 Mio. Jahre, und gute Chancen hat, die Spezies Mensch und andere Säugetiere zu überdauern, ist nahezu einzigartig und wahnsinnig beeindruckend.